Extremismus Analyse: Rechtsextreme Einflüsse in Sachsen schleichen sich in Alltag ein
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In der kostenlosen Broschüre "Sachsen rechts unten" analysiert der Verein Kulturbüro Sachsen in diesem Jahr, wie rechtsextreme Themen in der Bevölkerung verfangen und sich in den Alltag einschleichen. Diese "Normalisierungseffekte" werden beispielhaft an Corona-Protesten, Rechtsrock-Konzerten und Alltagsrassismus beleuchtet.

- Bis zu zehn Rechtsrock-Konzerte jährlich in Staupitz
- Rechtsrock für alle Altersgruppen
- Alltagsrassismus normal für viele Jugendliche
Das Kulturbüro Sachsen hat in der neuen Ausgabe der Publikation "Sachsen rechts unten" die schleichende Normalisierung von rechtsextremen Inhalten unter die Lupe genommen. Der Verein beobachtet seit Jahren die Verschiebung der Grenzen des Sagbaren.
So geht das Kulturbüro in seiner Publikation zum Beispiel auf die Gewöhnung an Neonazikonzerte ein. Dabei wird die Bedeutung eines rechten Konzertstandortes im Landkreis Nordsachsen in Staupitz für rechtsterroristische Unterstützungsnetzwerke beschrieben.
Bis zu zehn Rechtsrock-Konzerte jährlich in Staupitz
Staupitz selbst hat etwa 300 Einwohner und gehört zur großen Kreisstadt Torgau. Bis zu zehn Rechtsrock-Konzerte mit jeweils rund 200 Besuchern finden hier jedes Jahr auf einem Privatgelände statt. Und die Konzerte sind laut Kulturbüro völlig legal, da der Betreiber des Geländes sich an alle gesetzlichen Auflagen halte.
Rechtsrock ist keine Jugendkultur mehr wie in den 1990-er Jahren.
Nach Erkenntnissen des Kulturbüros sind die Rechtsrockkonzerte für Anwohnende und Behörden inzwischen normal. Ein zivilgesellschaftliches Engagement gegen die Konzerte, wie beispielsweise in Ostritz, gibt es in Staupitz nicht. "Aktuell fehlt der Wille vor Ort, diese Normalität aufzubrechen", sagt Michael Nattke vom Kulturbüro. "Vielleicht ist es die Angst, selbst zur Zielscheibe zu werden." Es brauche jemanden, der vorangeht.
Rechtsrock für alle Altersgruppen
"Rechtsrock ist keine Jugendkultur mehr wie in den 1990-er Jahren", sagt Nattke. Es gebe Angebote für viele verschiedene Altersgruppen und auch verschiedene Musikstile. "Inzwischen gibt es Rock, Metal, punkähnliche Klänge, Volksmusik und Liedermacher", erklärt er. Alles, was in der Szene Rang und Namen hat, habe bereits in Staupitz gespielt.
Alltagsrassismus normal für viele Jugendliche
In der Publikation "Sachsen rechts unten" werden auch die alltäglichen Rassimuserfahrungen von Jugendlichen in Sachsen betrachtet. Dieser Rassismus gehe bereits im Kindergartenalter los und sei ein hochemotionales Thema. Es sei "normal" für die Kinder und Jugendlichen ständig rassistischer Diskriminierung ausgesetzt zu sein.
"An diese Normalisierungseffekte dürfen sich Demokratinnen und Demokraten nicht gewöhnen", so das Kulturbüro. Eingeschliffene Denkmuster müssten durchbrochen werden. Dazu soll die Publikation einen Beitrag leisten.
MDR (al)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | 20. Mai 2022 | 18:02 Uhr