Strukturwandel 57 Vorschläge für ein gutes Leben in den Kohle-Revieren

19. Oktober 2022, 16:48 Uhr

Junge Leute aus den Kohleregionen in Ost und West haben sich zusammengesetzt, um Ideen für den Strukturwandel zu entwickeln. Mobile Arztpraxen, Tiny-Haus-Siedlungen oder Modellstädte für die Energiewende sind darunter. Die besten Vorschläge übergaben sie nun Sachsens Regierungschef Michael Kretschmer. Dabei war auch ein Zittauer Student, der sich dafür einsetzt, dass die Hochschulen in den Kohlregionen zu "Versuchslaboren der Energiewende" werden.

Vier junge Männer aus Sachsens Kohleregionen haben in Dresden ein Gutachten mit Vorschlägen für den Strukturwandel an Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) überreicht. Die Ideen und Anregungen seien für den Transformationsprozess und die Zukunft der Region enorm wichtig, erklärte Kretschmer am Dienstag bei der Übergabe in Dresden. Das Projekt zeuge "davon, wie wichtig den jungen Leuten in der Region ihre Heimat ist".

Drei Tage gemeinsames Ideensammeln

Die Ideen waren im November 2021 beim sogenannten "Planathon" entstanden. Rund 45 junge Frauen und Männer im Alter zwischen 16 und 27 Jahren aus Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen und Sachsen hatten damals auf der dreitägigen Veranstaltung in Halle gemeinsam Ideen und Lösungsvorschläge für den Strukturwandel im Rheinischen, im Mitteldeutschen und im Lausitzer Revier entwickelt. 57 dieser Ideen übernahmen sie im Nachhinein in ein "Jugendgutachten" mit dem Titel "Jugend gestaltet Strukturwandel".

Darin finden sich Projektvorschläge unter anderem zu mobilen Arztpraxen auf dem Land, zur Umwandlung von Orten wie Hoyerswerda zu „Modellstädten für die Energiewende" oder zum Bau von Tiny-Haus-Siedlungen auf ehemaligen Tagebauflächen. 57 dieser Ideen übernahmen sie im Nachhinein in ein "Jugendgutachten" mit dem Titel "Jugend gestaltet Strukturwandel".

Hochschulen als "Versuchslabor der Energiewende"

Beim Politiker-Termin in Dresden mit dabei war auch der 23 Jahre alte Timon Conrad aus Görlitz. Er studiert in Zittau Energie- und Umwelttechnik und hat unter anderem an einer Projektskizze zum "Campus als Versuchslabor der Energiewende" mitgearbeitet. Die Idee: Die Hochschulen in den Kohleregionen sollen klimaneutral werden und auf dem Weg dahin Forschung und vor allem Studierende miteinbeziehen. Wenn diese zum Beispiel eine Photovoltaik-Anlage selbst kalkulieren könnten und die Anlage dann gebaut werde, sei das viel motivierender als rein theoretischer Unterricht. Das würde viele Studierende in die Region ziehen und somit auch dem Fachkräftemangel entgegenwirken, erklärte Conrad.

Befürchtungen vor dem Termin

Seine Motivation sich an dem Projekt zu beteiligen, komme daher, dass er gerne in der Region bleiben oder – falls es ihn doch mal wegziehen sollte – zumindest zurückkehren wolle, denn: „Die Lausitz ist sehr lebenswert.“ Damit dies auch so bleibe, wolle er in der Region „Entwicklungen anschieben“.

Vor dem Termin mit Ministerpräsident Kretschmer äußerte er die Befürchtung, dass die Ideen letztlich nicht umgesetzt werden. Danach wirkte er jedoch zufrieden: Der sächsische Minister für Regionalentwicklung, Thomas Schmidt, sowie der Beauftragte für Strukturentwicklung in der Lausitz und der Region Leipzig, Jörg Huntemann, hatten der Gruppe ein weiteres Treffen angeboten, um ausführlicher über die Ideen zu sprechen.

MDR (jwi)/epd

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR Aktuell | 18. Oktober 2022 | 11:48 Uhr

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