Unwetter Sächsische Schweiz: Schlammlawine droht in Waldbrandgebiet

18. August 2022, 19:02 Uhr

Der Kampf gegen den Waldbrand in der Sächsischen Schweiz neigt sich dem Ende zu. Das Landratsamt will nach eigenen Angaben am Freitag den Katastrophenalarm aufheben. Dennoch kommt der Lankreis nicht zur Ruhe. Starker Regen könnte die Asche im Waldbrandgebiet in eine Schlammlawine verwandeln.

Kaum ist der Waldbrand in der Sächsischen Schweiz gelöscht, droht bereits das nächste Unheil. Nach wochenlangen Waldbränden und Hitze warnte das Landratsamt in Pirna am Donnerstag vor Starkregen und Gewitter in den kommenden Tagen.

Aufgrund der anhaltenden Hitze im gesamten Landkreis ist der Boden mittlerweile derart ausgetrocknet, dass aufkommender Regen oder sogar Starkregen nicht sofort von den Böden aufgenommen werden können.

Landratsamt Sächsische Schweiz-Osterzgebirge

Aschereste werden durch Regen zur Schlammlawine

Bäche und Flüsse könnten rasch anschwellen und Überflutungen auslösen. "Vor allem in der Region in der Hinteren Sächsischen Schweiz, wo die Feuer große Mengen an Asche hinterlassen haben, ist damit zu rechnen, dass sich diese mit dem Regen in Schlammlawinen talwärts wälzen könnten." Die Behörde bat die Bevölkerung, aktuelle Wettermeldungen zu verfolgen und die örtlichen Gewässer zu beobachten. Zugleich wurde noch einmal über die verschiedenen Sirenensignale informiert. Telefonate besonders in den Mobilfunknetzen sollten kurz gehalten werden, weil Hilfskräfte auf freie Telefonleitungen angewiesen seien.

Erneut Brand an Steilwand in Tschechien

Am Mittwochnachmittag wurden Feuerwerehrleute, die bislang in der Sächsischen Schweiz im Einsatz waren, gebeten, beim Löschen eines neuen Brandes an der sächsisch-böhmischen Grenze zu helfen. Wie Landrat Michael Geisler MDR SACHSEN sagte, brach an einer Steilwand auf tschechischem Gebiet ein offenes Feuer aus. Mittlerweile sei der Brand gelöscht, aber es gebe das bekannte Problem mit den Glutnestern. Insgesamt habe sich die Situation aber entspannt. Gegenwärtig seien noch knapp 300 Einsatzkräfte vor Ort. Man gehe davon aus, dass die Kampf gegen den Walbrand in Kürze beendet sein werde. Die Löschubschrauber würden voraussichtlich am Sonntag abgezogen werden, hieß es.

Michael Geisler/CDU-Landratskandidat Sächsische schweiz-Osterzgebirge
Bildrechte: Daniel Förster

Wir haben nur ganz wenige neue Glutnester, die entdeckt werden. Wir gehen daher davon aus, dass wir im Laufe des Freitags den Katastrophenalarm aufheben werden.

Michael Geisler Landrat des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge

Sachsen will von Waldbrand geschädigte Unternehmen unterstützen

Sachsen will den vom Waldbrand in der Sächsischen Schweiz betroffenen Hotels, Restaurants und Geschäften unter die Arme greifen und ihre finanziellen Einbußen reduzieren.

Wie die "Sächsische Zeitung" berichtete, sind Hilfen im Umfang von rund zwei Millionen Euro geplant. Betriebe in Bad Schandau und Sebnitz würden aufgrund der größeren Betroffenheit stärker berücksichtigt, hieß es. Sie sollen für August und September eine feste Summe bekommen, alle anderen nur für August. Um Hilfen zu bekommen, müsse ein Umsatzrückgang von mindestens 30 Prozent vorliegen.

Großteil von Waldbrandgebiet wieder für Touristen zu erreichen

Unterdessen ist ein Großteil der vom Waldbrand betroffenen Region im Elbsandsteingebirge für Wanderer wieder zu erreichen. In den vergangenen Tagen habe man das Gebiet für den Löscheinsatz im hinteren Tel der Sächsischen Schweiz stark verkleinern können, teilte die Nationalparkverwaltung am Mittwoch mit. "Dadurch sind wieder große Teile der Wälder um Hinterhermsdorf sowie die Kirnitzschklamm begehbar. Auch die traditionellen Kahnfahrten auf der Oberen Schleuse sind wieder möglich."

B172 wieder offen

Obwohl noch Feuerwehrleute vor Ort sind, ist die B172 laut Landratsamt wieder offen. "Da steht nur noch eine Ampel, weil auf der rechten Fahrbahnseite Richtung Tschechien weiter Einsatzfahrzeuge unterwegs sind", sagte Landrat Michael Geisler im Gespräch mit MDR SACHSEN. Bereits Ende vergangener Woche meldeten die tschechischen Behörden, dass das Feuer in der Böhmischen Schweiz nach 20 Tagen gelöscht werden konnte.

Am Montag war beim Gewitterguss Geröll auf die Kirnitzschtalstraße bei Bad Schandau geschwemmt worden. Vorübergehend musste auch diese Verbindung gesperrt werden, ist inzwischen aber wieder beräumt und frei.

Tourismusverband wirbt um kurzentschlossene Wanderer

Der Tourismusverband Sächsische Schweiz hofft unterdessen nach dem Waldbrand im hinteren Teil des Nationalparks auf kurzentschlossene Wandergäste. "Naturfreunde, die in den nächsten Wochen anreisen, unterstützen über ein gekoppeltes Spendenprojekt den Wiederaufbau des betroffenen Gebiets", teilte der Verein mit. Eine erste Bestandsaufnahme der Feuerkatastrophe zeige, dass die tatsächliche Einsatzfläche mit 0,4 Prozent der gesamten Urlaubsregion "winzig" sei.

Nur wenige Einschränkungen auf Wanderwegen

Aktuell gebe es nur geringe Einschränkungen für Urlauber. Nur etwa 1,5 des insgesamt 381 Quadratkilometer umfassenden Gebiets mit etwa 1.200 Kilometern Wanderwegen und rund drei der 116 Kilometer des Malerwegs seien betroffen. Bei Buchungen über den Tourismusverband für Ankünfte bis Ende Oktober spendet dieser zehn Prozent des Gesamtbetrags für das private Projekt "Wiederaufbau Nationalparkregion Sächsische Schweiz". Bisher kamen den Angaben zufolge mehr als 28.000 Euro zusammen.

Auch Waldbrand in Wermsdorf

Im nordsächsischen Wermsdorf hat am Mittwochvormittag ebenfalls ein etwa ein Hektar großes Waldstück gebrannt. Das Feuer sei nun unter Kontrolle, sagte Bürgermeister Matthias Müller (CDU) MDR SACHSEN. Allerdings seien noch zahlreiche Glutnester im Boden, die weiter gewässert werden müssten. Die Kameraden hätten damit mindestestens noch bis zum Abend zu tun, so Müller weiter. Beteiligt seien nahezu alle Feuerwehren des Altkreises Oschatz. Wasser käme aus den Hydranten, aber auch aus dem nahe gelegenen Horstsee. Um Schaulustige fern zu halten, seien auch Straßen und Wege gesperrt worden.

Torfbrand im Erzgebirge

Im Erzgebirgskreis hatte es am Dienstag in der Nähe des Marienberger Ortsteils Satzung einen Wald- und Torfbrand gegeben. Wie die Feuerwehr mitteilte, konnte er gegen 23 Uhr gelöscht werden. Das Feuer war aus bislang ungeklärter Ursache in Hora Svatého Šebestiána in Tschechien ausgebrochen und hatte sich bis zu zwei Hektar an der deutsch-tschechischen Grenze ausgebreitet. Den Angaben zufolge waren rund 90 Feuerwehrleute im Einsatz. Mit Wärmebildkameras sichteten sie versteckte Glutnester. Außerdem gruben sie den Boden tief um.

MDR (lam)/Margit Suckut/Romy Heinrich/sth/gg/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus Dresden | 16. August 2022 | 10:30 Uhr

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