Autobahn-Baustellen A 72 bei Leipzig wird 2023 teilweise freigegeben

03. August 2022, 18:29 Uhr

Schon seit 2016 laufen die Arbeiten am letzten Abschnitt der A 72 zwischen Chemnitz und Leipzig. Auf sieben Kilometern wird die Autobahn von Rötha bis zur A 38 südlich von Leipzig errichtet. Doch bis die Autofahrer durchgängig und ohne Geschwindigkeitsbeschränkung bis nach Leipzig fahren können, kann es noch acht Jahre dauern. Besonders komplizierte Bodenverhältnisse sind der Grund dafür. Die könnten das ohnehin schon mehrere Hundert Millionen Euro kostspielige Projekt noch teurer machen.

Was lange währt, wird irgendwann gut. Der aktuelle Bauabschnitt von Espenhain bis zur Anschlussstelle A 38 ist mittlerweile seit sechs Jahren im Bau. Doch das ständige Geschlängel zwischen der neuen A 72 und der alten B 95 soll nächstes Jahr ein Ende finden. Derzeit wird ein neuer Abschnitt der A 72 bei Espenhain-Nord an die schon bestehende Autobahn angebunden.

Der neue Streckenabschnitt soll diesen November zwischen Espenhain und Rötha mit einer Länge von zwei Kilometern freigegeben werden. Doch noch fünf Kilometer befinden sich im Bau. Warum der endgültige Bauabschluss bis 2026 dauern wird, liegt am anspruchsvollem Bauuntergrund. So liegen 80 Prozent der Strecke auf unverdichtetem Kippengelände des ehemaligen Tagebaus Espenhain.

Komplizierter Baugrund macht Luftmatratzen-Technik notwendig

Der Projektleiter des Vorhabens der Autobahn GmbH, Eric Winter, erklärt, was den letzten Abschnitt so kompliziert macht: "Wir sind im Tagebaugebiet, deshalb haben wir hier relativ lockere Böden. Hier war ein sechzig Meter tiefes Loch, das nur relativ locker aufgeschüttet wurde."

Deswegen müsse der Baugrund entsprechend nachgebessert werden, informiert Winter. Dazu werden an besonders neuralgischen Stellen sogenannte Setzungsbauwerke errichtet, damit sich die neue Autobahn später nicht absenkt. Durch diese Bauwerke wird der zu lockere Boden besser verdichtet und gibt der Fahrbahn somit ein stärkeres Fundament.

Wir sind im Tagebaugebiet, deshalb haben wir hier relativ lockere Böden. Hier war ein sechzig Meter tiefes Loch, das nur relativ locker aufgeschüttet wurde.

Eric Winter Mitarbeiter der Autobahn GmbH, Projektleiter

Boden senkt sich durch Verdichtung bis zu einem halben Meter

Außerdem wird auf die Technik der Rüttelstopfverdichtung gesetzt, mit der der Boden verdichtet wird. Zudem werden zusätzlich Dämme an der Autobahn aufgeschüttet, erklärt Eric Winter weiter: "Wir simulieren dadurch den Autobahnverkehr und warten die Setzungen ab. Es werden Lasten aufgebracht, die dem Verkehr gleich sind. Diese werden wieder entfernt, um dann im Endzustand keine Absenkungen mehr zu haben." Auch dadurch könne der Boden weiter verdichtet werden.

Dieser Prozess dauere wegen der Bodenbeschaffenheit entsprechend lange, verdeutlicht der Projektleiter: "Der Boden ist ein Gemisch aus Boden, Luft und Wasser. Dass die Luft und das Wasser beim Zusammendrücken entweicht, dauert einfach seine Zeit." Bei ständiger Beobachtung der Abläufe verläuft dieser Prozess in der Regel sechs Monate, wobei sich der Boden bis zu einem halben Meter absenken kann.

Wegen Lärmschutz volle Geschwindigkeit erst ab 2028

Auch wegen dieses Mehraufwandes wird aktuell davon ausgegangen, dass der Kostenrahmen von 238 Millionen Euro gesprengt wird. Doch für Autofahrer gibt immerhin eine gute Nachricht: Denn der letzte fünf Kilometer lange Abschnitt soll ab dem 15. Juli 2023 zumindest einspurig für den Verkehr freigegeben werden. In Richtung Chemnitz oder Leipzig kann dann mit jeweils 60 km/h auf der neuen Autobahn gefahren werden.

Bis die Autofahrer mit voller Geschwindigkeit über die neue A 72 fahren können, müssen sie sich laut Eric Winter wohl sogar noch bis 2028 gedulden. Erst dann sollen die Arbeiten zum Lärmschutz abgeschlossen und damit eine höhere Geschwindigkeit ermöglicht werden.

MDR (phb/mur/dst)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Sachsenspiegel | 03. August 2022 | 19:07 Uhr

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