Künstlerischer NachlassKünstler-Tochter überrascht vom Interesse vieler Menschen
Seit vielen Jahren verwaltet Ulrike Zille aus Lohmen bei Pirna das Erbe ihres verstorbenen Künstler-Vaters. Sie wird vor der schweren Entscheidung stehen, welche Kunstwerke des Dresdner Malers einmal erhalten und welche vernichtet werden müssen. Auf ihre schwierige Situation hat sie in einem Artikel von MDR SACHSEN aufmerksam gemacht. Viele besorgte Menschen hätten sich daraufhin bei ihr gemeldet, berichtet die Künstler-Tochter.
Es ist erst wenige Tage her, als Ulrike Zille über die großen Herausforderungen sprach, die die Verwaltung des Künstler-Nachlasses ihres verstorbenen Vaters mit sich bringt. Sie sagte MDR SACHSEN, dass sie vor der schweren Aufgabe stehen wird, eine Auswahl an Kunstwerken zu treffen, der Rest müsse vernichtet werden. Museen, Depots und Galerien nehmen in nur sehr begrenztem Umfang Nachlässe auf, da der Platz dort nicht ausreicht.
Besorgte und erschütterte Anrufe aus ganz Deutschland
Die Resonanz auf den MDR-Bericht sei groß gewesen, berichtet nun die Künstler-Tochter: "Wir waren über das große Interesse und große Sorge bei vielen Menschen überrascht." Das Telefon klingelte mehrmals, besorgte E-Mails aus Sachsen, Brandenburg, Thüringen, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein gingen ein.
Einige hätten erschüttert gefragt, warum sie denn Kunstwerke zerstören müsse, erzählt Ulrike Zille. Doch sie könne beruhigen. "Derzeit vernichte ich keine Bilder. Das wäre erst die letzte Konsequenz, wenn ich einmal nicht mehr bin und die Bilder nicht in Museen oder Privatsammlungen verkauft sind", sagt die 47-Jährige. Die arbeitsintensive Aufgabe des Künstlernachlasses wolle sie ihrer Tochter nicht aufbürden.
Keine Kunstwerke für den Trödelmarkt
Viele Ideen seien per Mail oder Telefon bei Ulrike Zille eingegangen. Ein Mann habe sich etwa gemeldet, dessen Haus gerade fertig geworden sei. An den leeren Wänden könne er gerne ein paar Gemälde aufhängen. Doch das sei nicht so einfach, sagt Zille. "Ich möchte mich erst einmal bei allen bedanken, die Interesse und Sorge geäußert haben", sagt sie.
Ich kann mich nicht einfach auf den Trödelmarkt stellen oder die Bilder bei Ebay verkaufen.
Ulrike Zille | Tochter des Dresdner Künstlers Rainer Zille
Da ihr Vater auf dem Gebiet der ehemaligen DDR eine gewisse Berühmtheit hatte und er sich einen gewissen Wert erarbeitet habe, seien beispielsweise Schenkungen nicht so einfach. Eine entsprechend hohe Schenkungssteuer falle dann an, erklärt Zille. Es handle sich nicht um Hobbykunst, sondern um professionelle Malerei: "Ich kann mich nicht einfach auf den Trödelmarkt stellen oder die Bilder bei Ebay verkaufen."
Galerien melden sich bei Künstler-Tochter
Ulrike Zille freue sich über jedes Interesse für die Kunst ihres Vaters. Über Leihgaben oder Mietkäufe könne man gerne sprechen. Der Künstler-Tochter sei jedoch wichtig, dass Interessierte die Kunstwerke persönlich kennenlernen. "So bin ich auch aktuell mit ernsthaften Interessenten verblieben", erklärt Zille.
Neben privaten Kunstliebhabern haben sich nach dem MDR-Bericht bei Ulrike Zille auch mehrere Galerien in Dresden und Chemnitz gemeldet, die Bilder von Rainer Zille ausstellen möchten. Auch die Stadt Merseburg in Sachsen-Anhalt als Geburtsstadt des Künstlers habe Interesse gezeigt, Bilder von ihm möglicherweise in einem öffentlichen Gebäude zu zeigen. "Es hat viel an Fahrt aufgenommen. Darüber freue ich mich sehr", sagt Ulrike Zille.
Künstlernachlass braucht Aufmerksamkeit
Vor allem freue sie sich darüber, dass das Thema Künstlernachlass allgemein mehr Aufmerksamkeit erfährt. Viele andere Angehörige verstorbener Künstlerinnen und Künstler müssten Wege für diese große Herausforderung finden, betont sie. Sie nennt das Beispiel der Künstlergruppe B53, deren Vertreter mittlerweile verstorben sind und sich die Angehörigen um den Nachlass kümmerten.
Jubiläumsausstellung in der Geburtsstadt
Für Ulrike Zille geht die Arbeit weiter, um das Vermächtnis ihres Vaters wach zu halten. Aktuell bereitet sie die Jubiläumsaustellung zum 80. Geburtstag des Malers in der Stadt Merseburg vor, die diesen November eröffnen soll. Danach will sie beginnen, seine Kunstwerke zu digitalisieren.
MDR (phb)