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BildungViele offene Stellen bei Schulleitungen in Sachsen

09. Juli 2022, 16:54 Uhr

Viele Schulen in Sachsen sind weiter ohne eigenen Schulleiter. Seit August vergangenen Jahres hat sich an der Situation kaum etwas geändert. Betroffen sind zum Großteil Grundschulen, aber auch an anderen Schularten fehlt Führungspersonal. Das Kultusministerium in Dresden versicherte, trotz unbesetzter Stellen sei keine Schule ohne Leitung.

An den Schulen in Sachsen sind weiterhin viele Leitungsstellen unbesetzt. Wie das Kultusministerium bei einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte, waren Anfang Februar an den 1.391 öffentlichen Schulen 72 Stellen von Schulleitern und 105 Stellvertreterposten vakant. Im August 2021 waren die Zahlen mit 71 fehlenden Schulleitern und 124 Stellvertretern ähnlich. "Die Zahlen sind durch Nachbesetzungen, aber auch durch Ausscheiden aus dem Dienst immer im Fluss", sagte eine Ministeriumssprecherin.

Trotz unbesetzter Stellen sei aber keine Schule ohne Leitung. In solchen Fällen werde der stellvertretende Schulleiter oder eine andere Lehrkraft mit den Leitungsaufgaben beauftragt. Der Großteil der unbesetzten Leitungsstellen enftällt auf die 752 Grundschulen in Sachsen: Dort sind 45 Leiter- und 66 Stellvertreterstellen vakant. An den 289 Oberschulen des Landes fehlen nach Ministeriumsangaben zehn Schulleiter und 13 Stellvertreter.

GEW will Schulleitungen stärker entlasten

Die sächsische Chefin der Bildungsgewerkschaft GEW, Uschi Kruse, kann gut verstehen, weshalb nicht viele Lehrer Schulleiter werden wollen. Das sei mit Mehrbelastungen verbunden, eine Reduzierung der Stundenzahl vor den Schulklassen sei im Gegenzug kaum möglich. Dazu seien die Lehrerkollektive meist zu klein. Zudem seien viele der Lehrer an den Grundschulen Frauen, die selbst noch Kinder hätten und zu Hause eingespannt seien.

Die GEW-Landesvorsitzende Uschi Kruse fordert, die Schulleitungen an sächsischen Schulen stärker zu entlasten. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Arno Burgi

Mit der Übernahme einer Schulleitung gehe eigentlich auch ein Wechsel der Schule einher, sagte die Gewerkschafterin. "Sie müssten sonst über ihre Kollegen urteilen, mit denen sie zuvor Freud und Leid geteilt haben. Das macht niemand gern." Kruse zufolge sollte das Ministerium darüber nachdenken, wie die Aufgaben des Schulleiters an Grundschulen geteilt werden könnten.

Die Aufgaben an den sächsischen Oberschulen seien noch deutlich größer, sagte Kruse. Dort spielten verstärkt Fragen wie Armut, Migration, Integration, auch Kriminalität eine Rolle. Die Einstellung von Schulassistenten zur Entlastung der Schulleiter könne da der richtige Weg sein.

Landeselternrat wünscht sich mehr Teamfähigkeit

Aus Sicht des Landeselternrates muss es neben der Besetzung der vakanten Leiterstellen auch darum gehen, die Schulleitungen zu qualifizieren. "An nicht wenigen Schulen sind die Leitungen kaum teamfähig", sagte der stellvertretende Vorsitzende des Landeselternrates, André Jaroslawski. Es sei nicht so selten, dass Schulleitung und Lehrer nicht gut zusammenarbeiteten und etwa die Mitwirkung der Elternvertreter nicht gewünscht sei.

Im Juni wollte die Linke im Parlament erreichen, dass die Schulleitung als ein eigener Beruf gelten soll. "Sonst werden sich langfristig nicht genug Lehrkräfte finden, die diese Aufgabe übernehmen", begründete die bildungspolitische Sprecherin, Luise Neuhaus-Wartenberg, den Vorstoß. Der Antrag scheiterte, fand aber auch bei den Lehrervertretern wenig Fürsprache. "Die Schulleiter müssen aus den Schulen heraus wachsen, sie sollten zuvor Lehrer gewesen sein", sagte der stellvertretende Vorsitzende des Sächsischen Lehrerverbandes, Michael Jung.

Diskussion um Vier-Tage-Woche an Schulen:

MDR(ms)/dpa

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 09. Juli 2022 | 11:00 Uhr

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