#KulturistZukunftDresden: Kampagne warnt vor geplanten Kürzungen in der Kultur
Die Stadt Dresden hat Kürzungen im Bereich der Kultur angekündigt. Nun wehrt sich das Bündnis Weltoffenes Dresden mit einer Kampagne dagegen. Unter dem Hashtag #KulturIstZukunft beteiligen sich daran 15 Intendanten und Leiterinnen von Kulturinstitutionen wie der Semperoper, dem Staatsschauspiel oder der Frauenkirche. Auch die Leiterin des Kunsthaus Dresden, Christiane Mennicke-Schwarz, warnt bei MDR KULTUR vor den fatalen Folgen für städtische Kultureinrichtungen sowie die freie Szene.
- Das Bündnis Weltoffenes Dresden will für die Folgen von Kulturkürzungen sensibilisieren.
- An der Kampagne beteiligen sich städtische Kulturinstitutionen sowie die freie Szene.
- Die Leiterin des Kunsthauses Dresden sieht die Zukunft der Robotron-Kantine in Gefahr.
MDR KULTUR: Frau Mennicke-Schwarz, was wollen Sie mit der Kampagne #KulturIstZukunft erreichen? Was ist das Ziel?
Christiane Mennicke-Schwarz: Es ist uns unglaublich wichtig, zu diesem Zeitpunkt für die ganz konkreten Probleme zu sensibilisieren, die die Kürzungen – gerade in diesem massiven Ausmaß – in der Kultur bedeuten könnten. Denn noch ist ja nichts entschieden. Aber es ist sehr wichtig für alle Beteiligten zu wissen, dass die Kultur einen insgesamt verschwindenden Anteil am Gesamthaushalt hat.
Während der Bedarf in der Gesellschaft eigentlich größer wird, müssen wir jetzt über die Verringerung von Öffnungszeiten und das Streichen von Programmen nachdenken.
Christiane Mennicke-Schwarz, Leiterin des Kunsthaus Dresden
Die Kultur ist durch die Kürzungen der vergangenen Jahre, durch die Pandemie und durch die Inflation massiv geschwächt. Das heißt, wenn da jetzt noch mehr wegbricht, dann lassen sich ganze Bereiche nicht mehr halten. Das sollten wir unbedingt gemeinsam verhindern.
Kann man die Kampagne irgendwie unterstützen?
Ja, unbedingt. Man kann die Kampagne und die Statements teilen. Wichtig ist, dass uns allen klar ist, dass wir Kultur im Auftrag für die Gesellschaft machen. Das heißt also nicht nur für einen Inner Circle, sondern für Bürgerinnen und Bürger. Und die sind natürlich ganz herzlich eingeladen, sich zu beteiligen und gemeinsam diese Gespräche zu führen, wohin wir in Zukunft wollen.
15 Intendantinnen und Leiter beteiligen sich an der Kampagne. Sogar die Semperoper mit ihrer neuen Intendantin Nora Schmid macht mit. War es schwer, dass hier freie Szene und klassische städtische Kultur zusammen agieren? Eine solche breite Front ist selten.
Ja, das freut uns auch wahnsinnig, dass es gelungen ist, dass die freie Szene, die klassischen städtischen Kultureinrichtungen und auch die Landeseinrichtungen hier ganz fest beieinander stehen. Das ist etwas sehr Besonderes. Aber das ist tatsächlich auch der Situation geschuldet, dass diese Bereiche untrennbar zusammengehören. Denn alle unsere Häuser arbeiten ganz eng mit freien Kulturschaffenden zusammen.
Wenn bei uns die Budgets weiter gekürzt werden, dann können wir auch die freie Szene, die in allen Produktionen – seien es Ausstellungen oder Inszenierungen – eine ganz wichtige Rolle spielt, nicht länger einbinden. Dadurch ist diese Solidarität eine, die sehr stark von Herzen kommt und die die großen Häuser wie auch die kleinen teilen.
Diese Solidarität ist aber auch strukturell bedingt. Es gibt das eine ohne das andere gar nicht. Stücke, die entwickelt werden, können nicht aufgeführt werden. Vermittlungsangebote und Ausstellungen finden nicht statt, wenn die Häuser die Mittel nicht haben, um das zu finanzieren, was zum sehr großen Teil in der freien Szene erarbeitet wird.
Wenn bei uns die Budgets weiter gekürzt werden, dann können wir auch die freie Szene, die in allen Produktionen eine ganz wichtige Rolle spielt, nicht länger einbinden.
Christiane Mennicke-Schwarz, Leiterin des Kunsthaus Dresden
#KulturIstZukunft heißt die Kampagne. Wie sieht denn konkret die Zukunft für das Kunsthaus Dresden in der Robotron-Kantine in Dresden aus? Sind Sie zum letzten Mal Veranstaltungsort beim Fast Forward Festival für junge Regie, das aktuell stattfindet?
Das wollen wir nicht hoffen. Aber ich würde gerne noch mal einen Schritt zurückgehen. Ich denke, da sind wir uns alle einig, dass Kultur eine ganz wichtige Investition in die Gesellschaft ist, in die Zukunft junger Menschen und in die Weiterentwicklung, in der alle Generationen mitgenommen werden müssen.
Für uns im Besonderen mit der Robotron-Kantine als Spielort löst sich da ein Wunsch von ganz vielen gesellschaftlichen Akteuren ein. Und das Projekt wird jetzt auch vom Bund gefördert. Wir hoffen sehr, dass der Stadtrat diese konkrete Zukunft nicht verbaut, denn ohne die Sanierung des Gebäudes wird die Nutzung nicht mehr sehr lange möglich sein. Da sind die Strukturen schon ganz schön am Rande dessen, was machbar ist.
Aber natürlich gilt in der Robotron-Kantine eigentlich das, was uns in allen Kultureinrichtungen betrifft: Die Strukturen sind prekär und während der Bedarf in der Gesellschaft eigentlich größer wird und wir quasi ausbauen müssten, hineingehen müssten in die gesellschaftlichen Räume, müssen wir jetzt über die Verringerung von Öffnungszeiten und das Streichen von Programmen nachdenken. Und das kann eigentlich kein gemeinsames politisches Ziel einer Demokratie sein.
Quelle: MDR KULTUR (Annett Mautner); redaktionelle Bearbeitung: vp
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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR am Mittag | 05. November 2024 | 12:10 Uhr