Mutmaßlicher Linksextremismus Prozess gegen Lina E.: Kronzeuge packt aus

28. Juli 2022, 17:21 Uhr

Im Verfahren gegen Lina E. und drei weitere mutmaßliche Linksextremisten hat am Donnerstag die Vernehmung eines Kronzeugen begonnen. Der 30-jährige Mann kommt aus dem Umfeld der Angeklagten.

Der Prozess vor dem Oberlandesgericht Dresden gegen die mutmaßlichen Linksextremisten Lina E. und drei weitere Beschuldigte geht in eine entscheidende Phase. Am Donnerstag hat ein Kronzeuge, Johannes D., mit seiner Aussage begonnen. In seinen Einlassungen erklärte er auch, warum es zu der Zusammenarbeit mit den Ermittlungsbehörden überhaupt gekommen ist.

Kronzeuge war an Überfall auf Rechtsextremen in Eisenach beteiligt

Demnach habe ein aus Sicht des Zeugen unrechtmäßig erhobener, öffentlicher Vergewaltigungsvorwurf seiner Ex-Partnerin ihm gegenüber zu seiner Ächtung in der linken Szene geführt. Als ihn mutmaßlich aus diesem Grund im November 2021 am Rande eines ultranationalistischen Marsches in Warschau Rechtsextreme jagten, habe er vollends mit der Szene gebrochen und sich den Ermittlungsbehörden anvertraut.

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Nach diesen Ausführungen befragte ihn das Gericht zu einer Tat im Dezember 2019 in Eisenach. Damals wurde ein Rechtsextremist von mehreren Personen vor seiner Wohnung überfallen und körperlich angegriffen. Der Zeuge erklärte, er sei selbst als Späher an der Aktion beteiligt gewesen. Rekrutiert worden für die Tat sei er durch Johann G., den Lebensgefährten der Hauptangeklagten Lina E. Dieser habe generell auch die Planung und Organisation der Tat übernommen, wie der 30-Jährige vor Gericht sagte.

Kronzeuge packt aus: Ziel war, das Opfer "nachhaltig zu verletzen"

Laut Aussagen des Kronzeugen sei es Johann G.s Ziel gewesen, bei den überfallenen Rechtsextremen "nachhaltigen Schaden zu hinterlassen", das heißt sie "nachhaltig zu verletzten, aber nicht zu töten", wie er im Zeugenstand erklärte. Und fügt direkt hinzu "zumindest nicht bewusst". Das sind schwere Anschuldigungen gegen den untergetauchten Johann G..

Zuvor war unklar, ob der Zeuge überhaupt öffentlich aussagen wird. Es gab zwischen dem Anwalt des Zeugen und der Verteidigung der Angeklagten starke Diskussionen, vor allem über einen Antrag, unter Ausschluss der Öffentlichkeit vernommen zu werden. Als Grund gab sein Anwalt vor allem die Gefährdungslage an, die dem gelernten Erzieher bei seiner Aussage im Hochsicherheitssaal des Gerichts drohe. Schon bei seiner Ankunft im Saal wurde er von acht Personenschützern des Landeskriminalamtes Sachsen begleitet.

Kronzeuge soll zu innerem Zirkel gehört haben

Nach längerer Beratung ließ das Gericht die Öffentlichkeit doch zu, weil der Zeuge seinen Antrag zurückzog. Seine weiteren Aussagen werden das Verfahren in den kommenden Wochen prägen. Am ersten Aussagetag des Kronzeugen kommt die Vernehmung nur schleppend voran, weil die Verteidigung die Aussagen des Mannes immer wieder hinterfragt. Der nächste Verhandlungstag ist am 3. August.

Der Kronzeuge soll zum inneren Zirkel der Beschuldigten gehört haben. Seit Ende April ist er in der Obhut des LKA Sachsen, nachdem das Bundesamt für Verfassungsschutz ihn als Informant angeworben hatte. Seitdem hat D. mindestens sieben Mal mit den Ermittlern über mutmaßliche Taten der Angeklagten gesprochen. Mehr als 200 Seiten Protokoll wurden bisher geschrieben.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL - Das Nachrichtenradio | 28. Juli 2022 | 06:00 Uhr

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