DatenanalyseViele Schulen freier Träger in Landkreisen Zwickau, Görlitz und Leipzig
Die Zeit läuft. Nach dem Erhalt der Bildungsempfehlung mit dem Halbjahreszeugnis müssen Eltern ihre Viertklässler bei den weiterführenden Schulen anmelden. Für viele stellt sich die Frage: Gebe ich mein Kind in eine staatliche Schule oder in die eines freien Trägers. In den Ballungsräumen Leipzig, Dresden und Chemnitz ist die Schullandschaft bunter. Aber es gibt auch Landkreise, in denen es neben den staatlichen Einrichtungen viele freie Schulen gibt, wie eine Datenauswertung des MDR zeigt.
- Der Landkreis Görlitz sticht durch eine hohe Zahl an freien Grundschulen heraus.
- Rund um Zwickau gibt es viele freie allgemeinbildende Schulen.
- In Sachsen gab es zwei Gründungswellen, derzeit stagnieren die Zahlen.
In Sachsen gibt es neben den staatlichen Einrichtungen rund 240 Schulen in freier Trägerschaft. Diese sind sehr unterschiedlich im Freistaat verteilt. Familien, die in Ballungsgebieten mit einer hohen Bevölkerungsdichte wohnen, können in der Regel aus einer breit aufgestellten Schullandschaft mit verschiedenartigen Konzepten wählen. Aber auch in manchen Landkreise sind Freie Träger gut vertreten. Das ergab eine MDR-Datenanalyse. Zugrunde gelegt wurden die Schulzahlen des Statistischen Landesamtes Kamenz aus dem vergangenen Schuljahr.
Viele Freie Grundschulen im Landkreis Görlitz
Betrachtet man die absoluten Zahlen, dann liegen die meisten Freien Schulen in Dresden, Leipzig sowie dem Landkreis Zwickau und dem Erzgebirgskreis. Wenn man dazu die Zahl der Einrichtungen in Relation zu den Schülerzahlen setzt, die regional verschieden sind, zeigt sich ein etwas anderes Bild: Hier ragen zwei Landkreise mit einem besonders hohen Anteil Freier Schulen heraus. Im Landkreis Zwickau gibt es 0,93 Freie Schulen je 1.000 Schüler, im Landkreis Görlitz 0,9 Freie Schulen je 1.000 Schüler. Zum Vergleich: In Dresden sind es 0,65 und in Leipzig 0,53 Freie Schulen je 1.000 Schüler.
Der Landkreis Görlitz sticht mit besonders vielen freien Grundschulen heraus. Das liegt laut Siegfried Kost von der AG der sächsischen Schulen in freier Trägerschaft (AGFS) auch an dem Schulverbund der zweisprachigen Schkola, der im Dreiländereck aktiv ist. Die Schkola betreibt in der ostsächsischen Grenzregion allein vier Grundschulen.
Bandbreite an Schularten in freier Trägerschaft in Zwickau
Im Landkreis Zwickau gibt es in allen Schularten neben den staatlichen Einrichtungen auch freie Trägerschaften. Das gilt sowohl für Grundschulen als auch für Oberschulen und Gymnasien. Viel vertreten sind hier die Regenbogenschulen der DPFA-Akademiegruppe. Das Unternehmen betreibt in Sachsen derzeit fünf Grundschulen, drei Oberschulen und fünf Gymnasien.
Da sich die DPFA in Zwickau gegründet hat, gibt es hier viele ihrer Bildungseinrichtungen. "Die erste Regenbogen-Grundschule haben wir 2004 im Stadtteil Eckersbach eröffnet, wo es einen Bedarf für eine weitere Schule gab", so DPFA-Sprecherin Anne-Kathrin Findeiß. 2016 kamen in demselben Stadtteil campusähnlich eine Oberschule und ein Gymnasium dazu.
Gut ausgestattet mit Freien Gymnasien ist auch der Landkreis Leipzig. Besonders wenig Schulen in freier Trägerschaft findet man im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge.
Zwei Gründungswellen in Sachsen
In Sachsen gab es zwei Gründungswellen freier Schulen, wie Siegfried Kost von der AGFS erklärt. "Die erste gab es gleich Anfang der 1990er-Jahre, die zweite folgte, als staatliche Schulen massiv geschlossen wurden. Hier setzte sich die Gründungswelle mit weiterführenden Schulen bis in die 2000er-Jahre fort." Aktuell gebe es wenige Schulneugründungen. Das liegt laut Kost auch an dem angespannten Lehrerarbeitsmarkt.
Freie Schulen* Bei den öffentlichen Schulen teilen sich Gemeinden und Landkreise in die Trägerschaft. In einigen Schulen ist auch der Freistaat Träger.
* Schulen in freier Trägerschaft können zum Beispiel von Privatpersonen, Sozialwerken, Vereinen oder Organisationen betrieben werden.
* Die Schulen in freier Trägerschaft sind sogenannte Ersatzschulen, das bedeutet, sie dienen als Ersatz für die öffentlichen Schulen. Deshalb müssen sie auch in ihren wesentlichen Merkmalen den öffentlichen Schulen gleichen. Das heißt, die Aufgaben wie Bildung, Erziehung, etc. müssen hier genau so erfüllt werden.
* Der Unterschied ist aber: Die Schulen können eigene Lehr- und Erziehungsmethoden einsetzen. Beispiele hierfür sind reformpädagogische Ansätze, wie Montessori- und Waldorfschulen.
MDR (mmo/ama)
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 27. Februar 2023 | 15:00 Uhr