Umsteigefreies Reisen EU will Direktzug von Leipzig nach Stockholm unterstützen

07. Februar 2023, 12:01 Uhr

Mit dem Zug nach Skandinavien, ans Mittelmeer, an den Plattensee oder ans Schwarze Meer - jahrzehntelang waren Fernreisen mit der Bahn alltäglich. Dann kamen die Billigflieger in Mode, die nun aber nicht mehr so richtig in die Zeit des Klimawandels passen. Das hat auch die Politik erkannt. Die Europäische Kommission macht sich jetzt für mehr direkte internationale Zugverbindungen stark. Wann diese kommen, dazu gibt es keine oder nur vage Angaben.

Europa will das Reisen mit der Eisenbahn attraktiver machen. Dazu sollen mehr, schnellere und umsteigefreie Verbindungen etabliert werden. Die EU-Kommission hat Pilotprojekte für Testverbindungen veröffentlicht. Von zwei dieser Verbindungen könnten Reisende in Sachsen profitieren - wenn die neuen Züge tatsächlich kommen. Zu Details machen die Bahnunternehmen bislang nur wenige Angaben.

Flixtrain beginnt mit Planungen

Zum Pilotprojekt gehört den Angaben zufolge eine Direktverbindung des privatwirtschaftlichen Anbieters Flixtrain von Leipzig über Berlin und Kopenhagen nach Stockholm. Das Unternehmen begrüße die Initiative "zur Förderung von mehr Wettbewerb auf der Schiene im Sinne der Reisenden in ganz Europa", erklärte ein Sprecher auf Anfrage von MDR SACHSEN. "In den kommenden Wochen werden wir in enger Zusammenarbeit mit Vertretern der Europäischen Kommission die nächsten Schritte und Zeitpläne abstimmen." Man müsse "die Marktbedingungen und technischen Gegebenheiten im europäischen Eisenbahnsektor analysieren, untersuchen und weiter verbessern". Finanzielle Unterstützung sei nicht Teil der Vereinbarung, so der Sprecher auf Nachfrage.

Im vergangenen Jahr war an einigen Tagen übrigens schon einmal ein Liegewagenzug aus Stockholm nach Berlin bis nach Dresden verlängert worden. An mindestens einem Tag waren auf dem letzten Abschnitt gar keine Reisenden im Zug, sodass der Lokführer auf dem Weg zur Abstellung in Dresden-Reick am Hauptbahnhof einfach durchfahren konnte.

Bahnhof in Stockholm
Stockholm Centralstation: Laut EU-Kommission soll bald ein privater Zug von Leipzig direkt in die schwedische Hauptstadt fahren. Bildrechte: IMAGO / Christine Roth

Tschechische Bahn setzt auf neue Züge und hohe Geschwindigkeiten

Eine weitere Nonstop-Verbindung plane die Tschechische Staatsbahn České dráhy in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn und der Dänischen Staatsbahn von Prag über Dresden und Berlin nach Kopenhagen, hieß es von der EU. Die tschechische Bahn teilte auf Abfrage mit, das trinationale Bahnprojekt Prag – Berlin – Hamburg – Kopenhagen über Dresden soll ab Dezember 2025 starten. "Es handelt sich dabei um eine Tageszugverbindung mit Sitzwagen. Ziel des gesamten Projektes ist die direkte und komfortable Anbindung wichtiger europäischer Siedlungen und Metropolen und die Nutzung von Synergien, die sich aus dem (geplanten) Deutschlandtakt-Projekt ergeben."

Die Reisezeiten würden "deutlich verkürzt". Es sollen neue tschechische "Comfortjet-Züge" fahren. Noch sei man in der Vorbereitungsphase. Wichtig sei, dass die Deutsche Bahn die Streckenkapazität im Elbtal und zwischen Berlin und Hamburg bis zur Einführung uneingeschränkt und ohne Baustellen zur Verfügung stellen kann, hieß es.

Viele Direktverbindungen bis in die 1990er-Jahre


Neu sind umsteigefreie Zugverbindungen im Tages- und Nachtverkehr nicht. In den 1990er-Jahren gehörte im Sommer der Schnellzug "Csárdás" zwischen Budapest und Malmö in Schweden via Dresden mit der Fähre über die Ostsee oder ein Nachtschnellzug von Prag nach Paris über Dresden und Leipzig zum Alltag. Bereits zuvor gab es einen Teil dieser Verbindungen - meist unter Einbeziehung von West-Berlin mit Kurswagen - für devisenbringende Reisende aus dem sogenannten nichtsozialistischen Ausland. DDR-Bürger konnten mit Nachtzügen nach Ungarn, Rumänien oder Bulgarien reisen - ganzjährig und jeden Tag. Nach der Wiedervereinigung und mit Einführung der Intercity-Linie zwischen Dresden und Saarbrücken über Leipzig und Frankfurt am Main waren zeitweise bis zu drei Eurocity-Zugpaare täglich zwischen Sachsen und Paris unterwegs. Sie trugen Namen wie "Goethe", "Heinrich Heine" oder "Gustave Eiffel". Bekannt war auch der Eurocity "Mimara", der jeden Tag von Berlin über Leipzig und München nonstop bis Ljubljana (Slowenien) und Zagreb (Kroatien) fuhr.

Kaputte Wagen und Bauarbeiten bremsen Züge aus

Tag und Nacht waren internationale Reisezüge unterwegs, wobei Sachsen von immer mehr Direktverbindungen abgehängt wurde. Ende 2016 hatte die Deutsche Bahn ihren Nachtreiseverkehr aus wirtschaftlichen Gründen komplett aufgegeben, die Österreichischen Bundesbahnen führten Verbindungen als Nightjets fort und bauen aktuell das Netz mit Partnern aus.

Zuletzt hatte der erst im Dezember nach sechsjähriger Unterbrechung wiedereingeführte Euronight "Canopus" zwischen Prag und Zürich über Dresden und Leipzig für Schlagzeilen gesorgt. Zwar wurde die Ankunft des ersten Zuges aus Zürich in Dresden medienwirksam inszeniert. Kurz darauf war es aber schnell leise um den Zug geworden. Weil alle Liegewagen kaputt sind, ist der "Canopus" bis März nur verkürzt unterwegs.

Auch der private European-Sleeper-Nachtzug, der teilweise über Crowdfunding auf die Gleise gesetzt wird, kommt zwischen Brüssel und Berlin über Amsterdam nur verspätet in Fahrt. In diesem Frühjahr soll es nun losgehen, wobei die Verlängerung über Dresden bis Prag wegen Bauarbeiten im Elbtal aufs nächste Jahr verschoben wurde. Aus demselben Grund kann der Railjet Graz - Wien - Dresden - Berlin "Vindobona" in diesem Jahr nur zwischen Österreich und Tschechien fahren.

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Bildrechte: MDR/Markus Wetterauer

MDR (lam)

2 Kommentare

steka am 07.02.2023

Aber dazu müßte Flixtrain erst mal neue moderne Wagen anschaffen. Meine bisherigen reisen waren in notdürftig aufgemöbelten Schrottwagen, die andere Bahngesellschaften ausgemustert haben.
Nach Spanien würde ich auch gerne aufs Flugzeug verzichten, aber mit Gepäck 5mal umsteigen, in Paris auch noch zwischen zwei Bahnhöfen mit der Metro und das zu einem Preis weit über dem Flugticket ?

Lyn am 06.02.2023

Mit dem Zug von Deutschland nach Süditalien, oder Spanien, oder Kroatien, ja bitte, gerne, danke.
Und dann möchte ich eine Pauschalreise mit Bahn und Transfer vom Bf zum Hotel buchen können.
Herzlichen Dank.

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