Braunkohleausstieg Tausende Klimaschützer aus Sachsen unterstützen Lützerath-Protest

14. Januar 2023, 19:34 Uhr

Seit Mittwoch wird das Dorf Lützerath am Rande des Tagebaus Garzweiler in Nordrhein-Westfalen geräumt. Doch der Widerstand ist groß. Zahlreiche Demonstranten aus ganz Europa wollen verhindern, dass der Ort für die Braunkohle abgebaggert wird. Am Sonnabend haben sich auch 230 Klimaschützer aus Dresden an dem Protest vor Ort beteiligt. An einer Solidaritätskundgebung in Leipzig haben sich Tausende Menschen beteiligt.

Tausende Sachsen haben am Sonnabend die Großdemonstration gegen das Abbaggern von Lützerath unterstützt. So machten sich 230 Klimaschützer aus Dresden am frühen Morgen auf den Weg nach Nordrhein-Westfalen, um dort mit zehntausenden Menschen zu demonstrieren.

"Parents for Future Dresden" zieht positives Fazit

Die Sprecherin der Initiative "Parents for Future Dresden", Louise Hummel-Schröter, zog für ihre Gruppe ein positives Fazit der Aktion: "Wir sind alle froh, dass wir hier gewesen sind, weil uns das Thema am Herzen liegt." Zu den gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Klimaschützern und der Polizei konnte sie nichts sagen. Die Dresdner Gruppe war zu weit von diesem Geschehen entfernt.

Kein Rankommen an Bühne mit Klimaaktivistin Greta Thunberg

Und auch an die Bühne, auf der die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg eine Rede gehalten hat, kamen die Sachsen aufgrund des großen Andrangs nicht ran. "Wir standen etwas entfernt, haben aber gesehen, dass die Stimmung direkt an der Bühne sehr gut war", sagt Hummel-Schröter. Weniger schön war nach Angaben der Sprecherin das Wetter: "Das war mit das Heftigste, was ich jemals mitgemacht habe. Es war kalt, windig und regnerisch. Weil es so nass war, mussten wir durch den Schlamm waten."

Zeichen aus dem Braunkohleland Sachsen

Vier Busse hatten sich in den frühen Morgenstunden in Dresden auf den Weg nach Lützerath in Nordrhein-Westfalen gemacht. Sie waren von "Fridays for Future Dresden" organisiert worden. "Dieser Andrang trotz einer Hin- und Rückfahrt, die circa zwölf bis 14 Stunden in Anspruch nehmen wird, ist ein starkes Zeichen aus Dresden. Und ein wichtiges Zeichen auch deshalb, weil es aus dem Braunkohleland Sachsen kommt", sagte Louise Hummel-Schröter am Sonnabendmittag.

Dieser Andrang trotz einer Hin- und Rückfahrt, die circa zwölf bis 14 Stunden in Anspruch nehmen wird, ist ein starkes Zeichen aus Dresden. Und ein wichtiges Zeichen auch deshalb, weil es aus dem Braunkohleland Sachsen kommt.

Louise Hummel-Schröter Sprecherin von "Parents for Future Dresden"

Lützerath-Demo in Leipzig mit tausenden Teilnehmern

Neben dem Protest in Lützerath gab es auch außerhalb des Ortes Demonstrationen gegen die Abbagerung des Dorfes für die Braunkohle. In Leipzig hatte das Bündnis "Lützerath lebt!" am Sonnabendnachmittag zu einer Kundgebung aufgerufen.

Mehrere tausend Teilnehmer zogen dabei vom Willy-Brandt-Platz durch die Innenstadt bis zum Wilhelm-Leuschner-Platz. Auf den Transparenten waren Sprüche wie "RWE enteignen" oder "Lützerath schützen. Kohleausstieg 2030. Alle Dörfer bleiben" zu lesen.

Räumung von Lützerath seit Mittwoch

Die Räumung des verlassenen Dorfes Lützerath am Rande des Tagebaus Garzweiler hatte am Mittwoch begonnen und wird von teilweise heftigem Widerstand begleitet. Beamte wurde laut Polizei wiederholt mit Pyrotechnik, Steinen und Farbbeuteln beworfen. Inzwischen ist laut Einsatzkräften aber ein Großteil der Ortschaft geräumt.

Parteibüro der Grünen in Leipzig attackiert

Offenbar im Zusammenhang mit den Protesten in Lützerath ist in dieser Woche auch ein Parteibüro der Grünen in Leipzig attackiert worden. Nach Angaben der Polizei wurden Steine auf Fensterscheiben geworfen, die zu Bruch gingen.

Die beiden betroffenen Landtagsabgeordneten Christin Melcher und Daniel Gerber erklärten am Donnerstag, nach Zeugenaussagen habe sich die Attacke im Zuge einer Spontandemonstration zu Lützerath ereignet. Die Polizei ermittelt wegen Landfriedensbruchs und Sachbeschädigung. An ein weiteres Gebäude der Grünen sei ein Graffiti geschmiert worden. "Friedlicher Protest ist immer legitim, aber solche Aktionen sind völlig inakzeptabel. Gewalt ist niemals ein Mittel der demokratischen Auseinandersetzung. Solche Gewaltakte erweisen der Klimabewegung einen Bärendienst", erklärten Melcher und Gerber.

Mit Blick auf die Anti-Kohle-Proteste in dem Dorf Lützerath in Nordrhein-Westfalen betonten beide, dass es zur Demokratie gehöre, Kompromisse zu schließen und Gerichtsurteile zu akzeptieren. RWE habe einen Rechtsanspruch zum Kohleabbau im Rheinischen Revier. Zugleich äußerten die beiden Grünen-Politiker "größtes Verständnis" dafür, für mehr Klimaschutz zu demonstrieren.

MDR (sth)/afp/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 14. Januar 2023 | 19:00 Uhr

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