"X-Dörfer"Theaterprojekt in Riesa sucht nach dem Glück
Mit dem Projekt "X-Dörfer" versucht das Dresdner Staatsschauspiel, Menschen im ländlichen Raum für Kultur zu begeistern. In Riesa bringt es aktuell Alteingesessene und Zugezogene zusammen. Gemeinsam haben sie ein märchenhaftes Theaterstück über das Glück entwickelt – und dabei die Innenstadt von Riesa mit mehreren Installationen belebt. Bei einem Probenbesuch erzählen die Beteiligten, welche Rolle Gemeinschaft für sie spielt und dass sie auch in Zukunft gemeinsam Theater machen wollen.
- Im Rahmen des Projekts "X-Dörfer" ist in Riesa ein Stück über die Suche nach dem Glück entstanden.
- Im zweiten Teil der Inszenierung werden verschiedenen Installationen in der Innenstadt von Riesa gezeigt.
- Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wollen auch nach dem Projekt weiter gemeinsam Theater spielen.
Immerwährendes Glück – wer wünscht sich das nicht? Die Menschen in der Stadt, von der in der "X-Dörfer"-Inszenierung in Riesa erzählt wird, scheinen es gefunden zu haben. Und zwar in Form einer Truhe und deren Inhalt, den sie zwar nicht kennen, aber dem sie huldigen. Schließlich sorgt er dafür, dass sie glücklich sind.
Märchenhafte Geschichte über das Glück
Doch da gibt es noch Renate, "die Scheinheilige, die auch eine Vorstellung von Glück hat. Aber ihre Vorstellung ist Ansehen, Geld und Macht", erzählt Bärbel Fritzsche, die die Figur verkörpert. "Sie möchte, dass den Menschen in dieser Stadt wieder übergestülpt wird, dass sie nur nach dieser Art von Glück streben."
Dabei ist ihr Gerald behilflich, oder besser: er wird von ihr benutzt: "Der wurde von seiner Heimat losgeschickt, um das Glück wiederzufinden. Jetzt kommt er in dieses beschauliche Städtchen und sieht, dass alle Menschen glücklich sind, und will dann auch dieses Glück haben – mit allen Mitteln und Wegen", erklärt Gerald-Darsteller Kai Rummler.
Dabei geht dann laut Rummler schon mal etwas zu Bruch – nämlich besagte Truhe, als er sie auf Renates Drängen hin stiehlt. Was dann offensichtlich wird: Die Truhe ist leer und plötzlich sind alle verunsichert darüber, was ihr Glück eigentlich ausgemacht hat.
Bedeutung der Gemeinschaft in Riesa
Diese Frage hat auch die Mitspielerinnen und Mitspieler aus Riesa beschäftigt, als es darum ging, was sie gemeinsam auf die Bühne bringen wollen. "Der Kerngedanke ist erstmal, dass jeder sein eigenes Glück finden soll und dass, wenn es den Menschen hier gut geht, es auch der Stadt gut geht", meint Rummler und Bärbel Fritzsche ergänzt: "Es wird letztendlich das allgemeine Glück gesucht, nämlich die Gemeinschaft, und gefunden. Das in der Gemeinschaft, im sozialen Umfeld, im sozialen Umgang das Glück genauso zu finden ist."
Es wird letztendlich das allgemeine Glück gesucht, nämlich die Gemeinschaft, und gefunden.
Bärbel Fritzsche, Laiendarstellerin aus Riesa
Theater jenseits des Betriebs
Zum Bühnentext, zu einem modernen Märchen verarbeitet hat diese Gedanken, diese Wünsche die Leipziger Regisseurin Christiane Müller, die bereits bei "LANDschafftTheater" in Bad Düben Stücke gemeinsam mit Menschen vor Ort inszeniert hat.
Ihre Vorstellungen von Glück trafen sich tatsächlich mit denen der vor und hinter der Bühne beteiligten Männer, Frauen und Kinder in Riesa: "Immer wieder wird in letzter Zeit stark diskutiert, was sind die Werte, worum geht’s, was wollen wir hier eigentlich noch. Ist es tatsächlich immer höher, schneller weiter? Kann das noch sein? Und was ist dem entgegenzusetzen, Impulse auch", sinniert die Regisseurin.
Riesaer Innenstadt wird zur Bühne
Das Stück mit dem Titel "Die Geografie des Glücks – Eine Stadt macht sich auf die Suche" wird nicht in einem Raum gespielt, sondern die Innenstadt von Riesa vereinnahmt. "Das ist der zweite Teil, in dem wir die Innenstadtläden beleben, und – ohne mit dem Zeigefinger zu wedeln – Tipps zu Kleinigkeiten geben, die man im Alltag integrieren kann, um sein Wohlbefinden zu steigern und dieses Glücksgefühl überhaupt mal zu haben", so die Regisseurin.
Vom Rathausplatz geht es zum Sportplatz, weiter zu einer Brache, die früher mal ein Spielplatz war, bis in eine Einkaufspassage, wo sich nahezu ein leeres Ladengeschäft ans andere reiht. Das war tatsächlich der Impuls für die Innenstadtmanagerin Anja Dietel sich bei "X-Dörfer" für ein gemeinsames Projekt zu bewerben: "Wir haben eine sehr lange Fußgängerzone, die viel Leerstand hat und das war eine Idee, was anderes auszuprobieren. Ich fand das auch so schön, die Theater wieder in die Kleinstädte zu bringen."
Was in Riesa vom Theater-Projekt bleibt
So macht das Projekt "X-Dörfer" vom Staatsschauspiel Dresden nun auch in Riesa Station und bringt hier unterschiedlichste Menschen zusammen: Alteingessessene, Zurückgekehrte, Geflüchtete aus der Ukraine, auch Frauen und Männer aus Venezuela, die in Riesa leben und Menschen mit Behinderungen. Eine große Familie – diesen Eindruck nimmt man aus der Probe mit – die auch, wenn der letzte Vorhang der Glücks-Inszenierung gefallen ist, weiter zusammen Theater spielen will, was wiederum auch ein Anliegen von "X-Dörfer" ist.
Erste Schritte seien jedenfalls gemacht, berichtet Bärbel Fritzsche: "Wir wollen eine Theatergruppe bleiben und werden uns dem Kultur- und Förderverein KulturGut Gostewitz anschließen. Dort haben wir auch in einer toll ausgebauten Scheune Möglichkeiten, aufzutreten. Und wenn wir diesen Vereinshintergrund haben, wird es uns auch mit den Fördergeldern gelingen." Wobei sich die Riesaer Theaterenthusiasten durchaus bewusst sind, dass es dafür auch eine gehörige Portion Glück braucht.
Weitere Informationen
"Die Geografie des Glücks – eine Stadt macht sich auf die Suche"
Theaterprojekt des Staatsschauspiels Dresden
unter der Leitung von Christiane Müller
Start der Tour:
Rathausplatz
01589 Riesa
Termine:
14. September 2024, 16:30 Uhr (Premiere)
15. September 2024, 14:30 Uhr,
20. September 2024, 18 Uhr,
21. September 2024, 16:30 Uhr,
22. September 2024, 14:30 Uhr,
27. September 2024, 18 Uhr.
Redaktionelle Bearbeitung: tsa
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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 13. September 2024 | 07:10 Uhr