Auszeichnung Unternehmerin aus Pirna räumt mit Design-Hotel bei Sachsens Gründerinnenpreis ab

24. September 2022, 18:47 Uhr

Gerade mal ein Viertel aller Unternehmensgründungen geht in Sachsen von Frauen aus. Damit sich an diesem Zustand etwas ändert, vergibt der Freistaat jedes Jahr den Sächsischen Gründerinnenpreis. Die Beispiele erfolgreicher Unternehmerinnen sollen andere Frauen ermutigen. In diesem Jahr wurden eine Hotelchefin, eine Textilunternehmerin und eine Friseurin ausgezeichnet.

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In Leipzig ist am Sonnabend der diesjährige sächsische Gründerinnenpreis verliehen. Eine der Preisträgerinnen ist Annette Katrin Seidel aus Pirna. Sie führt seit 2019 das Designhotel Laurichhof und erhielt den Preis in der Kategorie Neugründung. "Ich freue mich über den Preis, weil er ein Zeichen der Wertschätzung ist. Auf dem bisherigen Weg gab es gute und schlechte Zeiten. Deshalb ist es immer wichtig, durchzuhalten und zu kämpfen", sagte die Gründerin im Gespräch mit MDR SACHSEN.

Hotel-Übernachtung im Showroom - Möbelkauf bei Abreise möglich

In ihrem Hotel vereint sie Tourismus und Einkaufserlebnis. Die Besucherinnen und Besucher können demnach in den 27 Designer-Suiten mit Namen wie zum Beispiel "Blueberry Fields" oder "Schachmatt" ganz normal übernachten, haben aber anschließend auch die Möglichkeit, die Möbel oder andere Gegenstände zu kaufen oder sich ihr eigenes zu Hause in einem ähnlichen Design gestalten zu lassen. "Die Idee besteht darin, in einem Showroom zu wohnen und dort alles auszuprobieren“, erklärte Seidel MDR SACHSEN.

Jeder, der eine Idee hat, sollte sie umsetzen. Da ist es egal, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt. Man muss einfach an seine Ziele glauben.

Annette Katrin Seidel Unternehmerin aus Pirna

Ganz einfach war der bisherige Weg für die 56 Jahre alte Gründerin nicht. "Wir haben acht Jahre am Konzept gearbeitet, zwei Jahre gebraucht, um eine Bank für die Finanzierung zu finden und dann kam nach der Eröffnung schon bald Corona", beschreibt die Unternehmerin die vergangenen Jahre.

Doch Aufgeben war für sie nie ein Thema. Diese Botschaft möchte sie auch anderen Frauen mitgeben und ihnen Mut machen: "Jeder, der eine Idee hat, sollte sie umsetzen. Da ist es egal, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt. Man muss einfach an seine Ziele glauben."

Modedesignerin bringt marodes Unternehmen auf Trab

Ähnlich engagiert haben sich auch die weiteren Preisträgerinnen des Gründerinnenpreises in die Arbeit gestürzt. In der Kategorie Wachstumsunternehmen hat die Textilunternehmerin Sara Linke aus Hohenstein-Ernstthal gewonnen.

Im Jahr 2020 und damit mitten in der Corona-Pandemie hat die Modedesignerin ein marodes Textilunternehmen in Wüstenbrand bei Chemnitz übernommen und saniert. Die zwölf Mitarbeiterinnen, darunter zwei Azubis, konnten weiternähen - als Angestellte der neuen Sara Linke GmbH - für zwei Traditionsmarken: "Graziella" - so heißt die eine für Damen-Trikotagen. Die gab es schon zu DDR-Zeiten, große Versandhändler ordern sie immer noch. "Jado" ist die andere, eine moderne Luxusherrenwäschelinie, die Linke um erste Modelle für junge Frauen erweitert hat. Sie wird im eigenen Online-Shop verkauft.

Mittlerweile ist die Anzahl der Mitarbeiter gestiegen und sie bildet Nachwuchs aus. Linke setzt auf hochwertiges und nachhaltiges Produzieren "made in Germany". Allerdings räumte sie 2021 im Gespräch mit MDR KULTUR ein, dass sie das nicht hundertprozentig durchhalten kann. Die Grenze nach Polen ist nicht weit und dort gibt es einen Partnerproduzenten. Man müsse Kompromisse machen, findet Linke.

Dresdner Frisörin ohne Müll gewinnt Nachhaltigkeitspreis

Verliehen wurde in diesem Jahr auch wieder der Nachhaltigkeitspreis. Er ging an Juliette Beke aus Dresden. Sie betreibt den nach eigenen Angaben ersten müll- und plastikfreien Frisör- und Kosmetiksalon in Deutschland. Zur Verwendung kommen dort biozertifizierte, nachhaltige und plastikfreie Rohstoffe, die in Großgebinden geliefert werden.

Juliette Beke stellt vom Shampoo über die Haarfarbe bis zum Haarspray alles selbst aus natürlichen Rohstoffen her, sagt sie, sodass die Produkte sogar zum Verzehr geeignet sein sollen. Organische Abfälle werden in einer Wurmkiste wieder zu Erde verarbeitet.

Bewerbungen von 68 Unternehmerinnen

Gleichstellungsministerin Katja Meier (Grüne) gratulierte den Gewinnerinnen und würdigte ihr besonderes Engagement: "Während die Anzahl an Gründungen inmitten der Corona-Pandemie insgesamt nach unten gegangen ist, war der Rückgang bei Gründerinnen weitaus geringer als bei den Gründern", sagte Meier und fügte an: "Dennoch geht im Freistaat Sachsen gerade mal ein Viertel aller Neugründungen von Frauen aus. Da muss unsere Politik ansetzen. Wir dürfen das Potenzial der Frauen in Sachsen nicht liegenlassen." Die kürzlich in Kraft getretene Förderrichtlinie "Gleichstellung im Erwerbsleben" soll laut der Ministerin dabei helfen, die Situation zu verändern.

In Sachsen geht gerade mal ein Viertel aller Neugründungen von Frauen aus. Da muss unsere Politik ansetzen. Wir dürfen das Potential der Frauen in Sachsen nicht liegenlassen.

Katja Meier (Grüne) sächsische Gleichstellungsministerin

In diesem Jahr haben sich 68 Unternehmerinnen unterschiedlichster Sparten beworben. Aus ihnen wählte eine neunköpfige Jury aus erfahrenen und engagierten Wirtschaftsexpertinnen und -experten die Gewinnerinnen des Sächsischen Gründerinnenpreises 2022 aus. Alle Preise sind mit 5.000 Euro dotiert.

Sächsischer Gründerinnenpreis Der Gründerinnenpreis ist eine Auszeichnung für erfolgreiche sächsische Unternehmerinnen, die ein junges kleines oder mittelständisches Unternehmen führen. Ziel des jährlich vergebenen Preises ist es, die Existenzgründungen von Frauen in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen.

Quelle: MDR (sth/Wolfgang Schilling)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 24. September 2022 | 19:00 Uhr

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