AuszeichnungGleich zwei Dichter freuen sich über Dresdner Lyrikpreis
Der Dresdner Lyrikpreis würdigt alle zwei Jahre deutsche und tschechische Lyrik. Er ist am Sonntag zum 15. mal vergeben worden. Erstmals können sich gleich zwei Preisträger über die Auszeichnung freuen: Der Tscheche Petr Borkovec und Georg Leß aus Deutschland. Außerdem wurde das Preisgeld erhöht.
Der 15. Dresdner Lyrikpreis wurde am Sonntagabend verliehen. Die beiden Dichter überzeugten die zweisprachig besetzte Jury in der Endrunde der Poesietage in Prag und Dresden.
Die Auszeichnung für zeitgenössische deutsche und tschechische Dichtkunst ist im Festspielhaus Hellerau übergeben worden. Borkovec und Leß bekommen damit jeweils 7.500 Euro. Das ist eine deutliche Aufwertung des Preises. Bisher wurde immer lediglich eine Person ausgezeichnet, die 5.000 Euro erhalten hatte.
Borkovec und Leß glücklich über Auszeichnung
Er sei sehr glücklich und schätze den Dresdner Lyrikpreis, weil er "beide Literaturen, die so nahe liegen" miteinander verbinde, erklärte der 54-jährige Dichter und Übersetzer Borkovec im Gespräch mit MDR KULTUR. Die Jury würdigte die Raffinesse und Subtilität seiner Poetik sowie den subversiven Humor des Pragers.
"Glücklich, aber auch froh, die drei Tage des Wettlesens" in Dresden und Prag überstanden zu haben, nahm der 43-jährige Leß aus dem Sauerland den Preis entgegen: "Ich halte ihn für eine wichtige Auszeichnung vor allem aufgrund der zwei Länder, die sich da die Hand reichen." Der Jury gilt Leß als "einer der eigenwilligsten Dichter seiner Generation." Er betreibe "eine poetische Strategie der verblüffenden Zusammenhänge", hieß es zur Begründung der Auszeichnung.
Wettlesen in Prag und Dresden
Die Gedichte wurden bei den Lesungen jeweils Tschechisch und Deutsch simultan übersetzt. So konnten die Besucher das Wettlesen an drei Tagen in Dresden und Prag direkt verfolgen und kürten schließlich Kamil Bouska zum Sieger des Publikumspreises. Bouska ist Jahrgang 1979, gilt als Provokateur und Enfant terrible in Kafka-Tradition. Er erhält 500 Euro Preisgeld. Die Jury lobte ausdrücklich seinen 2023 erschienenen Band "Dokumente" als eines der bemerkenswertesten Werke der derzeitigen tschechischen Literaturszene.
Jeweils drei deutsche und drei tschechische Stimmen waren für den 15. Dresdner Lyrikpreis nominiert worden. Im Finale standen 2024 neben Borkovec, Leß und Bouska auch Bohdan Chlíbec, Ozan Zakariya Keskinkılı und Dana Ranga. Die Texte aller Nominierten erscheinen in einer zweisprachigen Publikation des Verlags Volant & Quist.
Quellen: Stadt Dresden, MDR KULTUR (Michael Ernst), Erich Kästner Haus für Literatur e.V.
Redaktionelle Bearbeitung: ks, bh
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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 04. November 2024 | 06:30 Uhr