Verschiedene Führerscheine
Die Papier-Führerscheine und ältere Fahrerlaubnisse aus Plastik werden verpflichtend in EU-Führerscheine umgetauscht. Bildrechte: picture alliance / dpa | Oliver Berg

EU-Regel Führerscheinumtausch in Sachsen läuft, doch es fehlt die Übersicht

31. Januar 2023, 11:08 Uhr

43 Millionen Führerschein-Inhaber müssen bundesweit ihre Dokumente umtauschen. Laut Automobilclub Deutschland (ADAC) geht es um rund 15 Millionen bis 31.12.1998 ausgestellte Führerscheine in Papierform und um weitere rund 28 Millionen Scheckkarten. Das betrifft die Fahrerlaubnisse in Kartenform, die zwischen dem 01.01.1999 und dem 18.01.2013 ausgegeben wurden. Ob alle rechtzeitig umtauschen, darüber haben die Kommunen aber keine Übersicht, wie Anfragen in Chemnitz, Dresden und Leipzig zeigen.

Fälschungssicher, im Scheckkartenformat und nur befristet gültig: Alle EU-Bürger brauchen eine neue Fahrerlaubnis. In Deutschland läuft der Umtausch nach Jahrgang der Führerscheininhaberinnen und -inhaber gestaffelt geordnet ab.

Ob sich die Bürgerinnen und Bürger an die Vorgaben halten, darüber gibt es in den Kommunen keinen Überblick. Die Datensätze über Fahrerlaubnisse sind nicht mit den Meldedaten verknüpft. Bis zum Jahr 2033 läuft die Umtauschaktion. In zehn Jahren haben dann auch die DDR-Führerscheine endgültig ausgedient. Alle vor 1953 Geborene sind von der Umtauschpflicht zunächst ausgenommen. Sie benötigen erst eine neue Fahrerlaubnis, wenn sie sich im Alter von 80 Jahren entschließen, weiterhin selbst zu fahren.

Gut 109.000 DDR-Führerscheine in Chemnitz registriert

In Chemnitz sind bislang rund 109.100 Führerscheine aus der ehemaligen DDR registriert. Wie viele davon im Rahmen des großen EU-Führerscheinumtausches noch umgetauscht werden müssen, ist aber unklar, wie eine Sprecherin der Stadt Chemnitz der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mitteilte. Es sei nicht zu erkennen, wie viele Führerscheine davon Menschen gehörten, die inzwischen nicht mehr in Chemnitz wohnten. Nach Angaben der Stadt haben bislang rund 25.700 Menschen aus den Geburtsjahrgängen 1953 bis 1964 ihren Führerschein in der Fahrerlaubnisbehörde der Stadt Chemnitz umgetauscht. Allein im vergangenen Jahr waren es rund 3.200 Einwohner aus den Jahrgängen 1953 bis 1958.

Tabelle 1: Umtauschfristen für Führerscheininhaber nach Geburtsjahren
Geburtsjahr des Fahrerlaubnis-Inhabers Tag, bis zu dem der Führerschein umgetauscht sein muss
vor 1952 und 1952 19.01.2033
1953 - 1958 19.01.2022
1959 - 1964 19.01.2023
1965 - 1970 19.01.2024
1971 oder später 19.01.2025
Tabelle 2: Umtauschfristen für Führerscheine, die ab 1.1.1999 ausgestellt wurden
Ausstellungsjahr der Fahrerlaubnis Tag, bis zu dem der Führerschein umgetauscht sein muss
1999 - 2001 19.01.2026
2002 - 2004 19.01.2027
2005 - 2007 19.01.2028
2008 19.01.2029
2009 19.01.2030
2010 19.01.2031
2011 19.01.2032
2012 bis 18.01.2013 19.01.2033

Leipzig erwartet den Umtausch von 300.000 Führerscheinen

Die Stadt Leipzig kann nicht beantworten, wie viele Fahrerlaubnisinhaberinnen und -inhaber bislang ihren Führerschein umgetauscht haben. "Zur genauen Zahl der vom Pflichtumtausch betroffenen Leipzigerinnen und Leipziger ist keine konkrete Aussage möglich", sagte ein Sprecher. Die Stadt gehe anhand der in der Fahrerlaubnisbehörde Leipzig vorhandenen Daten davon aus, dass insgesamt rund 300.000 Führerscheine umgetauscht werden müssen.

Die Stadt Dresden teilte mit, im vergangenen Jahr seien rund 12.730 Führerscheine in der Dresdner Fahrerlaubnisbehörde umgetauscht worden.

Der Führerschein soll bis 2033 in der EU einheitlich und fälschungssicher werden. Um alle Führerscheinbesitzer auf das dann nur noch gültige Scheckkarten-Format zu bringen, müssen rund 43 Millionen Dokumente umgetauscht werden.

Umtausch ist verpflichtend

Der Automobilklub ADAC betont, dass der Umtausch verpflichtend sei. Wer dem Umtausch des Pkw- und Motorradführerscheins nicht nachkommt, muss aber nicht mit einem Fahrverbot rechnen. Es verfällt also nur das Dokument, nicht aber die in der Fahrschule durch Prüfung erlangte Berechtigung zum Fahren eines Fahrzeugs einer bestimmten Klasse. Allerdings wird ein veraltetes Dokument bei einer Kontrolle als Ordnungswidrigkeit gewertet und mit aktuell zehn Euro Verwarngeld geahntet. Für Bus- und Lastwagenführerscheine gelten strengere Regeln.

Der ADAC betont auch, nach dem Umtausch stehe niemand schlechter da als vorher. "Mit der Umstellung der Fahrerlaubnisklassen alten Rechts (so die Klasse 2, 3, ehemalige DDR-Klassen) werden im neuen Führerschein die Klassen bestätigt, die der bisherigen Fahrberechtigung entsprechen." Der Umtausch ist ein Verwaltungsakt und nicht mit Gesundheits- oder Fahrtauglichkeitsprüfungen verbunden.

Neuer Europa-Führerschein der Bundesrepublik Deutschland
Die Führerscheinklassen werden in den neuen EU-Führerschein übertragen. Alle Berechtigungen, die in der Fahrschule erworben wurden, bleiben erhalten. Bildrechte: imago/Enters

Kosten für den Umtausch variieren in sächsischen Kommunen

Der Umtausch des Führerscheins kostet etwa 25 bis 30 Euro. Die Stadt Dresden beziffert die Kosten auf 25,30 Euro, der Landkreis Leipzig beispielsweise auf 30,40 Euro. Es geht bürokratisch zu: "Inhaber eines nicht im Landkreis Leipzig ausgestellten Papierführerscheins benötigen zusätzlich eine Karteikartenabschrift der Behörde, die den Papierführerschein ausgestellt hat." Im Vogtlandkreis kostet der Umtausch eines Kartenführerscheins 25,30 Euro, der eines Papierführerscheins hingegen auch 30,40 Euro. Hinzu kommen jeweils die Kosten für ein biometrisches Passfoto.

Diese Dokumente sind für den Umtausch notwendig

Zur Beantragung des Führerscheinumtauschs ist meist persönliches Erscheinen in der für den Wohnort zuständigen Fahrerlaubnisbehörde erforderlich - überlicherweise nach vorheriger Terminvereinbarung. Dresden aber ermöglicht auch eine Beantragung per Post. Mitzubringen sind Personalausweis oder Reisepass mit Meldebescheinigung, der alte Führerschein sowie ein biometrisches Passfoto. Die Herstellung des Dokuments in der Bundesdruckerei soll aktuell etwa vier bis sechs Wochen dauern. Bei Abholung wird der alte Führerschein entwertet und kann als Jugenderinnerung behalten werden. Laut Bundesdruckerei ermöglichen viele Behörden inzwischen auch den Direktversand der neuen Führerscheinkarten an die Wohnadresse.

So lange gilt der neue Führerschein

Die neue EU-einheitliche Führerscheinkarte gilt künftig generell nur noch 15 Jahre. Danach muss gegen Gebühr das Dokument verlängert und mit aktuellem Foto versehen werden.

Das sind die Vorteile der neuen Führerscheinkarte

Der neue Führerschein ist handlicher und passt ins Kreditkartenfach im Portemonaie. Im europäischen Ausland kann der Führerschein einfach genutzt werden, da alle Daten vereinheitlicht sind. Nach der gesetzlichen Umtauschfrist kann es passieren, dass nationale Führerscheine nicht mehr überall anerkannt werden. Das kann beispielsweise Probleme beim Mieten eines Urlaubsautos oder bei Verkehrskontrollen nach sich ziehen.

MDR (lam/kk)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 19. Januar 2023 | 10:00 Uhr

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