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Das Gelände einer alten Zuckerfabrik in Delitzsch – hier sollen mal bis zu 700 der geplanten 1.000 Mitarbeiter des Zentrum für die Transformation der Chemie forschen und arbeiten. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

DelitzschTrotz Forschungsstart - CTC-Gelände wird erst 2027 fertig

09. August 2024, 11:33 Uhr

Aus den Kohlemilliarden soll in Delitzsch eines der bundesweit größten Forschungszentren für Chemie entstehen. Bis Forscher das sogenannte Zentrum für die Transformation der Chemie beziehen dauert es noch. Bis dahin arbeiten sie in anderen Laboren. Das hindert sie nicht daran, bereits erste Erfolge zu erzielen.

Manuel Häußler arbeitet an den Kunststoffen der Zukunft. In einem Labor züchtet er Hefen und Algen, die er mit altem Fett füttert. Die Algen scheiden dann eine zähe Flüssigkeit aus. Und aus der, sagt Häußler, könne man Produkte machen, die man bislang aus Erdöl herstelle – zum Beispiel Verpackungen oder Textilien: "Hier haben wir sogar einen Prototypen schon mal gemacht. Das ist jetzt wirklich ein sehr früher Prototyp, das ist wie so eine Art Endlosstrumpf. Das ist wirklich ausgesponnen und dann auch nochmal gestrickt." Solche Stoffe könne man aus der Masse herstellen. Diese hätten die typischen Eigenschaften wie klassische Kunststoffe, ließen sich aber viel besser recyceln.

Ziel: Von 29 auf 1.000 Mitarbeiter in 14 Jahren

Häußler kommt aus Baden-Württemberg und gehört zu den ersten, die am neuen Zentrum für die Transformation der Chemie forschen (CTC). Die bundesweit einmalige Einrichtung soll der Chemie den Weg zu mehr Nachhaltigkeit weisen, zu Rohstoffen aus nachwachsenden Materialien, zu mehr Recycling. Die ersten 29 Leute sind nun da. Und es sollten sehr viel mehr werden, sagt CTC-Verwaltungsleiter Ralf Lonitz. Ziel sei es, bis zum Jahr 2038 auf 1.000 Mitarbeiter auszubauen - siebenhundert Mitarbeiter am Hauptstandort in Delitzsch und 300 Mitarbeiter am Standort in Merseburg: "Und dafür stehen mehr als eine Milliarde Euro zur Verfügung in Summe."

Von dem Geld muss zunächst gebaut werden. Denn die Forscher arbeiten noch an verschiedenen Interims. Nordsachsens Landrat Kai Emanuel steht vor einem Zaun in Delitzsch. Dahinter erstreckt sich das Gelände einer ehemaligen Zuckerfabrik. Hier soll die Zentrale des CTC entstehen. Emanuel sagt: "Die Kaufverträge sind soweit unterschrieben. Wir sind aber noch nicht Eigentümer. Der Eigentümer hat noch ein paar Bedingungen zu erfüllen." Er gehe davon aus, dass man im Herbst die Bebauung des Grundstücks beginnen könne.

Eigentliches Forschungszentrum erst ab 2027 benutzbar

Hinterm Zaun wird derzeit ein Schlackeberg abgetragen, Altlasten früherer Eigentümer. Man sieht einen Backsteinbau, historische Silos, einen Kühlturm. Landrat Emanuel würde gern einen Teil der alten Gebäude ins Forschungszentrum integrieren. Seit vergangener Woche kann man im Internet den Bebauungsplan einsehen. Der zeigt zwar noch keine Architektur, lässt aber erahnen, was auf dem mehr als 20 Hektar großen Gelände in Delitzsch möglich wird. "Also ich gehe davon aus", sagt der Landrat: "dass, wenn die Planungen so weitergehen, dass wir im Jahr 2027 auf der Seite ein Gebäude gebaut haben werden, wo dann die Forscher Labore vorfinden werden, Büroräume vorfinden werden und dann auch wirklich Forscher hier in Delitzsch auf diesem Gelände vor Ort da sind."

Die Hauptgebäude, sagt Emanuel, dürften allerdings erst später fertig werden. Der Chemie-Campus soll am Ende nicht nur Forscher beherbergen, sondern auch Gründer, die aus ihren Ideen eigene Firmen aufbauen. Manuel Häußler hat das schon getan. Der Mann, der an den Kunststoffen der Zukunft forscht, hat ein Recycling-StartUp gegründet. Die Mitarbeiter wollen demnächst von Baden-Württemberg nach Sachsen ziehen.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 02. August 2024 | 06:47 Uhr