Jubiläum35 Jahre Montagsdemos: So erinnert Leipzig an die Friedliche Revolution
Unter dem Banner "Für ein offenes Land mit freien Menschen" bildete sich am 4. September 1989 die erste Montagsdemonstration in Leipzig. Nach dem Friedensgebet in der Nikolaikirche fanden sich mehrere hundert Menschen zu einer Kundgebung zusammen. In den folgenden Wochen versammelten sich immer mehr Menschen montags nach dem Friedensgebet zu friedlichen Demonstrationen. Diese sollten schließlich am 9. November in den Zusammenbruch der DDR münden. In Leipzig wird diesen Herbst verschiedentlich an das Jubiläum erinnert.
Dem diesjährigen 35. Jahrestag der Friedlichen Revolution widmet die Stadt Leipzig nach eigenen Angaben ein besonderes Programm. So werde in den kommenden Wochen mit verschiedenen Veranstaltungen und Ausstellungen an das historische Ereignis erinnert. Den Höhepunkt werde das Lichtfest am 9. Oktober bilden.
Leipziger Museumsdirektor erinnert sich
Anlässlich des Jubiläums der ersten Montagsdemonstration am 4. September 1989 sagte der Direktor des Stadtgeschichtlichen Museums, Anselm Hartinger, im Gespräch mit MDR SACHSEN: "Das war ein entscheidender Meilenstein zur Friedlichen Revolution." Menschen begannen, den öffentlichen Raum zu erobern. Er erinnere sich als Schüler: Er wollte an jenem Septembertag den Trubel der Herbstmesse in der Stadt erleben und bemerkte auch Polizei. Bei ihm herrschte Sympathie, aber auch Beklommenheit und Sorge, wie er erzählte.
Menschen versuchen Gesellschaft zu verändern
Da viel Presse aus dem Westen Deutschlands vor Ort war, gelangte diese erste Demonstration in einer größeren Stadt der DDR schnell in die Berichterstattung. "Die Menschen verlassen die Nische und versuchen die Gesellschaft zu verändern. Ein ganz ergreifender Moment", berichtete Hartinger, der damals Abiturient war. Zu den Demonstrierenden gehörten Ausreisewillige, aber auch andere Forderungen seien Woche für Woche dazugekommen.
Die Menschen verlassen die Nische und versuchen die Gesellschaft zu verändern. Ein ganz ergreifender Moment.
Anselm Hartinger | Direktor Stadtgeschichtliches Museum Leipzig
Diese Ausstellungen sind im Herbst in Leipzig zu sehen (Auswahl zum Ausklappen):
- "Die Widersprüche sind unsere Hoffnung". Fotografien von Martin Jehnichen 1988-1990 im Zeitgeschichtlichen Forum in der Grimmaischen Straße
- "DDR in Aufruhr - Herbstdemonstrationen 1989 in den 15 Bezirken" in der DenkmalWerkstatt der Stiftung Friedliche Revolution im Hansahaus in der Grimmaischen Straße
- "Die 90er in Leipzig. Zwischen Aufbruch und Abwicklung" im Haus Böttchergäßchen im Stadtgeschichtlichen Museum
- "#Challenging Democracy - Von Helmut Schmidt bis heute" in der Unteren Wandelhalle im Neuen Rathaus am Martin-Luther-Ring
- Dauerausstellung in der Gedenkstätte Museum in der "Runden Ecke" am Dittrichring
Kanzler Scholz am 9. Oktober beim "Lichtfest"
Den Höhepunkt des Gedenkens zum 35. Jahrestag der Friedlichen Revolution bildet am 9. Oktober das "Lichtfest", zu dem Bundeskanzler Olaf Scholz erwartet wird. Der SPD-Politiker werde beim Festakt im Gewandhaus die traditionelle Rede zur Demokratie halten, teilten die Veranstalter mit. Als Festrednerin ist die frühere DDR-Bürgerrechtlerin Marianne Birthler vorgesehen.
Was geschah im Herbst 1989?
Vor 35 Jahren kamen Anfang September in Leipzig erstmals etwas mehr als eintausend Menschen nach dem Friedensgebet in der Nikolaikirche zu einer Kundgebung zusammen. Ende Oktober waren es bereits Hunderttausende Menschen. Auch in anderen DDR-Städten gab es Kundgebungen und Proteste. Die Montagsdemonstrationen werden zum Symbol der Friedlichen Revolution in der DDR, bis am 9. November 1989 die Mauer fällt.
MDR (sme/stt)/dpa
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Leipzig | 04. September 2024 | 14:30 Uhr
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