Ruhestand Nachfrage nach ehrenamtlicher Rentenberatung steigt in Sachsen rasant

09. Januar 2023, 17:30 Uhr

Knapp 300.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer der sogenannten Babyboomer-Generation werden in Sachsen bis 2035 in den Ruhestand gehen. Viele möchten sich jetzt beraten lassen. Doch Vor-Ort-Termine bekommen sie oftmals nur bei ehrenamtlichen Versichertenberatern. Und die sind überlastet, ihre Terminkalender randvoll.

Hannelore Hunold berät Menschen, die in Rente gehen wollen. "Rentenberaterin" darf sie sich offiziell nicht nennen. Dies ist ein geschützter Begriff für die privaten Rentenberater. Hannelore Hunold nennt sich "Versichertenberaterin".

Die frühere Mitarbeiterin einer großen Krankenkasse hat sich das Fachwissen in 30 Jahren Ehrenamt angeeignet. Außerdem wird sie bei ihrer Tätigkeit von der Deutschen Rentenversicherung Bund unterstützt. Eine fordernde Aufgabe, dann laut Hunold muss sie ständig auf dem Laufenden bleiben und Weiterbildungen machen, um den Anschluss nicht zu verlieren.

Sie müssen ständig auf dem Laufenden bleiben, ständig Weiterbildungen mitmachen. Deswegen habe ich auch gesagt, ich möchte nie eine Pause drin haben, dann hast du den Anschluss verpasst.

Hannelore Hunold ehrenamtliche Versichertenberaterin

Mehrmals im Monat bietet die 72-Jährige ihren Rentenberatungsservice an - in der Gemeinde Moritzburg, in Meißen oder im Familienzentrum in Radebeul. Sie ist eine von 4.500 ehrenamtlichen Beraterinnen und Beratern deutschlandweit. Das sind weit mehr als die hauptamtlichen Berater bei der Deutschen Rentenversicherung.

Auskunfts- und Beratungsstellen Deutsche Rentenversicherung: - 1.670 Beraterinnen und Berater
- Servicetelefon: 420 Mitarbeiter
- 4.500 ehrenamtliche Versichertenberaterinnen und -berater
Deutsche Rentenversicherung Bund

Beratungsbedarf der Babyboomer-Generation steigt

Bis 2035, so rechnet es das Statistische Landesamt in Kamenz vor, werden dem sächsischen Arbeitsmarkt knapp 300.000 Menschen fehlen. Dass der Beratungsbedarf steigt, bekommt auch Hannelore Hunold deutlich zu spüren. "Jetzt wurde ja von politischer Seite gesagt: arbeiten bis 67, möglichst ohne Abschlag. Und jetzt werde ich praktisch überrannt", erzählt sie. "Alle Leute wollen jetzt wissen, kann ich mit 63 gehen? Kann ich mit 45 Jahren gehen ohne Abzug?"

Rentenberatung oftmals nur online oder telefonisch

In Corona-Zeiten haben viele Rentenberatungsstellen ihren Service vorwiegend auf telefonische und/oder Online-Beratungen umgestellt. Etliche Auskunftsstellen haben dies bislang beibehalten. Das jedenfalls ist die Erfahrung vieler, die sich von Hannelore Hunold beraten lassen. Oft könne am Telefon nicht alles geklärt werden.

"Als angehender Rentner muss ich sagen, das ist eigentlich Sache des Staates, den Leuten bei den Rentenbescheiden zu helfen", sagt Günter Bartsch, der kurz vor seinem Renteneintritt steht und dankbar ist über die kompetente Unterstützung von Hannelore Hunold.

Fakt ist, dass die Kunden nicht nur telefonisch beraten werden wollen, so Hannelore Hunold. "Die Deutsche Rentenversicherung in Dresden ist eigentlich da, bietet aber nur telefonische Beratungstermine, vor Ort kann man nichts machen im Moment", bedauert Gunther Rading. Er habe  bereits im Sommer für seine Frau vergeblich versucht, in Dresden bei der Deutschen Rentenversicherung eine persönliche Beratung zu bekommen. Die Deutsche Rentenversicherung Mitteldeutschland verweist darauf, dass es seit Mitte 2022 wieder Präsenztermine gebe. 

Im Schnitt 270 bis 300 Rentenanträge unterstützt Hunold im Jahr, dazu kamen im Jahr 2021 mehr als 600 ehrenamtliche Beratungen. Die nächsten Termine bei ihr sind längst vergeben. Die Stadt Nossen habe kürzlich angefragt, ob sie auch dort beraten könne. 

Wie wird man ehrenamtlicher Versichertenberater? Versichertenberaterin oder -berater bei der Deutschen Rentenversicherung Bund kann werden, wer:

- volljährig ist
- rentenversichert ist oder Rentenbezieherin bzw. Rentenbezieher
- in Deutschland wohnt oder arbeitet
- sein Versichertenkonto bei der Deutschen Rentenversicherung Bund hat

MDR (ali)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 11. Januar 2023 | 19:00 Uhr

4 Kommentare

Karl Schmidt am 10.01.2023

@Atheist:

Wieso sollten Sie für "dieses Land" arbeiten müssen???
Sie leben doch gar nicht in Sachsen, sondern nach gern wiederholtem, eigenem Bekunden in Bayern....

Sachsen-Anhaltinerin am 08.01.2023

Reuter4774: Welcher Staat, warum unselbständig, warum Antrag? Die Rentenversicherung - ein Staat im Staat! Genau hier krankt wieder das System! Wollen wir uns noch Jahrzehnte mit Anträgen aller Art beschäftigen? Sämtliche Daten müssen hinterlegt sein. Unzählige Male, über Jahre hinweg, wurden Rentenklärungen durchgeführt. Mittlerweile sollten alle Daten digitalisiert sein. Kurzer Zweizeiler sollte genügen. Oder sollen weiterhin Herrscharen in Ämtern beschäftigt werden?

Atheist am 08.01.2023

Meine Rente ist seit dem 01.01. 2023 sicher.
Keine Sekunde möchte ich mehr für dieses Land arbeiten, ein Land das meinem Enkel Bildung verweigert aber die ganze welt finanziert

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