Heißes Wasser sprudelt aus Duschkopf
Legionellen breiten sich häufig in Trinkwasserleitungen aus und können zu Krankheiten führen. Bildrechte: imago/AFLO

Gesundheitsrisiko Aktuell wenig Legionellen im Trinkwasser in Sachsen

27. November 2022, 12:44 Uhr

Sparsamkeit wegen der hohen Energiepreise kann gefährlich sein. Dresden etwa warnt vor Legionellen im Trinkwasser, sollte dessen Temperatur zu sehr abgesenkt werden, um Energie zu sparen. Sind die Befürchtungen begründet? Und warum sind Legionellen überhaupt gefährlich?

  • In Dresden wurden in diesem Jahr bisher sechs Erkrankungen nachgewiesen.
  • In Chemnitz wurden 99 Mal die gesetzlichen Bestimmungen zum Schutz des Trinkwassers nicht eingehalten.
  • In Leipzig wurden 2022 bislang 14 Fälle der Legionärskrankheit von den Behörden erfasst.

Legionellen sind im Trinkwasser der großen sächsischen Städte Chemnitz, Dresden und Leipzig trotz Energiesparens weiter selten. Es habe keine signifikante Erhöhung bei Legionellen-Infektionen gegeben, sagte eine Sprecherin der Stadt Dresden bei einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur.

Die Versuchung, durch Temperaturabsenkung beim Trinkwasser Geld zu sparen, sei jedoch groß und verständlich. Die Einwohner müssten deshalb auf die Gefahren hingewiesen werden. Die Stadt hatte jüngst ausdrücklich vor Legionellen durch zu niedrige Wassertemperatur gewarnt.

Was sind Legionellen? Legionellen sind Bakterien, die beim Menschen unterschiedliche Krankheitsbilder verursachen, von grippeartigen Beschwerden bis zu schweren Lungenentzündungen. Sie sind weltweit verbreitete Umweltkeime, die in geringer Anzahl natürlicher Bestandteil von Oberflächengewässern und Grundwasser sind.

Legionellen vermehren sich am besten bei Temperaturen zwischen 25 °C und 45 °C. Oberhalb von 60 °C werden sie meistens abgetötet und unterhalb von 20 °C vermehren sie sich kaum noch. Besonders in künstlichen Wassersystemen wie Wasserleitungen in Gebäuden finden die Erreger bei entsprechenden Temperaturen gute Wachstumsbedingungen. In Ablagerungen und Belägen des Rohrsystems können sich die Legionellen besonders gut vermehren. Infektionsschutz.de

Der Stand in Chemnitz, Dresden und Leipzig

In Dresden wurden laut Sprecherin in diesem Jahr bisher sechs durch Legionellen verursachte Erkrankungen nachgewiesen. 2021 waren es fünf. Besondere Vorkehrungen seien bisher nicht notwendig. Die Erkrankungen bewegten sich etwa auf dem Niveau der Vorjahre. 

Dem Gesundheitsamt Chemnitz kommt es laut einer Stadtsprecherin immer wieder vor, dass nicht immer alle technischen Vorschriften zur Vermeidung von Legionellen eingehalten werden. In diesem Jahr sei das bisher 99 Mal der Fall gewesen.

Die betroffenen Unternehmen oder sonstigen Eigentümer würden in solchen Fällen jedoch in der Regel rasch Abhilfe schaffen und die Mieter der betroffenen Häuser mit einem Aushang warnen. Das Gesundheitsamt kontrolliere, ob die Maßnahmen auch tatsächlich durchgeführt wurden, sagte eine Stadtsprecherin.

Auch in Leipzig sind in diesem Jahr 14 Fälle der von Legionellen verursachten Legionärskrankheit bekannt geworden. Die Stadt sei vorbereitet, hieß es. Das Amt für Gebäudemanagement und das Gesundheitsamt stünden in engem Kontakt.

Legionellenprüfung seit 2012 gesetzlich vorgeschrieben

Seit 2012 sind für Großanlagen zur Trinkwassererwärmung regelmäßige Legionellen-Überprüfungen gesetzlich vorgeschrieben. Gewerblich genutzte Objekte wie Mietshäuser mit mehr als zwei Wohneinheiten müssen alle drei Jahre, öffentlich Einrichtungen wie Kitas, Schulen, Krankenhäuser jährlich kontrolliert werden. Für Wasser, das den Trinkwassererwärmer verlässt, sind demnach 60 Grad vorgeschrieben. In Leitungen mit zirkulierendem Wasser darf die Temperatur nicht unter 55 Grad fallen, um keinen Legionellen-Befall zu riskieren.

In der Woche vom 14. November bis 18. November sind laut Stadt Dresden 17 Fälle gemeldet geworden, bei denen von diesen Werten abgewichen wurde, etwa ebenso viele Fälle wie im vergangenen Jahr. 2021 gab es etwa im gleichen Zeitraum 15 Meldungen. Neun Mitarbeiter des Gesundheitsamtes würden anhand von Proben kontrollieren, ob die gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden.

Warum Legionellen gefährlich sein können

Legionellen werden in der Regel durch zerstäubtes, vernebeltes Wasser etwa beim Duschen, in Whirlpools oder durch Luftbefeuchter übertragen. Sie können zwei unterschiedliche Krankheiten verursachen: Die sogenannte Legionärskrankheit oder Legionellen-Pneumonie, eine Form der Lungenentzündung, die sich durch Husten, Schüttelfrost, Kopfschmerzen und hohes Fieber äußert.
Die andere Krankheit ist das Pontiac-Fieber mit grippeähnlichen Beschwerden wie Fieber, Unwohlsein, Kopf-und Gliederschmerzen. Gefährdet sind vor allem Menschen mit geschwächter Immunabwehr, Senioren oder Raucher. Das Robert-Koch-Institut schätzt, dass in Deutschland jährlich pro 100 000 Einwohner zwischen 18 und 36 Infektionen auftreten.

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Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Aus dem Hörer-Programm | 16. November 2022 | 07:20 Uhr

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