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Die Produktion der Fotokameras hatte Pentacon bekannt gemacht (Archivbild). Seit der Wiedervereinigung hatte sich der frühere VEB mit wechselnden Produkten auf dem Markt gehalten und bis zu 200 Menschen beschäftigt. Bildrechte: IMAGO / Klaus Rose

TraditionsunternehmenNach Rückzug des Investors: Pentacon-Werk in Dresden geschlossen

26. November 2022, 14:38 Uhr

Die Internetseite des traditionsreichen früheren Kameraherstellers Pentacon ist abgeschaltet, Anrufe im Werk in Dresden werden automatisch zur Mutterfirma nach Bad Kreuznach umgeleitet. Von MDR SACHSEN zu dem Grund befragt, hat die Geschäftsführung des Eigentümers keine guten Nachrichten. Auch der Ostsächsische Metallverband ist überrascht. Ein früherer Mitarbeiter hat die Hintergründe beschrieben.

Von dem Traditionsunternehmen Pentacon in Dresden ist augenscheinlich nur das Firmenschild übriggeblieben. Nachdem Passanten von leeren Firmenräumen im Gewerbegebiet "Saxopark" in Dresden-Seidnitz berichteten, hat die Gesellschafterfirma in Rheinland-Pfalz auf Anfrage von MDR SACHSEN die Schließung des Betriebes eingeräumt. Ein früherer Mitarbeiter, der im Marketing beschäftigt war, hat darüber mit MDR SACHSEN gesprochen.

"Operativer Geschäftsbetrieb" wurde beendet, sagt Firmenmutter

Eine Firmensprecherin der Jos. Schneider Optische Werke in Bad Kreuznach hatte MDR SACHSEN in der vorigen Woche mitgeteilt, dass "der operative Geschäftsbetrieb" des Pentacon Werkes in Dresden im August 2022 "beendet" worden sei. Es gäbe "keine Maschinen, Mitarbeiter und keinen Betrieb" mehr". Die Frage nach einer Insolvenz verneinte die Firmensprecherin.

Eigentümer verkaufte die Filetstücke von Pentacon

Thomas Aurich war früher Marketingleiter bei Pentacon. "Die Pentacon GmbH ist laut Gesellschafterbeschluss zum 31. August 2022 stillgelegt worden", erklärte Aurich im Gespräch mit MDR SACHSEN. Er habe die Firma bereits vor Jahren verlassen, seine Frau sei dort bis zuletzt Assistentin der Geschäftsführung gewesen. "Der Eigentümer in Bad Kreuznach hatte kein Interesse mehr an einer Fortführung des Unternehmens und hat daher die wirtschaftlich guten Teile der Pentacon an eine Dresdner Firma verkauft. Die Geschäftsleitung wurde darüber lange im Unklaren gelassen", berichtete Thomas Aurich. Über den Namen des Käufers sei Stillschweigen vereinbart worden.

Der Eigentümer hatte kein Interesse mehr an einer Fortführung des Unternehmens und hat daher die wirtschaftlich guten Teile der Pentacon an eine Dresdner Firma verkauft.

Laut Aurich sind Anfang 2022 noch rund 100 Beschäftigte bei Pentacon tätig gewesen. Der langjährige Geschäftsführer Michael Bledau, der die Firma abwickeln musste, habe "lange und aufopferungsvoll für seine Mitarbeiter gekämpft und versucht allen eine neue Stelle zu vermitteln." Das Gebäude des früheren Pentacon-Werkes im "Saxopark" in Dresden-Seidnitz habe inzwischen ein Druckerei-Unternehmen bezogen, sagte der frühere Marketingleiter.

Die Pentacon-Produktion von Kunststoffteilen für die Autoindustrie wurde vor der Schließung an eine Firma verkauft. (Archivbild) Bildrechte: IMAGO / momentphoto/Killig

Ostsächsischer Metallverband ist von Schließung "überrascht"

"Die Auflösung kam auch für uns etwas überraschend", sagte der Altenberger Unternehmer Christoph Herbrig MDR SACHSEN. Herbrig leitet den ostsächsischen Interessenverband Metall- und Präzisionstechnik. In dem Verband war auch die Firma Pentacon Mitglied.

Der langjährige Pentacon-Chef Bledau war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Nachdem im Jahr 2001 die Produktion von Spiegelreflexkameras ausgelaufen war, hatten unter Bledaus Geschäftsführung zeitweise bis zu 200 Mitarbeiter im Dresdner Pentacon-Werk für Foto- und Feinwerktechnik gearbeitet und Teile für die Auto- und Kameraindustrie hergestellt.

Die im früheren VEB Pentacon Dresden produzierte Fotokamera Praktica gehörte zu den bekannten, exportstarken ostdeutschen Marken wie Spee-Waschmittel, MZ-Motorräder, die Filterzigarette F6 oder die Nähmaschine Veritas. Das Kombinat Pentacon stellte rund 40 Jahre lang Fotoapparate, Kinogeräte und Diaprojektoren her. Kurz nach dem Fall der Mauer liquidierte die Treuhand den Betrieb. Später wurde er von der auf industrielle Foto- und Filmtechnik spezialisierten Schneider-Gruppe aus Rheinland-Pfalz als Tochterfirma übernommen.

Wirtschaft in Ostdeutschland nach dem Mauerfall

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | SACHSENSPIEGEL | 28. November 2022 | 19:00 Uhr

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