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KinderbetreuungSachsens Kitas fehlen laut Studie mehr als 20.000 Erzieher

20. Oktober 2022, 06:35 Uhr

Eltern, die einen Betreuungsplatz für ihre kleinen Kinder brauchen, bekommen ihn heutzutage meist ohne Probleme. Jedoch müssen in Sachsen die Erzieher und Erzieherinnen ihre Zeit auf deutlich mehr Kinder aufteilen als im Bundesvergleich. Hier gibt es laut einer Studie Verbesserungspotential.

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In Sachsens Kindertagesstätten fehlt einer Studie zufolge weiter Personal. Laut der Untersuchung der Bertelsmann Stiftung zur frühkindlichen Bildung werden im Freistaat 93 Prozent der Kita-Kinder in Gruppen mit einer Personalausstattung betreut, die nicht kindgerecht ist. Das sei bundesweit der zweithöchste Anteil. "Da es im Jahr 2023 in dem Bundesland genügend Kitaplätze gibt, um den Betreuungsbedarf der Eltern zu erfüllen, sollte sich das Land auf den Qualitätsausbau konzentrieren", hieß es.

20.800 Erzieher und Erzieherinnen zusätzlich nötig

Um einen Personalschlüssel zu erreichen, der wissenschaftlichen Empfehlungen entspricht, müssten in Sachsen zusätzlich 20.800 Fachkräfte eingestellt werden, teilten die Autoren der Studie mit. Dadurch würden zusätzliche Personalkosten von rund einer Milliarde Euro pro Jahr entstehen. Gleichzeitig gebe es in Sachsen genügend Kita-Plätze, um die Nachfrage der Eltern zu decken. Im kommenden Jahr seien die erforderlichen rund 184.000 Plätze verfügbar.

Personalschlüssel hat sich etwas verbessert

Sachsen weise sowohl in den Krippen- als auch in den Kindergartengruppen eine sehr ungünstige Personalausstattung auf, urteilen die Autoren. In Krippen habe sich der Personalschlüssel seit dem Jahr 2014 zwar verbessert und liege rechnerisch bei 1 zu 5,3. "Aber eine vollzeitbeschäftigte Fachkraft ist damit immer noch für mehr als zwei ganztagsbetreute Kinder mehr zuständig, als die Bertelsmann Stiftung empfiehlt (1 zu 3)." Bundesweit liegt der Wert bei 1 zu 3,9.

Auch in sächsischen Kindergärten ist der Personalschlüssel von 1 zu 11,4 deutlich schlechter als der Bundeswert von 1 zu 8,4. Zwar attestiert die Bertelsmann Stiftung Sachsen auch hier eine Verbesserung. Eine Fachkraft habe im Vergleich zu 2014 nun zwei Kinder weniger zu betreuen. Bezogen auf die Empfehlung der Stiftung (1 zu 7,5) sei eine sächsische Fachkraft aber noch immer für fast vier Kinder mehr verantwortlich.

Sachsens Kultusminister kritisiert Studie

Sachsens Kultursminister Christian Piwarz bezeichnete die Forderungen einer kindgerechten Personalausstattung nach wissenschaftlichen Empfehlungen als völlig überzogen. Selbstverständlich seien Kita-Qualität und der Personalschlüssel weiter Thema im Kultusministerium, so der CDU-Politiker. "Die zusätzlichen Personalvorstellungen sind angesichts des allgemeinen Fachkräftemangels in ganz Deutschland illusorisch. Wir sind in Sachsen froh, dass wir so viele Erzieherinnen und Erzieher ausbilden, dass wir unseren Bedarf decken können."

Die zusätzlichen Personalvorstellungen sind angesichts des allgemeinen Fachkräftemangels in ganz Deutschland illusorisch.

Christian Piwarz | Kultusminister von Sachsen

Ein Mehr an Fachkräften sei zwar wünschenswert, müsse aber auch auf dem Arbeitsmarkt realisiert werden können. "Bertelsmann soll aufhören, der Öffentlichkeit Sand in die Augen zu streuen", so Piwarz. Der Kultusminister verwies zudem auf die gute Ausbildung der sächsischen Erzieherinnen und Erzieher.

GEW fordert mehr Personal in den Kitas

Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) hatte bereits im vergangenen Jahr mit einer Petition für mehr Personal in sächsischen Kitas und Horten mehr als 17.000 Unterschriften gesammelt. Mit ihr kritisieren Kita-Leitungen, pädagogische Fachkräfte und viele Eltern sehr deutlich den schlechten Fachkraft-Kind-Schlüssel, sowie die damit verbundene Arbeitssituation in ihren Einrichtungen, teilte die GEW mit.

Die Gewerkschaft fordert einen kindgerechten Personalschlüssel, der die Abwesenheit des Personals bei Urlaub, Krankheit und Fortbildungen und die nötige Vor- und Nachbereitung berücksichtigt. Zu wenig Personal verschlechtere nicht nur die Qualität der frühkindlichen Bildung, sondern auch die Arbeitsbedingungen für die Fachkräfte, hieß es.

MDR (ama),dpa

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 20. Oktober 2022 | 06:00 Uhr