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FlüchtlingsunterkunftBerggießhübel: Schlossherr bestreitet Vermietungsangebot - Landratsamt widerspricht

29. September 2023, 20:00 Uhr

Große Verwirrung um Schloss Friedrichsthal in Bad Gottleuba-Berggießhübel. Angeblich sollte es als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden. Dagegen gingen Bewohner der Kurstadt und von auswärts angereiste Demonstranten auf die Straße. Einen Tag später erklärt das zuständige Landratsamt, der Schlossbesitzer habe sein Angebot zurückgezogen. Doch der sagt, es gab nie eines. Gab es ein Missverständnis? Dem widerspricht das Landratsamt. Nun steht Aussage gegen Aussage.

Nach dem Protest gegen die Nutzung von Schloss Friedrichsthal in Bad Gottleuba-Berggießhübel als Asylunterkunft hat der Besitzer bestritten, dass die Immobilie jemals dafür vorgesehen war. Der Mann erklärte am Mittwoch im Gespräch mit MDR SACHSEN, er habe dem Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge die Immobilie nie für diesen Zweck angeboten.

Vorwurf: Hauptsache gegen "Asylanten"

In diesem Zusammenhang warf er dem Organisator des Anti-Asyl-Protestes vom Montag Verleumdung und Lügenpropaganda vor. Letzterer wohne in der Nachbarschaft eines von ihm geführten Hotels in Heidenau und nutze schon seit Jahren jede Gelegenheit, um gegen ihn und Ausländer Stimmung zu machen, sagte der gebürtige Syrer, der bereits einige Jahrzehnte in Deutschland lebt.

Das Mitglied der rechtsextremistischen Kleinstpartei "Freie Sachsen" habe die Menschen mit einer Falschbehauptung aufgewiegelt, erklärte er weiter. Und vielen Demonstrationsteilnehmern habe offenbar das Stichwort "Asylanten" gereicht, um bereitwillig auf die Straße zu gehen, ohne nachzufragen, ob die Behauptung überhaupt wahr sei. Der Immobilienbesitzer kündigte an, jetzt gerichtlich gegen den Protestorganisator vorgehen zu wollen.

Legten Behörden Angebot falsch aus?

Doch auch die Äußerungen des Landratsamtes und des Bürgermeisters von Bad Gottleuba-Berggießhübel, Thomas Peters (CDU), kritisiert der Schlosseigentümer. Diese hätten zur Desinformation beigetragen. Und dann habe die kreiseigene Grundstücks- und Verwaltungsgesellschaft selbst nach den Protesten nochmals bei ihm wegen Immobilien nachgefragt, die als Asylunterkünfte geeignet wären. Dabei habe er im vergangenen Jahr lediglich angeboten, ukrainische Flüchtlinge vorübergehend in seinem Hotel in Heidenau aufzunehmen, betont der Mann.

In der Folge sei auch Schloss Friedrichsthal kurze Zeit als Ausweichquartier genutzt worden, räumt der Schlossbesitzer ein. Für längere Aufenthalte oder gar den Umbau zu Wohnungen eigne sich das Gebäude aber nicht. Es sei maximal eine Form von Hotelbetrieb mit externer Essensversorgung möglich.

Zusammenarbeit offenbar eingestellt

Darüber hinaus bot der Besitzer nach eigenen Angaben lediglich dem Jugendamt des Landkreises an, die Immobilie künftig als Reha-Einrichtung für Jugendliche mit Problemen zu nutzen - unabhängig von einer Nationalität. Wie dieses Angebot an andere Stellen gelangen und als Offerte für eine mögliche Asylunterkunft umgedeutet werden konnte, sei ihm unerklärlich. Die bisherige Zusammenarbeit mit dem Jugendamt habe er nun als Konsequenz aus den jüngsten Vorkommnissen aufgekündigt.

Amt: Eigentümer willigte ein zur Besichtigung

Das Landratsamt in Pirna widerspricht den Darstellungen des Schlossbesitzers. Wie es MDR SACHSEN am Freitag mitteilte, hat es am 15. September bereits eine Besichtigung des Schlosses gegeben. Den Termin habe seine kommunale Grundstücks- und Verwaltungsgesellschaft Sächsische Schweiz (GVS) mit dem Eigentümer vereinbart, "mit der Begründung, das Schloss Friedrichsthal zur Unterbringung von Asylbewerbern anmieten zu wollen". Es sei zunächst um bauliche und organisatorische Fragen gegangen. Vertragsverhandungen seien in der Folge nicht zustande gekommen.

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MDR (stt)

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 26. September 2023 | 19:00 Uhr