Ein verblassender, brökelnder Schriftzug "Gastwirtschaft" erinnert an einer Leipziger Kneipe an vergangene Zeiten.
Kein Personal, zu hohe Kosten. Landgaststätten haben es schwer. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Volkmar Heinz

Gestiegene Kosten und kein Personal Waldenburg und Eppendorf: Gastronomen geben auf

27. September 2024, 05:00 Uhr

Die Gaststätten und Hotels in Sachsen kämpfen mit hohen Steuern, steigenden Preisen und Personalmangel. Viele traditionsreiche Gasthöfe haben schon schließen müssen oder stehen kurz vor der Geschäftsaufgabe. Die Branche fordert bessere Rahmenbedingungen, denn das Gaststättensterben hat Auswirkungen auf ganze Regionen.

Donnerstagnachmittag im Schloßcafé "Sweet Sophie" in Waldenburg. Die meisten Tische sind reserviert. Das sei nichts Außergewöhnliches, so Inhaber Nico Nüßner. "Ab 15 Uhr bekommen Sie hier keinen Tisch ohne Vorbestellung", erklärt er. Doch bald schon ist Schluss. Ende des Jahres will der Inhaber das Schloßcafé und das Restaurant aufgeben.

Tor zum Schloss Waldenburg, 2008
Die Gastronomie im Schloss Waldenburg schließt Ende des Jahres. Bildrechte: imago/STAR-MEDIA

Die Entscheidung sei ihm nicht leicht gefallen: "Der Hauptgrund ist, dass wir mit Corona geöffnet haben. Und die 18 Monate, die wir ja auch keine Hilfen bekommen haben, weil die Firma neu gegründet wurde, die hängen uns einfach immer noch nach. Wir konnten das nie wieder richtig aufholen." Dazu kämen noch Probleme wie Personalmangel, gestiegene Energiekosten und teils ausbleibende Gäste. "Viele kleine Punkte ergeben dann ein Ganzes. Und dann muss man eben zumachen."

Viele kleine Punkte ergeben dann ein Ganzes. Und dann muss man eben zumachen.

Nico Nüßner Chef der Gastronomie im Schloss Waldenburg

Traditionsgaststätte gibt auf

Die Traditionsgaststätte Trakehnerhof in Eppendorf ist bereits geschlossen. Inhaberin Steffi Kerber-Reichel musste im August die Reißleine ziehen. Ein Grund war Personalmangel: "Das hatte zur Folge, dass es für mich unheimlich schwer war, die Kosten zu decken." Denn die sind auch im Trakehnerhof deutlich gestiegen. Energie und die wieder angehobene Mehrwertsteuer sind maßgeblich. Nur noch letzte schon eingebuchte Privatfeiern würden noch über die Bühne gebracht.

Steffi Kerber-Reichel, die sogar zur deutschen Nationalmannschaft der Köche gehörte und einige nationale und internationale Titel einheimste, hat eine deutliche Forderung - auch um Berufskollegen zu unterstützen: "Ganz klar, die Mehrwertsteuer muss wieder runter auf die sieben Prozent. Ein Imbiss hat die sieben Prozent, weil er eine Toilette draußen hat, sag ich mal. Die zwölf Prozent mehr, machen uns sehr zu schaffen, weil das uns deutlich teurer macht."

Dehoga fordert geringere Steuern

Axel Klein, Geschäftsführer des sächsischen Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga, kritisiert die Rahmenbedingungen für die Gastronomiebranche: "Wir haben eine zu hohe Steuerbelastung." Eine regionale Gaststätte auf dem Land müsse beispielsweise 19 Prozent Umsatzsteuer abführen. Ein Imbiss dagegen müsse nur sieben Prozent bezahlen. Hinzu kämen noch Kosten für das Servicepersonal, die in den vergangenen Jahren stark gestiegen seien. Ein weiterer Faktor seien hohe Lebensmittelpreise und Energiekosten.

Ein Mann lächtelt in die Kamera
Dehoga-Sachsen-Chef Axel Klein Bildrechte: DEHOGA

"Wir brauchen dringend eine Steuerreform", fordert Klein. Das Gaststättensterben im ländlichen Raum habe eine viel größere Dimension als gedacht. "Es geht um Kulturgüter, um regionale Küche, um Tradition. Und natürlich um den Wirtschaftsfaktor Tourismus. Wenn wir in Zukunft mit dem E-Bike durch die Gegend fahren und nirgendwo was zu essen bekommen, dann ist das nicht gut."

Eine junge Frau arbeitet in der Küche
Wieder interessant für junge Leute: Ein Job in der Gastrobranche. Bildrechte: imago/Westend61

Wieder mehr Lehrlinge

Klein sieht allerdings auch positive Trends, vor allem im Ausbildungssektor: "Wir haben wieder volle Koch-Klassen in den Ausbildungszentren in Leipzig und Dresden." Die Personalsituation habe sich trotz der Probleme in der Coronazeit wieder verbessert. Um die Gastrobranche weiter attraktiv zu machen, fordert Klein mehr Wertschätzung für das Unternehmertum: "Wir müssen schauen, woher die Steuern kommen. Und das sind nun mal die Unternehmen. Die müssen unterstützt und gestärkt werden."

MDR (mwa/klw)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 26. September 2024 | 16:20 Uhr

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