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Tausende Menschen hoffen in Deutschland auf eine lebensrettende Organtransplantation. Doch die Entscheidung dazu fällt potenziellen Spenderinnen und Spendern sowie ihren Angehörigen oft alles andere als leicht. Bildrechte: picture-alliance/ dpa | Frank May

OrganspendeLebend Organe spenden: Experten setzen auf Verwandte, Eheleute und Freunde von Betroffenen

03. Juni 2023, 18:05 Uhr

Hoher Bedarf, niedrige Spendenbereitschaft: Am 3. Juni ist Tag der Organspende. Experten vom Uniklinikum Dresden sehen in Lebendspenden eine Chance, Wartezeiten zu verkürzen und die Überlebenschancen von Betroffenen zu erhöhen, auch wenn natürlich nicht alle Organe lebend gespendet werden können. Gefragt sind hier vor allem nahe Verwandte, Ehepartner und Ehepartnerinnen sowie enge Freunde.


Angesichts langer Wartelisten auf Spenderorgane wollen Experten des Universitätsklinikums Dresden einen stärkeren Fokus auf Lebendspenden richten. "Um möglichst vielen Patientinnen und Patienten die Chance auf ein Spenderorgan zu geben, müssen sich die in den letzten Jahren auch im europäischen Vergleich extrem niedrigen und weiter abnehmenden Organspendezahlen deutlich verbessern", mahnte der Medizinische Vorstand Michael Albrecht am Sonnabend.

Tausende Betroffene warten auf Spenderorgane

Nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation war die Zahl der Organspenden in Sachsen 2022 nach zwei Jahren mit positivem Trend voriges Jahr wieder gesunken. Bundesweit gab es demnach im vergangenem Jahr 869 sogenannte postmortale Organspender, ein Minus von fast 7 Prozent gegenüber dem Jahr 2021. In Deutschland würden, der Stiftung zufolge 8.500 Menschen auf eine lebensrettende Transplantation warten.

Bei jährlich hunderten Patienten verschlechtere sich der Gesundheitszustand so dramatisch, dass eine Transplantation nicht mehr möglich sei oder sie während der Wartezeit sterben, weil nicht rechtzeitig ein passendes Organ gefunden werde. So starben im vergangenen 74 Herzpatienten, 47 Lungenkranke und 324 Nierenpatienten, die auf der Warteliste standen.

Allein rund 6.600 Menschen brauchen eine neue Niere. Das sind viermal so viele Patienten, wie Transplantate im Jahresverlauf nach Deutschland vermittelt werden konnten. Insgesamt sind sogar hunderttausend Menschen auf die Dialyse angewiesen. Zum Teil lassen sich diese Patienten gar nicht mehr auf die Warteliste setzen, weil sie keine Hoffnung haben.

Nahe Verwandte, Eheleute und enge Freunde können lebend Leben retten

Eine Transplantation ist somit ein Eingriff, der Betroffene emotional noch lange nach dem Eingriff begleitet. Oft wird Organspende mit Tod, Verlust, Krankenhaus assoziiert. Aber immer öfter auch: mit Leben. "Die Lebendspende spielt eine immer wichtigere Rolle," ist Michael Albrecht vom Uniklinikum Dresden überzeugt. Lebend gespendet werden können Niere und Teile der Leber. Bundesweit werde bereits gut jede vierte Niere (27 Prozent) Lebendspenderinnen und -spendern entnommen. Auch am Dresdner Uniklinikum werden Lebendspenden den Angaben nach immer wichtiger. In den vergangenen 28 Jahren seien 1.300 Nieren transplantiert worden, davon 245 von einer lebenden Person.

In Frage kämen dabei laut Transplantationsgesetz Verwandte ersten und zweiten Grades wie Ehe- und Lebenspartner oder Eltern. Potenzielle Lebendspender könnten aber auch enge Freundinnen und Freunde sein, betonte Oberärztin Juliane Putz.

Große Vorbehalte gegen Lebendspende

Allerdings gibt es Michael Albrecht zufolge oft große Vorbehalte gegen eine Lebendspende. Hier setzen die Mediziner auf mehr Aufklärung. Ein gesunder Mensch könne meist ohne wesentliche Einschränkungen mit nur einer Niere leben, hieß es.

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MDR (kav), dpa/afp

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | MDR AKtuell 12 Uhr | 03. Juni 2023 | 12:12 Uhr