Tage des offenen Weingutes Auf dem Weinberg in Merbitz: Hobby-Winzer führen Familientradition fort

28. August 2022, 13:51 Uhr

Am letzten Wochenende im August öffnen die sächsischen Winzerinnen und Winzer ihre Weinberge. Neben den großen Weingütern in Radebeul und Meißen beteiligen sich auch kleine Familienbetriebe an der Aktion. MDR SACHSEN hat einen Weinberg in Merbitz besucht.

Die Luft über dem Elbtal steht an diesem Spätsommertag. Am Himmel über der Landeshauptstadt braut sich ein heftiges Gewitter zusammen, doch noch bringen die Wolken keine Abkühlung. Hier, etwas außerhalb von Dresden, zwischen Zschonergrundbad und Autobahn, liegt Merbitz. Ein Feldweg führt vom Dorfplatz, vorbei an weißen Sandsteinmauern, zum Weingut der Familie Goldmann.

Tag des offenen Weinbergs

Wie viele sächsische Weingüter haben auch die Goldmanns am Wochenende die Tore zu ihren Anbauflächen geöffnet. Am "Tag des offenen Weinbergs" haben sich die Winzerinnen und Winzer im Freistaat am Sonnabend und Sonntag über die Schulter schauen lassen. Besonders für kleinere Familienbetriebe ist das eine Chance, sich zu zeigen. Denn der Weinanbau in Sachsen ist viel mehr als Wackerbarth und Proschwitz.

Sächsische Weinstraße bringt Aufschwung

Seit 30 Jahren gibt es die "Sächsische Weinstraße" entlang der Elbe. Auf den Weinbergen in Pillnitz, Dresden, Radebeul, Coswig, Weinböhla oder auch Meißen haben sich mittlerweile etliche Weingüter, Winzerstübchen oder Strauß- oder Besenwirtschaften etabliert. Die Anbaufläche ist laut Tourismusverband von 314 Hektar zur Wendezeit auf aktuell rund 500 Hektar angewachsen. Die Weinstraße habe die vergessene und bis ins 12. Jahrhundert zurückreichende Weinbautradition wiederbelebt, einhergehend mit einem Aufschwung in Tourismus und Gastronomie.

Weinanbau als Familientradition

Auch der "Henkers Weinberg" in Merbitz ist Teil dieser Tradition. Er trägt noch den alten Familiennamen von Anett Goldmann. Schon ihr Vater hat auf dem Land über dem Zschonergrund Wein angebaut. Nun führen Sie und ihr Mann die Tradition fort. "Es ist ein Hobby - ein zeitintensives Hobby", erzählt Andreas Goldmann. Eigentlich arbeiten beide in einem Dresdner Theater. Aber die Reben bestimmen den Alltag.

Auf den Hängen wächst vor allem Weißwein wie Müller-Thurgau. "Wir haben fruchtbaren Boden hier und eine wasserführende Gesteinsschicht", erklärt Andreas Goldmann. Das sei Segen und Fluch. Segen, denn die Reben am Hang sind mehr als 20 Jahre alt. Die Wurzeln reichen tief. Auch trockene Sommer wie in diesem Jahr machen dem Wein kaum etwas aus. "Erst wenn hier der Wein vertrocknet, dann hat die Menschheit ein Problem", sagt er lachend.

Und der Fluch? "Gras, Reben und Unkraut wachsen hier sehr schnell. Wenn wir mit mähen und stutzen fertig sind, dann fangen wir auf der anderen Seite wieder an", sagt Anett Goldmann. So geht das von März bis in den Oktober. Dann ist die Weinlese vorbei und die Trauben des "Henkers Weinbergs" bei der Winzergenossenschaft Meißen. Dort werden sie zusammen mit der Lese anderer Weinbauern in Merbitz zu einem Lagenwein vergoren. "Das heißt: Die Trauben, die dann in der Flasche sind, kommen wirklich von hier", so Andreas Goldmann.

Sächsischer Weißwein trifft Geschmack

Der weiße, leichte Wein sei beliebt, meint Andreas Goldmann. Auch wenn es ist nicht die günstigsten Flaschen im Regal sind. Rund 15 bis 20 Euro die Flasche, je nach Jahrgang, kosten die Weine aus den Meißner Anbaugebieten. Das liege vor allem daran, dass der Weinanbau hier per Hand passiert. Die Hänge sind zu steil, die Flächen zu klein für großes Gerät und schwere Maschinen. Für Andreas Goldmann ist das durchaus etwas Besonderers. "Pflege und Ernte - all das passiert hier mit der Hand, der Schere und der Blase am Finger!", sagt er mit Stolz in der Stimme.

Weinberg mit Zukunft

Im nächsten Jahr will Familie Goldmann vielleicht eine kleine Besenwirtschaft am Weinberg eröffnen. Die Pfade über dem Zschonergrund sind ein beliebtes Wandergebiet, der perfekte Ort für eine kleine Einkehr. Aber jetzt bereiten sich die beiden erst einmal auf die kommenden Wochen der Weinlese vor. Im September geht es los. Dann ist für ein paar Wochen harte Arbeit gefragt. Bis dann Ende Oktober Ruhe einkehrt auf dem "Henkers Weinberg" in Merbitz. Dann ist die letzte Traube gelesen und die letzte Flasche verkork - bis im neuen Jahr alles von vorn beginnt.

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten Studion Dresden | 26. August 2022 | 13:30 Uhr

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