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Preisverleihung Kunstpreis DresdenKünstlerin Ina Weise erhält Förderpreis der Landeshauptstadt Dresden

12. August 2024, 18:39 Uhr

Bei der Verleihung des Kunstpreises der Stadt Dresden nahm die Künstlerin Ina Weise am Montagabend den Förderpreis entgegen. Einen weiteren Förderpreis erhielt das Festival "Literatur Jetzt!". Der Kunstpreis ging an den Schauspieler Christian Friedel. Eine zwölfköpfige Jury hatte die Förderpreisträger aus Vorschlägen von Dresdner Bürgern ausgewählt. Bei Weise lobte die Jury unter anderem ihre "künstlerische Neugier und ihre Bereitschaft, Brücken zwischen verschiedenen Kulturen zu schlagen". Ein Porträt.

Mit einem Festakt auf Schloss Albrechtsberg wurden am Montag der Kunstpreis und zwei Förderpreise der Landeshauptstadt Dresden verliehen. Hauptpreisträger war der Schauspieler, Sänger und Regisseur Christian Friedel. Die beiden Förderpreise gingen an das Literaturfestival "Literatur Jetzt!" und an die Künstlerin Ina Weise. Sie ist bekannt für ihre oft humorvollen Installationen und Interventionen im öffentlichen Raum.

Auf dem Dach der Robotron-Kantine in Dresden leuchteten während der Corona-Pandemie weithin sichtbar drei Worte: "Nee, nee, nee". Das, was vielen Menschen zu dieser Zeit durch den Kopf gegangen sein mag, hatte die Dresdner Künstlerin Ina Weise aus den Lettern einer DDR-Leuchtreklame auf dem inzwischen unter Denkmalschutz stehenden Gebäude arrangiert.

2021: Ina Weise auf dem Dach der Robotron-Kantine. Bildrechte: Anja Schneider

Gedacht war ihre Intervention im öffentlichen Raum als ironischer, aber durchaus liebevoller Kommentar zu ihren Mitbürgerinnen und Mitbürgern. "Das war damals so die erste Reaktion, die vielleicht auch speziell viele Dresdner*innen auf Veränderungen oder auf politische Entscheidungen hatten", erzählt Weise: "Nee, nee, nee, was machen die da schon wieder? Nee, nee, nee, die ganzen Grafittis! Nee, nee, nee, die Bahn kommt immer noch zu spät!"

Beschäftigung mit gesellschaftlichen und politischen Fragen

1985 in Dresden geboren, ging Weise für ein Studium des Texildesigns zunächst nach Schneeberg. Anschließend studierte sie in einer internationalen Meisterklasse Kunst im öffentlichen Raum in Weimar. Nun lebt sie wieder in ihrer Geburtsstadt.

Ihre Installation auf der Dresdner Robotron-Kantine war zugleich eine Reminiszenz an das Klangkunstwerk "jajajaja, neeneeneenee" von Joseph Beuys anlässlich dessen 100. Geburtstags. Ähnlich wie der Aktionskünstler beschäftigt sich Weise in ihren Arbeiten mit gesellschaftlichen und politischen Fragen. Besonders gern geht sie dabei auf einen konkreten Ort ein.

Ortsspezifische Arbeiten im Mittelpunkt

Ihre Herangehensweise beschreibt Weise so: "Ich komme an einen Ort und überlege mir: Welche historischen, politischen, sozialen, umwelttechnischen Faktoren spielen da jetzt eine Rolle?" Meistens, so erzählt die Künstlerin weiter, fände sie dann einen Aspekt oder ein Detail, an welchem sie andocken und eine Idee für ihr Kunstwerk entwickeln könne.

2022: Kunstprojekt "Globalisk", zusammen mit Marcus Große verwandelt Ina Weise alte Postmeilensäulen. Bildrechte: Marcus Große

Gemeinsam mit dem Künstler Marcus Große verpasste sie etwa historischen Postmeilensäulen eine neue Hülle und holte diese Relikte damit ins Hier und Heute. Sie setzte Eisblöcke im Flüsschen Triebisch im hochsommerlichen Meißen aus. Oder sie tingelte mit einem alten VW Passat, den sie zur mobilen Mini-Ausstellungshalle umfunktionierte, übers Land.

Schwubbs, waren wir eigentlich einer Meinung.

Ina Weise über Gespräche mit Rezipienten

Die Reaktionen darauf sind ihr in lebhafter Erinnerung geblieben. Oft hätten die Leute zunächst skeptisch gefragt, was das solle und ob das von Steuergeldern bezahlt sei. Doch wenn sie dann mit der Künstlerin erst mal ins Gespräch über die Besonderheiten des Automotors oder über Nachhaltigkeit kamen, änderte sich die Situation. "Schwubbs, waren wir eigentlich einer Meinung“, freut sich Weise. Dieser direkte Kontakt mit den Rezipientinnen und Rezipienten, so betont sie, sei für sie ein wichtiger Grund dafür, Kunstwerke im öffentlichen Raum zu schaffen.

2021: "Passat", das Auto als mobile Ausstellung. Bildrechte: Christian Göthner

Kunstwerke mit hintergründigem Humor

Mit hintergründigem Humor und ihrer verspielten Herangehensweise übermittelt Ina Weise ihre Botschaften dabei fast beiläufig. Die Künstlerin, die selbst auch Ausstellungen kuratiert, ist zwar immer wieder gern in der Welt unterwegs – zum Beispiel im Rahmen von Aufenthaltsstipendien. Doch nach Dresden zieht es sie immer wieder zurück: "Hier kann man noch was verändern, sichtbar sein, und man findet ganz schnell den Bezug zu den Nachbarschaften, zur Community."

Hier kann man noch was verändern.

Ines Weise über ihre Heimatstadt Dresden

Dass sie für ihre Arbeit nun mit dem Förderpreis des Kunstpreises der Stadt Dresden ausgezeichnet wird, freut sie deshalb besonders.

Für die Preisverleihung hat sie sich eine neue künstlerische Intervention ausgedacht. Natürlich zugeschnitten auf den Ort der Veranstaltung, das Schloss Albrechtsberg in Dresden. Für ein paar Tage wird die Arbeit dort zu sehen sein – vielleicht entdecken Sie sie ja bei einem kleinen Radausflug im Elbtal. Auch, wenn Sie nicht in Dresden wohnen, lohnt es sich, die Augen offen zu halten. Vielleicht leuchten ja irgendwann zum Beispiel alte Neonbuchstaben mit einer Botschaft von Weise auch in Ihrer Stadt.

Weitere Informationen

Der Kunstpreis wird am 12. August 2024 auf Schloss Albrechtsberg in Dresden verliehen.

Website Ina Weise: www.inaweise.de

Website: Kunstpreis der Landeshauptstadt Dresden

Website: Förderpreis der Landeshauptstadt Dresden

Quelle: Eva Gaeding
Redaktionelle Bearbeitung: lm

Kunstpreis für Christian Friedel

Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 12. August 2024 | 12:10 Uhr

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