Großes Ziel "Saxonz" wollen 2024 zu Olympia - Sportförderung bleibt bislang aus
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Breaking - im Volksmund auch als Breakdance bezeichnet - feiert bei den Olympischen Spielen in Paris 2024 Premiere. Da es auch in Sachsen international erfolgreiche B-Boys und B-Girls, so heißen die Tanzenden, gibt, wollen Akteure professionelle Strukturen aufbauen. Doch dazu fehlt ihnen Sportförderung. Initiator Felix Roßberg stößt mit seiner Vorschlägen zwar auf Zuspruch - geht es um konkrete Fördergelder, wird er vertröstet.

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Seit 2019 versucht Tänzer und Tanztrainer Felix Roßberg beim Landessportbund Sachsen Unterstützung für das Breaken zu bekommen, um sächsische Sportler fit für die Olympischen Spiele 2024 zu machen. In Paris feiert das Breaken - im Volksmund als Breakdance bekannt - Premiere. Gute B-Girls und B-Boys gibt es in Sachsen, ist Roßberg überzeugt, der selbst bei den international erfolgreichen Saxonz aktiv ist und den Nachwuchs trainiert. Aber es fehle ihm aber Unterstützung, sagt er. Konkret geht es um Sportförderung und ganz genau um 170.000 Euro.
170.000 Euro für professionelles Training nötig
Diese Summe sei nötig, um professionelle Trainingsstrukturen mit Tanztrainern, Ausscheidungswettkämpfen, Preisrichtern und physiotherapeutischer sowie sportmedizinischer Betreuung der Aktiven, hat Roßberg ausgerechnet. Zweieinhalb Mitarbeitendenstelle hat Roßberg für die gesamte Arbeit kalkuliert. Deren Lohn sei in der Gesamtsumme enthalten. Die komplette Organisation könne unter dem Dach des vor einiger Zeit im Umfeld der Saxonz gegründeten Vereins "84' Til - Zentrum für urbane Kultur" Dresden erfolgen.
Landesstützpunkt ja - Geld vielleicht
Dass Roßberg die nötige Summe irgendwann erhält, scheint zurzeit mehr als fraglich. Zwar darf er die Trainungsräume ganz im Osten Radebeuls offiziell "Landesstützpunkt" nennen, Geld für einen solchen gibt es aber nicht. Und so fehlen dort ganz simple Dinge, wie etwa Duschen. Für sein Bemühen bekommt er wohlwollende Worte zur hören. Radebeuls Oberbürgermeister Bert Wendsche sagte bei seinem Besuch zu, Fördermöglichkeiten prüfen zu lassen. Wenig später teilte der Zweite Bürgermeister, Winfried Lehmann, mit, die Sportförderrichtlinie unterstütze nur Vereine, die auch ihren Sitz in Radebeul haben. Er bot aber weitere Gespräche an - gemeinsam mit dem Sportförderer der Stadt Dresden.
Denn die Stadtgrenze ist ein Hindernis: Ähnliches hat Felix Roßberg schon in Dresden erfahren. Die Landeshaupstadt unterstütze zwar den Verein, könne aber keine Veranstaltung in dessen Radebeuler Tanzstudio fördern.
Landessportbund verweist auf Tanzverband
Der Landessportbund (LSB) verweist auf die Zuständigkeit des Landestanzsportverbandes unter seinem Dach. In naher Zukunft wollen Sportbund und Tanzverband über Breaking sprechen - drei Jahre, nachdem Roßberg erstmals beim Landesportbund vorstellig wurde.
Die Möglichkeiten einer Förderung sind unterschiedlich. Daher ist es notwendig, den Status zu klären und die Förderintention zu definieren.
Dem LSB lägen bislang keinerlei Konzeptionen, Kaderberufungen oder Förderanträge für sächsische Breakerinnen und Breaker vor, so eine Sprecherin.
Tanzsportverband will helfen
Die Geschäftsstelle des Landestanzsportverbandes steht in engem Kontakt mit Roßberg und seinen Mitstreitern. "Wir als Verband versuchen alles, was irgendwie geht, zu ermöglichen." Fördergelder müsse der Verband jedoch immer von anderen Tanzsparten abziehen.
Wir sind offen für Neues, zumal auch wir einem Trend unterlegen sind, was den Tanzsport angeht. Natürlich ist immer noch Standard/Latein das Hauptaugenmerk, aber die Anzahl der Tanzenden in diesem Bereich geht stetig zurück. Andere Tanzarten kommen in den Vordergrund, besonders in den letzten Jahren das Jazz-Modern-Contemporary, eine Tanzart in Formationswettkampf.
Verband: Schlüssiges Konzept liegt vor
Der Tanzsportverband bescheinigt: "Herr Roßberg hat ein schlüssiges Kaderkonzept erstellt, welches nun in den nächsten Tagen zum LSB geht, damit wir überhaupt eine Grundlage zur Diskussion haben." Inwieweit dann weitere Mittel zugedacht würden, könne man nicht abschätzen. "Und auch wenn es Leistungszentren mittlerweile gibt, heißt das nicht gleichbedeutend Geld dafür." Es sei schwer, gegen alte Strukturen anzukämpfen, beobachtet der Landestanzsportverband. Roßberg kämpft unterdessen gegen die Zeit. "2024 rückt näher", sagt er und ergänzt: "Daran ändert auch die Corona-Zwangspause nichts."
Innenministerium sieht Verantwortung bei Sportbund
Politische Unterstützung aus der Landesregierung kann Roßberg offenbar nicht erwarten. Das für Sport und Sportförderung zuständige Sächsische Innenministerium verweist bürokratisch auf die Zuständigkeit des Landestanzsportverbandes. "Die Aufstellung eines sächsischen Olympiakaders für Breakdance obliegt der Autonomie des Sports", teilte das Ministerium mit. Die Förderung der Landesfachverbände, Kreis- sowie Stadtsportbünde und Vereine im Freistaat Sachsen sei durch den Zuwendungsvertrag zwischen dem Landessportbund Sachsen und dem Innenministerium geregelt.
Die Intention, den sächsischen Breakdancern eine Teilnahme an den Olympischen Spielen 2024 in Paris zu ermöglichen, wird begrüßt. Es bedarf dafür ein klares Bestreben des Landestanzsportverbandes Sachsen als zuständiger Landesfachverband [sic.] und die Schaffung von Leistungssportstrukturen im sächsischen Breakdance.
"Saxonz" für Sachsenwerbung gut geeignet
Die Sächsische Staatskanzlei teilte auf Anfrage mit, die "Saxonz" seien in den vergangenen Jahren immer wieder Werbepartner von "So geht sächsisch" gewesen und hätten für den Freistaat Sachsen verschiedene Auftritte absolviert. Die Breakdancer sind hervorragende Botschafter für Sachsen. Das neue Thema Olympia habe mit diesen Kooperationen allerdings nichts zu tun. "So geht sächsisch" ist keine Sportförderung sondern schließe Werbepartnerschaften für konkrete Projekte, hieß es. Nun wollen die Tänzer sich aber international sportlich beweisen - und nicht nur vor der Politik ihre Moves und Freezes zeigen.
Meisterschaft ehrenamtlich organisiert
Deshalb soll am 12. März in Dresden eine Meisterschaft auf Sachsenebene organisiert werden, kündigt Felix Roßberg an und nennt es Landeskadersichtung. Das meiste werde ehrenamtlich auf die Beine gestellt, denn auch die Sponsorensuche sei nicht einfach.
Die besten Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen - als sächsischer Kader - animiert werden, an drei bundesweiten Ausscheiden teilzunehmen. "Ich bin sicher, wir haben Talente, die auf Niveau der Olympischen Spiele tanzen können." Diese müssten nur unterstützt und gefördert werden, um optimal trainieren zu können, so Roßberg. Aufgeben will er sein Vorhaben noch nicht.
MDR (lam)