Sachsens größtes Volksfest Finanzierungsprobleme: Änderungen am "Tag der Sachsen" gefordert

24. Januar 2023, 08:12 Uhr

Nach vier Jahren Pause soll der "Tag der Sachsen" 2023 endlich wieder stattfinden. Im vergangenen Jahr aus Kostengründen in Frankenberg abgesagt, klafft auch bei der diesjährigen Ausrichterstadt Aue-Bad Schlema eine Finanzierungslücke. Da drängt sich die Frage auf, ob Sachsens Riesenfete in jetziger Form noch zeitgemäß ist.

Damit dieses Jahr der Neustart für den "Tag der Sachsen" gelingt, fließen mehr als eine Million Euro Fördermittel vom Freistaat nach Aue-Bad Schlema - die diesjährige Ausrichterstadt. Das sind 300.000 Euro mehr als noch vor vier Jahren, als Riesa das Fest zuletzt feierte, betont Kuratoriums-Präsident Matthias Rößler: "Wir haben ganz bewusst jetzt noch was draufgelegt, um diesen Restart in Aue-Bad Schlema zu bewirken. Das ist dann auch die Grenze unserer Möglichkeit."

Rößler betont zugleich, dass sich eben nur Städte bewerben könnten, die sich das auch leisten können und wollen: "Die Größe und die finanzielle Kraft sind die Voraussetzung für die Bewerbung." Der Kuratoriums-Präsident sieht dabei die Zukunft des Festes als gesichert, Interessenten seien bis 2027 vorhanden. Doch die Zahl der Bewerber wackelt: Interessieren sich für das Jahr 2025 noch zwei Städte für eine Bewerbung, sei es danach jeweils nur noch eine.

Wir haben ganz bewusst jetzt noch was draufgelegt, um diesen Restart in Aue-Bad Schlema zu bewirken. Das ist dann auch die Grenze unserer Möglichkeit.

Matthias Rößler Präsident Kuratorium "Tag der Sachsen"

Aue-Bad Schlema kämpft mit Finanzloch von zwei Millionen Euro

Der Auer Bürgermeister hat unterdessen einen "Bettelbrief" angekündigt, um weitere Hilfen vom Freistaat zu fordern. Denn: Aue-Bad Schlema brauche weiter Geld, es fehlten aktuell immer noch etwa zwei Millionen Euro. Gleichzeitig plant die Stadt zusammen mit dem Freistaat einen gemeinsamen Spendenaufruf, sagt Stadtsprecherin Jana Hecker: "Ein Tag der Sachsen kann nicht dazu führen, dass Kommune oder Freistaat ausgeplündert werden. Dafür ist es nicht gedacht."

Ausbleibende Bewerber wegen hoher Risiken

Unkalkulierbare Kosten und Risiken waren der Grund, warum sich der Stadtrat von Zittau 2020 gegen eine Bewerbung zum "Tag der Sachsen" entschied, erklärt Oberbürgermeister Thomas Zenker. "Ein Tag der Sachsen darf natürlich nicht investive Projekte einer Kommune in Frage stellen. Er darf nicht dazu führen, dass eine Kommune danach gar nicht mehr weiß, wie sie weiterkommt."

Thomas Zenker, der Oberbürgermeister von Zittau.
Thomas Zenker (Wählergemeinschaft "Zittau kann mehr e.V.") ist Oberbürgermeister von Zittau. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Miriam Schönbach

Ein Tag der Sachsen darf natürlich nicht dazu führen, dass eine Kommune danach gar nicht mehr weiß, wie sie weiterkommt.

Thomas Zenker Oberbürgermeister von Zittau

Das Konzept müsse überarbeitet werden, so Zenker. Der "Tag der Sachsen" müsse sich beispielsweise nicht auf eine einzelne Stadt beziehen, sondern könne auf eine ganze Region ausstrahlen. Für Zittau hieße das konkret: das Dreiländereck zu Tschechien und Polen mit einbeziehen.

Städte- und Gemeindetag: Änderungen angesichts leerer Kassen nötig

Auch für den stellvertretenden Geschäftsführer des Städte- und Gemeindetages, Ralf Leimkühler, drängen sich angesichts leerer Kassen der Kommunen für den "Tag der Sachsen" Fragen auf: "Ist die derzeitige Förderung noch ausreichend, angesichts der gestiegenen Kosten? Sollte man das Fest jedes Jahr durchführen wie bisher oder macht man es aller zwei Jahre?" Das seien wichtige Fragen, über die das Kuratorium entscheiden müsse, sagt Leimkühler.

Festumzug beim Tag der Sachsen
Seit vier Jahren konnten die Sachsen ihre Riesenfete nicht mehr feiern. Nun soll sie in Aue-Bad Schlema wieder durchstarten. (Archivbild) Bildrechte: MDR/Matthias Wetzel

Linke: "Tag der Sachsen" zusammen mit Landesgartenschau abhalten

Unterdessen fordert der Vorsitzende der Fraktion Die Linke im Sächsischen Landtag, Rico Gebhardt, eine Neuausrichtung der Sachsenfete. Wenn der Freistaat ein solches Fest ausrichtet, warum zahle er auch nicht komplett dafür, fragt der Linken-Politiker. Seine Idee: Den "Tag der Sachsen" in der gleichen Stadt ausrichten, in der auch die Landesgartenschau stattfindet. Gebhardt argumentiert: "Es ist schließlich seit Jahren ein offenes Geheimnis, dass Städte zur Durchführung des 'Tages der Sachsen' mit dem Zuschlag für die Landesgartenschau 'geködert' werden."

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 23. Januar 2023 | 19:00 Uhr

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