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Tiere erlebenGuck mal, was da krabbelt: Die Ameisenwelt im Nationalparkzentrum Sächsische Schweiz

02. August 2022, 18:00 Uhr

Wer schaut sich beim Wandern schon mal einen Ameisenhaufen genauer an? Meistens scheint der Blick auf die Navi-App oder auf das omnipräsente Handy spannender und man läuft achtlos am tausendfachen großen Krabbeln vorbei. Dabei kann das Leben in so einem Ameisenstaat mega spannend sein. MDR Sachsen-Reporterin Wiebke Müller hat sich in Bad Schandau im Nationalparkzentrum Sächsische Schweiz schlau gemacht. Die Ausstellung hat trotz der schlimmen Waldbrände geöffnet. Wer sich vor Ort nach Wald und Tierwelt sehnt, kann zumindest hier - in etwas abgewandelter Form - fündig werden. Und sehr aktuell: Es gibt auch den Wald der Zukunft von 2322 zu besichtigen.

Zoos bestücken ihre Gehege gerne mit riesigen Tiere wie Elefanten, Giraffen und Löwen. Kleine Kinder zieht deren "Töröö" oder majestätische Gangart magisch an, weiß auch ich von familiären Zoo-Besuchen. Doch irgendwann ist "groß" nicht automatisch auch cool. Die Natur hält kleine Tiere bereit, die Kinder einen Nachmittag lang unterhalten können. Das zeigt Stefanie Engelbrecht, zuständig für Marketing und Besucherinformation im Nationalparkzentrum Sächsiche Schweiz nicht nur anhand der "Ameisenwelt" in der Ausstellung.

Indoor-Ameisenstaat krabbelt mit Sondergenehmigung

Ganz ehrlich, so richtig sympathisch erscheinen viele Insekten dem Stadtmenschen nicht. Manchen kribbelt es schon beim Anblick. Solchen Zeitgenossen erklärt Stefanie Engelbrecht gerne die kleine rote Waldameise. "Ein Mensch müsste mit einem Klavier in einer Hand auf einer Leiter bis zur ersten Etage steigen, um sich kräftemäßig mit dieser Ameise zu vergleichen", sagt sie. Was diese Mini-Herkulese leisten, verdeutlicht dann ein Blick in zwei Vitrinen. Darin wuselt ein ganzes Ameisenvolk umher. "Dazu haben wir als Bildungseinrichtung eine Sondergenehmigung erhalten", betont die Marketing-Leiterin. Denn in der Natur sei die rote Waldameise streng geschützt.

Bei dem Rundgang erfährt man auch, dass Ameisen das Dreifache ihrer Essensration aufnehmen können, um zwei bedürftige Artgenossen mit zu versorgen. Und dass eine Königin bis zu 25 Jahre alt werden kann, während es ihre Untertanen auf vier Jahre Lebenszeit bringen.

"Im Wald sieht man nur Ameisenhaufen. Hier kann man sehen, wie die Ameisen wirklich leben. Das ist spannend und für Erwachsene und Kinder toll geeignet", lobt Besucher Werner Neumann aus Frankfurt, der als früherer Klimareferent einen Bildungsurlaub in der Sächsischen Schweiz verbringt.

Besucherin lobt Nachtgang mit Eulenrufen

Vorteil: Wer neben Insekten auch auf andere Waldtiere steht, kommt ebenso auf seine Kosten. Besucherin Franziska Bittel aus Darmstadt, ebenfalls auf Bildungsurlaub, erzählt: "Mir gefallen Vögel. Darum habe ich in der Ausstellung den Nachtgang gut gefunden, wo man die Rufe bestimmer Nachteulen hört." Echt sind die Laute zwar nicht, hören sich aber dank digitaler Technik so an.

Natur-Schau in Bad Schandau will alle Sinne ansprechen

"Wir versuchen, alle Sinne anzusprechen. In der ganzen Ausstellung gilt: Anfassen erlaubt. Erst dann passiert auch manchmal etwas", erklärt Stefanie Engelbrecht. Was in der Ameisenwelt nicht ohne Schmerzen funktionieren würde, dafür gibt es dann das Erklär-Modell einer Riesen-Ameise. Und wer noch mehr Tiere aus dem Nationalpark ganz nah erleben möchte, darf ein frei stehendes Fischotterpräparat vor einem Sandsteinfelsen-Imitat kraulen oder andere präparierte tierische Bewohner der Sächsisch-Böhmischen Schweiz wie Dohle und Siebenschläfer bewundern.

Leichte Sprache, Barrierefreiheit seien ebenso Elemente wie die die zweisprachigen Informationstafeln auf Deutsch und Tschechisch für Besucher aus dem nahen Nachbarland, weist Frau Engelbrecht auf weitere Besonderheiten der Ausstellung hin.

Wir versuchen, alle Sinne zusprechen. In der ganzen Ausstellung gilt: Anfassen ist erlaubt.

Stefanie Engelbrecht | Besucherinformations- und Marketingverantwortliche im Nationalparkhaus Sächsische Schweiz

Livecam sendet aus Höhle der scheuen Gartenschläfer

Gut, dass auch kurze Wege dazugehören. Müde Kinderbeine dürften beim Gang durch die drei Etagen der Schau seltener vorkommen als draußen im Wald. Nach wenigen Schritte gelangen Besucher von der Ameisenwelt zu einem Terrarium mit echten Gartenschläfern. Der scheue Nager ist in der Natur nicht mehr anzutreffen. Desto wertvoller sind die kurzen Augenblicke, wenn sich das nachtaktive Tier den Besuchern zeigt. Oder via Livecam aus seiner Höhle grüßt.

Gute Übung: Virtuelle Waldtiere flüchten bei echtem Lärm

Wer nicht bis zur Dämmerung auf ein Stelldichein der Gartenschläfer warten will, kann einen virtuellen Wald in der Ausstellung besuchen. In dem Raum zeigen sich Luchs, Wanderfalke, Schwarzspecht und Rothirsch. Wer sie beobachten will, muss leise sein und auf dem markierten Weg bleiben, erklärt die Ausstellungsführerin.

Als sie in die Hände klatscht, verschwinden die 3D-Tiere im Wald. Eine gute Vorübung für eine Wanderung mit Kindern durch das Nationalparkreservat, finde ich. Der Wald ist nämlich kein Pausenhof. Immerhin: Besucher und Besucherinnen, die sich mindestens drei Minuten lang in Stille üben, werden mit dem Wiederauftauchen der virtuellen Waldbewohner belohnt.

Kleine Zeitreise zum "Wald der Zukunft"

Wir gelangen zum "Wald der Zukunft". Hier geht es auch wieder um Insekten. Als Stefanie Engelbrecht die digitale Anzeige dreihundert Jahre voraus auf das Jahr 2322 stellt, zeigt der Monitor eine Art Urwald an. "Es gibt in der Zukunft dickere Bäume und mehr Totholz als Nahrungsquelle für Insekten", erklärt Engelbrecht.

Wie bei einer Wanderung in der Sächsischen Schweiz können Besucher und Besucherinnen im Nationalparkzentrum verschiedene Ausstellungsebenen ersteigen. Bildrechte: Wiebke Müller/MDR

Was man für glückliche Waldbewohner tun kann und wie man sie "in echt" beobachtet, erfährt man im Besuchershop, der mit Büchern und Informationsmaterial ausgestattet ist. Wenn der Nachwuchs noch ein ökologisch lehrreiches Spielzeug oder Forscherutensil wie Becherlupen, heimatkundliche Bücher oder ein Plüschexemplar von einheimischen Tieren genehmigt bekommt, darf sich die Familie mit gutem Gewissen, als hätte sie eine schwierige Wanderung durch den Elbsandstein bewältigt, und voller Eindrücke nach Hause begeben.

Adresse und Anreise

  • Dresdner Straße 2B, 01814 Bad Schandau
  • Die S-Bahn Linie S1 fährt von Meißen über Dresden nach Bad Schandau
  • Über die Staatsstraßen S177 oder S172 oder die Bundesstraße B172 a oder die Autobahn A17 geht es für Autofahrer nach Pirna. Ab dort verläuft die Bundesstraße B172 nach Schmilka über Bad Schandau.
  • Züge der Deutschen Bahn ab/über Hauptbahnhof Dresden halten in Bad Schandau
  • Ab Bahnhof Bad Schandau rollt die Buslinie 241 bis Bad Schandau (Haltestelle Markt)
  • Planmäßige Linienfahrten der Sächsischen Dampfschifffahrt führen ab Anleger Dresden Terrassenufer nach Bad Schandau.

Öffnungszeiten während der Ferien

Täglich 9 bis 18 Uhr

Kosten

  • Eintritt für Erwachsene: 4 Euro,
  • Eintritt für ermäßigte Personen (Kinder und Jugendliche sechs bis 16 Jahre, Gruppen ab zehn Personen, Schwerbehinderte, Azubis, Studenten, Kurkarten-Inhaber): 3 Euro
  • Familienkarte (Zwei Erwachsene, zwei Kinder unter 16 Jahren): 8,50 Euro
  • Schulklassen: 1 Euro je Schüler (Begleitpersonen frei)

Geeignet für

  • alle (besonders Familien, Großeltern mit Enkelkindern, Kleingruppen, Touristen).
  • Kletterer und Wanderer erhalten im Nationalparkzentrum eine kostenfreie Wanderberatung für den Nationalpark Sächsische Schweiz und können sich einen zertifizierten Nationalparkführer oder -führerin vermitteln lassen.

Barrierefreiheit

  • Der Zugang zum Nationalparkzentrum ist mit einer barrierefreien Auffahrt ausgebaut
  • Im Haus führen Fahrstühle in alle Etagen. Die Ausstellung ist barrierearm für viele Behinderungsarten, sie ist für elektrische Rollstühle ausgelegt und bietet auch für seheingeschränkte und hörgeschädigte Personen (Audiogeräte mit Induktionsschleifen) mehrere geeignete Ausstellungsmodule.

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