Militärrabbinat
Ein Jahr nach der Gründung will die Bundeswehr das Militärrabbinat weiter ausbauen. Bildrechte: imago images/Rolf Walter

Militärrabbinat Bundeswehr soll zehn Rabbiner für Seelsorge bekommen

14. Juli 2022, 05:00 Uhr

Die Bundeswehr hat in ihren Reihen viele Seelsorger, die sich um die Soldatinnen und Soldaten kümmern. Diese Seelsorge war bisher jedoch ausschließlich katholisch oder evangelisch. Zurzeit aber baut die Bundeswehr auch eine jüdische Seelsorge auf. Der oberste Militärrabbiner heißt Zsolt Balla. Er kommt aus Sachsen und ist seit rund einem Jahr im Amt.

Koschere Verpflegung, jüdische Feiertage, Seelsorge – um all das kümmert sich ein Militärrabbiner normalerweise im Alltag. Doch an Alltag kann Zsolt Balla noch nicht denken.

Der gebürtige Ungar ist auch ein Jahr nach Gründung noch viel zu sehr damit beschäftigt, das Militärrabbinat der Bundeswehr aufzubauen: "Wir haben nicht richtig Alltag, natürlich gibt es Möglichkeiten mit Soldaten zu sprechen, es gibt intensivere Wochen, manchmal ist es ein bisschen ruhiger." Doch über Alltag zu sprechen, dafür sei es noch ein bisschen früh.

Außenstellen sollen zehn Rabbiner bekommen

Noch sucht er Mitarbeitende, erzählt der 43-Jährige. 17 Menschen soll seine Einrichtung mit Außenstellen in Leipzig, Hamburg, Potsdam, München und Köln beschäftigen, wenn der Aufbau abgeschlossen ist. Darunter auch zehn Rabbiner, jüdisch orthodoxe und liberale.

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Balla sagt: "Eine Kernaufgabe ist, die Seelsorger zu finden. Wir hatten sehr, sehr gute Vorstellungsgespräche in den letzten paar Monaten. Das wird ein bisschen dauern, aber wir werden sicherlich die richtigen Menschen finden."

Seelsorgegespräche mit russischsprachigen Soldaten

Zsolt Balla kam vor 20 Jahren als junger Ingenieur nach Deutschland. Seit 13 Jahren ist er auch Leiter der Israelitischen Religionsgemeinde Leipzig. Doch diese Arbeit steht zurzeit etwas hinten an, denn das Militärrabbinat der Bundeswehr erfordert einfach zu viel Aufmerksamkeit. Balla führte auch selbst schon einige Seelsorgegespräche mit Soldaten.

Thema Nummer 1 ist zurzeit der russische Krieg in der Ukraine: "Es gibt natürlich zwischen den jüdischen Soldaten viele russischsprachige Soldaten, die aus der ehemaligen Sowjetunion stammen wie die jüdische Bevölkerung hier. Sie sorgen sich auch um ihre Familien, wie sich die Situation weiterentwickelt. Das ist natürlich in der letzten Zeit eines der größten Themen."

Rabbiner sind auch für nichtjüdische Soldaten da

Als Seelsorger seien die Rabbiner in der Bundeswehr auch für nichtjüdische Soldaten da, erklärt Zsolt Balla. Das Judentum habe sehr viel zu geben. Vor allem aber kümmere er sich um jüdische Soldaten, von denen es in der Bundeswehr Schätzungen zufolge etwa 300 gibt. Er erklärt: "Wir haben leider keine richtige Anzahl der Soldaten, es ist keine Pflicht für die Soldaten, ihre religiöse Angehörigkeit der Bundeswehr zu teilen."

Das Militärische steckt übrigens in Zsolt Ballas Familie; er ist Sohn eines Kommandanten der ungarischen Volksarmee. 

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 14. Juli 2022 | 06:00 Uhr

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