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Organisierte KriminalitätAuf der Flucht: Sachsen und Europol suchen verurteilten Schwerkriminellen

28. September 2022, 17:48 Uhr

Ein Mann, der 2020 in Sachsen zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde, ist scheinbar spurlos verschwunden. Das Landeskriminalamt in Dresden sucht den 53-Jährigen mit Hilfe der Europol-Fahndungsliste der meist gesuchten Schwerkriminellen in Europa.

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Seit 2016 veröffentlichen die EU-Mitgliedsstaaten besonders gesuchte Straftäter aus den Bereichen Schwerstkriminalität auf einer Fahndungsliste der EU-Polizeibehörde Europol. Darin befinden sich mehrere Fälle aus Deutschland, davon aktuell ein Fall aus Sachsen.

In Sachsen verurteilter Schwerstkrimineller von Europol gesucht

Die Fahndungsliste ist Teil der neuen Europol-Kampagne: "Most Wanted 2022: Game over, you can bring them down" (Deutsch: Die Meistgesuchten 2022: Das Spiel ist aus, du kannst sie fassen). Damit will Europol die Bevölkerung in der Europäischen Union auf die meistgesuchten mutmaßlichen Straftäter aufmerksam machen. Seit Mittwoch steht auch ein in Sachsen verurteilter Schwerstkrimineller auf der Europol-Liste der Meistgesuchten für das Jahr 2022.

Verurteilter entzog sich mehrjähriger Gefängnisstrafe wegen Erpressung

Khadzhimurat Chichaev ist seit 2018 flüchtig. Damals stand der russiche Staatsbürger vor dem Landgericht Dresden wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung und räuberischer Erpressung. Laut Europol und Bundeskriminalamt hat er die Straftaten im Zeitraum von Frühjahr 2015 bis Herbst 2016 begangen. "Dem Verurteilten Chichaev wurde vorgeworfen, Anfang August 2016 gemeinsam mit einem Mittäter einen Gebrauchtwagenhändler auf dem Gelände eines Autohandels in Dresden unter Androhung von massiver Gewalt zur Zahlung von 10.000 Euro aufgefordert zu haben. Zur Zahlung kam es in der Folge nicht, da sich der Geschädigte an die Polizei wandte", berichtete der Dresdner Oberstaatsanwalt Jürgen Schmidt MDR SACHSEN.

Seine Entlassung aus der Haft nutzte er zur Flucht

Nach einer Entscheidung des Sächsischen Verfassungsgerichtshofes, der von einem Mittäter wegen der langen Untersuchungshaft angerufen worden war, wurde Chichaev und zwei Mitangeklagte 2018 auf freien Fuß gesetzt. Das berichtet Oberstaatsanwalt Schmidt MDR SACHSEN. Das nutzte Chichaev zur Flucht. In Abwesenheit wurde der Mann zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Laut Schmidt ist gegen Chichaev ein weiteres Verfahren bei der Staatsanwaltschaft Dresden anhängig, weil er versuchte, seine Ehefrau zu erwügen.

Die Europol-Behörde hat dem 53-Jährigen den Zusatz "gefährlich" verpasst und nennt ihn gewalttätig. Auch die Staatsanwaltschaft Dresden und das sächsische Landeskriminalamt fahnden nach ihm.

Mehrere Fluchtorte von Schweden bis Tschetschenien möglich

Die Kriminalpolizei vermutet, dass sich der Gesuchte bei seiner in der russischen Teilrepublik Tschetschenien lebenden zweiten Ehefrau aufhalten könnte. Es gibt auch Hinweise, dass sich der Kriminelle dank eines schwedischen Flüchtlingspasses in Schweden verstecken könnte oder in den Vereinigten Arabischen Emiraten oder in Weißrussland untergetaucht ist.

Polizei hofft auf neuere Videos und Fotos des Gesuchten

Der Gesuchte wird als 1,89 Meter groß und schlank, mit dunkelbraunem Haar und eventuell Vollbart, blauen Augen sowie je einer auffälligen Narbe an der linken und rechten Wange beschrieben. Laut Europol spricht Chichaev Russisch, Tschetschenisch sowie gebrochen Deutsch und Schwedisch.

Die Ermittler hoffen auf Hinweise zum Aufenthaltsort des Mannes sowie auf Fotos und Videomaterial aus der Zeit ab dem Jahr 2018. Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle in Sachsen entgegen.

MDR (wim)/dpa

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | NACHRICHTEN | 08. Juni 2022 | 18:00 Uhr