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BildungHoffnung für Delitzscher Oberschüler im Kampf gegen Lehrermangel

21. Dezember 2022, 21:09 Uhr

An Sachsens Schulen fehlen Lehrerinnen und Lehrer. Durch den Lehrermangel gibt es viel Unterrichtsausfall. An einer der beiden Oberschulen in Delitzsch sind dies mehrere hundert Stunden im Schuljahr. Selbst wichtiger Unterricht wie Mathe fällt für manche Klassenstufen komplett aus, denn es gibt derzeit nur zwei Mathelehrer an der Artur-Becker-Schule. In seiner Not hat der Schülerrat einen Brief an Sachsens Kultusminister Piwarz geschrieben und das hatte Folgen.

Für den akuten Lehrermangel an der Artur-Becker-Oberschule in Delitzsch im Landkreis Nordsachsen scheint es Hoffnung zu geben. Bei einem Besuch der Schule haben Sachsens Kultusminister Christian Piwarz (CDU) und der Präsident des Landesamtes für Schule und Bildung (LaSuB), Ralf Berger, neue Lehrerinnen und Lehrer in Aussicht gestellt. "Ab 1. Februar werden nach derzeitigem Stand drei neue Lehrer an diese Schule kommen", sagte Berger am Mittwoch. Allerdings steht diese Aussage unter Vorbehalt des tatsächlichen Arbeitsantritts der Pädagogen.

Verzweiflung und Angst vor Abschlussprüfungen

Im Gespräch am letzten Schultag vor Weihnachten schilderten die Schülerinnen und Schüler aus den Klassen 8 bis 10 noch einmal eindrücklich, wie verzweifelt und ungeduldig sie sind. Und dass sie schnelle Lösungen wollen. Lilo Mischek sagte, sie habe Angst, ihre Abschlussprüfungen nicht zu bestehen. "Mitte Januar schon haben wir die Vorprüfungen. Wir haben Angst, dass wir dann - oder im Mai und Juni bei den Hauptprüfungen - vor Aufgaben sitzen, zu denen wir keine Inhalte gelernt haben", so die Zehntklässlerin.

Manchmal fallen sechs von acht Stunden Unterricht an einem Tag aus, hieß es weiter. Die Lehrplaninhalte im Selbststudium nachzuholen, können die Jugendlichen nach eigener Aussage nicht oder nur schwer. Im November hatten Mischek und einige Mitschüler sich deshalb mit einem drängendem Brief an den Kultusminister gewandt.

Piwarz: Ein Kampf um Köpfe

Christian Piwarz äußerte Verständnis für die Situation der jungen Menschen und betonte, dass die Prüfungen nicht gefährdet seien. "Die Lücken, die derzeit da sind, werden hoffentlich geschlossen. Aber es ist ein Kampf um die Köpfe", entgegnete Piwarz den Schülerinnen und Schülern.

An Anreizen für die Bedarfsregionen fehle es dabei nicht, sagte er weiter. Referendare, die in ländliche Regionen gehen, erhalten beispielsweise 1.000 Euro Sonderzahlung. Auch sei für den Freistaat Sachsen deutschlandweit einzigartig, dass Gymnasiallehrer die gleiche Vergütung wie Oberschullehrer bekämen. Dennoch sei die Oberschule in Delitzsch ein Paradebeispiel für die aktuellen Probleme in Bezug auf Lehrermangel und Unterrichtsausfall - nicht nur in Sachsen, sondern in ganz Mitteldeutschland.

Digitale Lösungen und Standortprobleme

Auch Online-Unterricht oder Hybrid-Unterricht, in dem eine Klasse aus einer anderen Schule im Präsenzunterricht zugeschaltet ist, könne nur ein Zusatz jedoch nicht die Lösung sein, betonte Piwarz weiter. Solch ein digitales Kooperationsprojekt werde derzeit in Ostsachsen getestet.

LaSuB-Chef Ralf Berger stellte heraus, dass jedes Halbjahr Hunderte neue Lehrer und Seiteneinsteiger eingestellt werden. "Die Herausforderung ist aber, dass diese dann auch nach Delitzsch gehen wollen", so Berger. Derzeit würden im ländlichen Raum Lehrermangel und Unterrichtsausfall über Solidarität von anderen Schulen im Umkreis gelöst.

"Lehrkräfte werden dann für einige Stunden abgeordnet. Für diese Schule haben wir beispielsweise in Eilenburg und Krostitz um Unterstützung gebeten", sagte Berger, der selbst ausgebildeter Mathe- und Physiklehrer ist. Die Arbeits- und Lebensbedingungen außerhalb der Großstädte attraktiver zu machen, dafür müsse vor allem die kommunale Politik sorgen.

Delitzscher Oberschule außerdem sanierungsbedürftig

Auch Bau- und Schimmelprobleme machen der Oberschule zu schaffen. Sie ist die einzige noch unsanierte Schule in Delitzsch. "Wie die Schule aussieht, ist auch ein Problem", sagte Achtklässler Dwayne Müller. Doch auch da kommt wohl eine kleine Hoffnung von der Politik: Kultusminister Piwarz stellt für die Delitzscher Oberschule für kommendes Jahr in Aussicht, dass eine Bestandsaufnahme gemacht und dann entschieden werden soll, ob saniert werde oder ein Neubau her müsse. Das hatte ihm zuvor der Delitzscher Oberbürgermeister in einem Brief mitgeteilt.

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MDR (sme)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 21. Dezember 2022 | 19:00 Uhr