Soziales Wegen Corona und Krieg gegen Ukraine: Sozialkaufhäuser in Sachsen fast leer

22. Juni 2022, 18:02 Uhr

Preiswerte Sofas, Stühle, Betten und Haushaltsgeräte wie Kühlschränke sind gefragt wie lange nicht. Die Sozialkaufhäuser in Sachsen melden Engpässe. Besonders in großen Städten sei die Nachfrage groß. Die Diakonie als große Betreiberin mit sachsenweit 17 Einrichtungen hofft auf Nachschub. Besonders Geflüchtete aus der Ukraine nutzen die sozialen Einrichtungen.

Viele Sozialkaufhäuser und Möbeldienste der Diakonie Sachsen sind im Juni fast leer gekauft worden. Vor allem in größeren Städten benötigten sie dringend Nachschub, betonte der soziale Dienst der evangelischen Kirchen. Besonders betroffen sei das Kaufhaus in Pirna, sagte Fachbereichsleiterin Annedor Häcker MDR SACHSEN.

Waren kaum im Lager, schon wieder verkauft

Auch das Sächsische Umschulungs- und Fortbildungswerk Dresden (SUFW) verzeichnet "seit März dieses Jahres eine deutlich höhere Nachfrage nach Sachspenden im Sozialkaufhaus und dem sozialen Möbeldienst", berichtete Geschäftsführer Martin Seidel MDR SACHSEN. "Es gibt kaum Lagerzeiten der gespendeten Waren, diese werden teilweise noch am selben Tag wieder verkauft."

Nachfrage seit Jahresanfang verdoppelt

Im Vergleich zu den Monaten Januar und Februar mit coronabedingten Einschränkungen habe sich die Nachfrage aktuell "nahezu verdoppelt", so SUFW-Chef Seidel. Im Vergleich zu Monaten ohne Corona-Einschränkungen beim Einkauf sei die Nachfrage aktuell 50 bis 60 Prozent höher.

Auch Inflation und Lieferengpässe treiben die Nachfrage

Als Grund für den Ansturm nannte Seidel neben der "zusätzlichen Kundschaft in Form der Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine auch die woanders steigenden Preise auf Grund der Inflation sowie bei Möbeln Lieferschwierigkeiten von Möbelhäusern".

Auch im Sozialkaufhaus des Vereins "Netzwerk" in Mittweida gibt es auf den 2.000 Quadratmetern Verkaufsfläche die eine und andere Lücke. "Ganz viel ist verkauft. Wir kommen gar nicht mehr dazu, die Möbel aufzubauen, weil wir kaum Nachschub haben oder weil es sofort gekauft wird", berichtet die Leiterin des zum Diakonischen Werk gehörenden Vereins, Anna-Katrin Koch.

In den vergangenen Wochen und Monaten haben zahlreiche Menschen, oft auch Geflüchtete aus der Ukraine, das Angebot unserer Sozialkaufhäuser genutzt. Nun sind unsere Lager fast leer und müssen dringend mit Kleinmöbeln und Haushaltsgeräten, wie Kühlschränken, Waschmaschinen und E-Herden, aufgefüllt werden.

Marko Hietzke Referent für Arbeitsförderung und Erwerbslosenarbeit, Diakonie Sachsen

Diakonie lässt Möbel von Zuhause abholen

Die Betreiber der Möbeldienste benötigen daher vielfach Spenden. Marko Hietzke von der Diakonie Sachsen verwies darauf, dass Diakonie-Mitarbeiter "Geräte und Gegenstände in der Regel auch von Zuhause abholen", die dann in einer der Werkstätten repariert und aufgearbeitet werden.

Kühlschränke und Waschmaschinen benötigt

Geflüchtete aus der Ukraine benötigten "vor allem Kleinmöbel wie Regale oder Schränke und Küchengeräte für eine Erstaustattung von kleinen Unterkünften", sagte Hietzke MDR SACHSEN. Dazu suchen Betreiber wie Diakonie und SUFW die derzeit stark nachgefragten Kühlschränke, Herde und Waschmaschinen.

Die Diakonie unterhält landesweit 17 Sozialkaufhäuser und Möbeldienste, unter anderem in Pirna (Sächsische Schweiz), Auerbach (Vogtland), Mittweida (Mittelsachsen) und Zschopau (Erzgebirgskreis). Das SUFW betreibt in Dresden auf der Industriestraße einen Möbeldienst und ein Sozialkaufhaus mit Außenstellen in Prohlis und Gorbitz.

MDR (wm)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | SACHSENSPIEGEL | 22. Juni 2022 | 19:00 Uhr

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