Mieterärger Ärger, Mängel, Zoff: So half die Ombudsstelle der Vonovia Mietern in Dresden
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01. September 2022, 14:59 Uhr
Ständig Ärger mit Nachbarn. Schon wieder ist der Fahrstuhl kaputt oder das Bad verschimmelt: Statt zu schimpfen oder vors Gericht zu ziehen, können sich Mieter der Vonovia in Dresden seit 2021 an eine Ombudsstelle wenden. Bei den Fachleuten arbeitet neben Rechtsanwälten auch eine Psychologin mit.
- Diese Mietmängel haben die Ombudsleute beschäftigt.
- Der Dresdner Mieterverein sieht wenig Effekte für die Vonovia-Mieter.
- Die Ombudsleute sind auch für emotionale Probleme bei Mieterzoff geschult.
Die vom Wohnungsunternehmen Vonovia in Dresden installierte Ombudsstelle für Mieterprobleme hat seit ihrer Arbeitsaufnahme im Februar 2021 insgesamt 59 Fälle vorgelegt bekommen. Davon seien zwölf Angelegenheiten behandelt worden. Das sagte der Pressesprecher der Vonovia, Matthias Wulff, MDR SACHSEN. Der Immobilienkonzern hatte die Schiedsstelle in Dresden mit unabhängigen Fachleuten eingerichtet.
Mängel und Nachbarstreit dominieren Problemliste
Die meisten Fälle haben sich laut Vonovia um Mängel in der Mietwohnung gedreht wie beispielsweise die Erneuerung eines Bodenbelages oder unzureichende Wärmedämmung. Auch Nachbarschaftsstreit und Kündigungen stünden auf der Problemliste oben. Damit die Ombudsstelle die Probleme behandelt, müssen die Mieter der Weitergabe ihrer Daten zustimmen und alle Einigungsmöglichkeiten bereits ausgeschöpft haben. Das sei ein Grund für die geringe Zahl der Streitfälle, die es auf den Tisch der Ombudsleute schafften.
Bisher gab es eine Lösung für alle zugelassenen Fälle
"Wir konnten bisher in allen Fällen eine Lösung finden“, resümierte Ombudsperson André Leist, der als Rechtsanwalt in Dresden arbeitet und für seine Nebentätigkeit große Mengen an Daten und Unterlagen durchsieht. Die Fälle, die in der Ombudsstelle begutachtet wurden, ließen sich laut Leist alle per Vergleich erfolgreich lösen. "Vonovia und Mieter sind in diesen Fällen stets unseren Empfehlungen gefolgt."
Meine Kollegen und ich haben uns in den letzten Monaten durch gefühlt mehrere Gigabyte große Dateien mit Unterlagen, Schriftverkehr und Bildern durchgearbeitet.
Mieterverein kennt viel mehr Probleme der Vonovia-Mieter
"Als Tropfen auf den heißen Stein" bezeichnete dagegen der Sprecher und Rechtsberater des Mietervereins Dresden, Florian Bau, die bisherige Arbeit der Vonovia-Ombudsleute. "Wir können nicht feststellen, dass es dadurch weniger Beratungsbedarf bei den Mietern und Mieterinnen gibt", meinte Bau im Gespräch mit MDR SACHSEN. "Wir haben gut zu tun." So sei der Mieterverein aktuell mit Einsprüchen gegen die von Vonovia im Juni verschickten Mieterhöhungen und Betriebskostenabrechnungen beschäftigt.
Ombudsleute arbeiten unabhängig von Konzern
Die Ombudsstelle ist für Mieter und Mieterinnen der Vonovia kostenlos. Das dreiköpfige Gremium arbeitet nach Angaben des Immobilienkonzerns "unabhängig". Zu ihm zählen neben zwei Rechtsanwälten auch die Psychologin Dr. Ulla Nagel. Die Chefin einer Personal- und Unternehmensentwicklungsfirma wolle mit ihrer Arbeit auch emotionale Wogen glätten, die beim Thema Wohnen schnell hochkochen könnten.
Wohnen und Leben sind sensible Themen, in dem Emotionen schnell die Überhand gewinnen können. In Streitfällen ist eine neutrale Sicht auf die Dinge häufig der Schlüssel zur Lösung.
Der Wohnkonzern Vonovia hat als größter Vermieter in Dresden einen Marktanteil von 13 Prozent und hält 38.500 Wohnungen. 10.000 davon sind für Haushalte mit niedrigem Einkommen vorgesehen. Mehr als jeder fünfte Dresdner ist Vonovia-Mieter. Insgesamt sind das 90.000 Menschen.
MDR (wim)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | NACHRICHTEN | 01. September 2022 | 15:00 Uhr