Gesundheit Krankenhaus in Dresden investiert für Wassergeburten in neuen Kreißsaal

11. Juni 2022, 14:09 Uhr

Im Krankenhaus St. Joseph-Stift in Dresden machen Wassergeburten bisher nur einen kleinen Teil aller Geburten aus. Dennoch haben sie in dem Haus eine lange Tradition. Um die Bedingungen zu verbessern, hat das Krankenhaus jetzt in einen neuen Kreißsaal investiert.

Im Krankenhaus St. Joseph-Stift in Dresden ist ein neuer Kreißsaal für Wassergeburten in Betrieb genommen worden. Dazu wurde das ehemalige Entbindungsbad für 130.000 Euro umgebaut. Nach Angaben des Krankenhauses ist es für viele Frauen angenehmer, vor allem schmerzfreier, im Wasser zu gebären. Im St. Joseph-Stift würden circa zehn Prozent aller Geburten als Wassergeburten durchgeführt, hieß es.

Kreißsaal mit mehr Bewegungsfreiheit

"Der bisherige Raum für die Wassergeburten war relativ klein. Daher gab es schon seit längerem Überlegungen, den Raum zu vergrößern. Das ist jetzt geschehen. Dafür wurde die Wand sozusagen nach außen gerückt", erklärt Hebamme Kerstin Blankenburg, die seit 2003 am St. Joseph-Stift tätig ist. Aus einem Raum mit einer Badewanne habe man nun einen Geburtsraum gemacht, der intensiver genutzt werden kann. "Die Frauen haben ja durchaus auch mal das Bedürfnis, wieder aus der Wanne zu steigen und sich zu bewegen", sagt Blankenburg.

Durch die Vergrößerung von 15 auf 22 Quadratmeter passt außerdem nun ein Geburtsbett in den Raum. Dies ermögliche der Mutter nach der Geburt den direkten Wechsel von der Wanne zum Bett und gewährleiste dadurch das sofortige Bonding. Dieser intensive Hautkontakt zwischen Mutter und Kind in den ersten gemeinsamen Momenten sei von großer Bedeutung für den Aufbau einer emotionalen Beziehung, so Blankenburg.

Wassertemperatur wird punktgenau eingestellt

Obwohl auch die Geburtswanne neu ist, erfüllt sie dennoch die gleichen Anforderungen wie zuvor. "Die Wanne ist ähnlich wie die vorhergehende. Man muss sich vorstellen, so eine Gebärwanne bietet ganz viel Raum für die Frau, damit sie verschiedene Positionen einnehmen kann." Es gebe zudem eine elektronische Abschaltautomatik, um zu verhindern, dass die Wanne überläuft sowie eine punktegenaue Steuerung der Wassertemperator, sagt Blankenburg.

350 Liter Wasser haben in der Wanne Platz. Außerdem ist sie nicht mehr Blau, sondern nun Dunkelrot. Die Farbwahl ist laut Krankenhaus kein Zufall. Sie sei an den weiblichen Uterus angelehnt und soll dem Baby einen sanften Übergang aus dem Mutterleib in die Außenwelt erleichtern.

Wassergeburten gehen manchmal sehr viel schneller als an Land. Der Geburtsverlauf hat deutlich mehr Dynamik.

Kerstin Blankenburg Hebamme am St. Joseph-Stift in Dresden

Hebamme sagt, wann Frauen in die Wanne sollen

Doch so angenehm der Aufenthalt in der Badewanne auch ist: Die Frauen verbringen nicht die gesamte Zeit darin. Vielmehr kommt es auf das richtige Timing an. "Man darf sich nicht vorstellen, dass man, wenn die Geburt startet, sofort in die Badewanne steigt. Unsere Aufgabe als Hebamme ist, dass wir die Frauen beraten, wann ein guter Zeitpunkt ist", sagt Blankenburg.

Dabei gehe es konkret darum, das warme Wasser zur Entspannung, zur Schmerzlinderung und für den Geburtsfortschritt zu nutzen, erklärt die Hebamme und fügt an: "Wassergeburten gehen manchmal sehr viel schneller als an Land. Der Geburtsverlauf hat deutlich mehr Dynamik."

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Bisher zwölf Kinder in neuem Geburtsraum geboren

Die Nachfrage nach den Wassergeburten ist laut der Hebamme zuletzt gestiegen. Immer mehr Frauen wollen es einmal ausprobieren. In dem neuen Geburtsraum, der seit 5. Mai in Betrieb ist, haben den Angaben zufolge bereits zwölf Kinder das Licht der Welt erblickt. Kerstin Blankenburg wünscht sich, dass noch mehr Frauen die Wassergeburt für sich entdecken: "Es ist eben die Frage, wie man das in die Öffentlichkeit bringt. Das ist auch ein Stück Geburtskultur in Deutschland. Frauen sollten auf jeden Fall wissen, dass es diese Möglichkeit gibt."

MDR (sth/cs/ik)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Dresden | 09. Juni 2022 | 15:30 Uhr

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