Feuer in Nationalpark Waldbrand in Böhmischer und Sächsischer Schweiz: Katastrophenalarm für Bad Schandau

26. Juli 2022, 12:17 Uhr

Die Lage in der Sächsischen Schweiz ist derzeit äußerst dynamisch. Für aktuelle Informationen gibt es nun einen Ticker zu den Waldbränden im Nationalpark, den wir fortlaufend aktualisieren.

Im Nationalpark Böhmische Schweiz in Tschechien brennt immer mehr Wald. In dem Ort Mezna fingen mehrere Gebäude Feuer. Auch haben die Flammen in der Nacht zu Dienstag die Sächsische Schweiz erreicht. Der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge hat am Dienstagmorgen für den ersten Ort den Katastrophenalarm ausgerufen.

Katastrophenalarm für Bad Schandau

Der Waldbrand im Nationalpark Böhmische und Sächsische Schweiz ist weiterhin nicht unter Kontrolle. Die Flammen haben sich durch den Wind in der Nacht ausgebreitet und Wald auf sächsischem Gebiet erfasst. Der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge hat am Dienstag für das Gemeindegebiet Bad Schandau Katastrophenalarm ausgelöst. Das Landratsamt übernahm die Führung des Einsatzes. Evakuierungen sind zurzeit aber nicht notwendig, wie ein Sprecher MDR SACHSEN sagte. Zwischen der Elbe und den Einsatzstellen werden nun Schläuche verlegt, um die Wasserversorgung der Feuerwehren sicherzustellen.

Bundeswehr schickt Hubschrauber

Laut Landratsamt in Pirna kämpfen seit Montagnachmittag 250 Einsatzkräfte aus 24 Wehren mit 39 Fahrzeugen gegen den Brand. Unterstützt werden sie von einem Hubschrauber der Landespolizei und einem Hubschrauber der Bundespolizei. "Zusätzlich sind zwei Wasserwerfer der Polizei auf dem Weg nach Bad Schandau, die jeweils 10.000 Liter Wasser mit sich führen können", teilte das Landratsamt mit.

Zur Bekämpfung des Waldbrandes im Nationalpark Sächsische Schweiz sollen auch vier Hubschrauber der Bundeswehr eingesetzt werden. "Wir erwarten die Maschinen noch am Dienstagmittag", sagte ein Sprecher des Landratsamtes. Diese sollen vorrangig beim Löscheinsatz helfen.

Warnung und Aufruf an Touristen

Es gebe am Dienstag mehrere Einsatzstellen rund um den Großen Winterberg. Zur genauen Fläche, die in dem unwegsamen, felsigen Gebiet in Flammen steht, konnte der Sprecher des Landratsamts Sächsische Schweiz-Osterzgebirge keine Angaben machen. "Unser großes Problem ist der Wind", sagte er mit Blick auf die Ausbreitung des Feuers.

Der Landkreis bittet Gäste, Touristen und Wanderer dringend, das Gebiet der Hinteren Sächsischen Schweiz zu meiden, um die Löscharbeiten nicht zu behindern.

Ferienlager in Tschechien evakuiert

In Tschechien spitzt sich die Lage bei dem Waldbrand im Nationalpark Böhmische Schweiz nahe der Grenze zu Sachsen dramatisch zu. Zahlreiche Bewohner der Gemeinde Hrensko mussten am Dienstagmorgen ihre Häuser verlassen. Das teilte ein Sprecher der tschechischen Feuerwehr mit. Betroffen sind alle Gebäude am rechten Ufer der Kamnitz, die dort in die Elbe fließt.

In dem Ort Mezna fingen mehrere Gebäude Feuer. Die Löscharbeiten wurden am Morgen nach einer nächtlichen Unterbrechung wieder aufgenommen. Die Einsatzkräfte evakuierten zudem ein Kinderferienlager mit rund 100 Teilnehmern aus Deutschland. Die Kinder und ihre Betreuer wurden an der Grenze deutschen Hilfskräften übergeben. Rund 70 Kinder aus dem Raum Leipzig sind auf dem Heimweg.

Mehr als 150 Feuerwehrleute sind vor Ort, um die Flammen zu bekämpfen. Sie werden von Polizei- und Armeehubschraubern unterstützt. Der Waldbrand war am Sonntag auf einer Fläche von ursprünglich rund sieben Hektar ausgebrochen. Er bedroht inzwischen das Prebischtor mit der Ausflugsgaststätte "Falkennest". Die Felsenformation gilt als Wahrzeichen des Nationalparks.

Brandstiftung vermutet

Die tschechische Nationalparkverwaltung hält nach eigenen Angaben Brandstiftung für "sehr wahrscheinlich", da kein Naturereignis, wie zum Beispiel ein Blitzschlag, bekannt sei, der den Brand ausgelöst haben könnte. Unklar sei, ob es ein Zigarettenstummel oder ein illegales Lagerfeuer war, aber: "Wir sind uns zu 99 Prozent sicher, dass es sich um einen menschlichen Eingriff handelt, leider", sagte der Nationalparksprecher Tomáš Salov.

Feinstaubbelastung und Qualmgeruch

Wechselnder Wind trägt den Qualm viele Kilometer weit in umliegende Dörfer und Städte. So war am Montagmorgen im Süden Dresdens eine hohe Feinstaubbelastung messbar. Sie lag nach Angaben des Landesumweltamtes bei rund 3,6 Mikrogramm Ruß je Kubikmeter Luft. Das war drei Mal so viel wie üblich. Der Brandgeruch, der zeitweise bis nach Meißen und in den Landkreis Bautzen zog, stellt keine Gefahr für die Bevölkerung dar, wie die Regionalleitstelle Dresden und örtliche Feuerwehren betonten.

Auf tschechischer Seite war der Rauch war am Dienstag noch im rund 90 Kilometer entfernten Prag und darüber hinaus zu riechen. Viele besorgte Bürger riefen die Feuerwehr an. Die Behörden appellierten an die Öffentlichkeit, die Notrufleitungen nicht zu blockieren. Innenminister Vit Rakusan kündigte an, sich um Hilfe aus dem Ausland bemühen zu wollen.

MDR (ma,kk)/Marko Förster/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | SACHSENSPIEGEL | 25. Juli 2022 | 19:00 Uhr

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