07.08.2019 | 17:46 Uhr Biotop am Holzberg in Gefahr: Wird in Böhlitz illegal Wasser abgepumpt?

Südwestlich des Thallwitzer Ortsteils Böhlitz liegt ein Steinbruch seit vielen Jahren brach. Inzwischen haben sich Tiere, Pflanzen und Klettersportler in der Idylle eingerichtet. Ein regionales Bauunternehmen möchte hier aber künftig Bauabfälle entsorgen. Dagegen wehrt sich eine Bürgerinitiative und wirft dem Unternehmen vor, illegal Wasser abzupumpen.

Flachwasserzonen, Trocken- und Geröllgebiete prägen die Landschaft im und am ehemaligen Steinbruch am Holzberg. Im Laufe der Zeit haben sich hier über 256 Pflanzen- und Tierarten angesiedelt. Auch bedrohte Arten wie die Mopsfledermaus, Mehlschwalbe oder Knoblauchkröte. Hinzu kommen an den Wochenenden zahlreiche Kletterer, die die Felswände im nördlichen Bereich des etwa zehn Hektar großen Geländes für ihren Sport nutzen.

Vor zwei Jahren wurde das komplette Gelände bei Thallwitz von der Baufirma Kafril gekauft, inklusive Bergrecht. Seitdem plant das Bauunternehmen, den alten Steinbruch mit Bauschutt auf eine Höhe von bis zu 30 Metern zu verfüllen. Eine apokalyptische Vorstellung für Gunter Winkler, Sprecher der Bürgerinitiative Böhlitz, die seit Jahren um den Erhalt des alten Steinbruchs kämpft.

Bergrecht oder Naturschutz?

Seit der Stilllegung hat sich hier ein einzigartiges Biotop entwickelt, erklärt Winkler: "Da gibt es einen Artenreichtum, also 47 Vogelarten, zehn Fledermausarten, fünf Amphibienarten, fünf Reptilienarten sowie über 20 Tagfalterarten. Der Holzberg ist einer der artenreichsten Hotspots in der gesamten Leiziger Region." Zu diesem Schluss kommt auch ein Gutachten, welches in diesem Jahr die vorhandene Tierwelt untersucht hat.

Das Biotop unterliegt für Winkler deshalb auch dem Bundesnaturschutzgesetz. Eine Entnahme, Zerstörung oder Beschädigung von besonders geschützten Arten und ihrer Brutstätten sei demzufolge verboten. Doch die Bürgerinitiative sieht Amphibien und Co. bedroht. Ihr Vorwurf: Durch den Grundstückseigentümer werde seit Monaten Wasser aus dem Steinbruch abgepumpt. Beweisen sollen das Filmaufnahmen, die die Bürgerinitiative erst kürzlich angefertigt hat.


Winkler und seine Mitstreiter vermuten, dass hier vollendete Tatsachen geschaffen werden sollen. "Man versucht natürlich jetzt auf kaltem Wege, das Biotop zu zerstören und dann ist zu sagen: Es ist ja gar nichts mehr da", meint Winkler.

Naturschutzbehörde konnte keine Wasserentnahme feststellen

Dass es sich hier um ein Biotop handelt, das hat auch die Untere Naturschutzbehörde inzwischen festgestellt. Dass kontinuierlich Wasser entnommen wird, wie von der Initiative behauptet, kann Lutz Bergmann, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Leipzig, nicht bestätigen. "Wir haben mehrere Kontrollen durchgeführt und auch bei der heutigen unangekündigten Kontrolle war die Pumpe außer Betrieb."

Trotzdem fehlt etwas im Biotop. "Der Wasserstand ist gesunken, nachweisbar", erklärt Bergmann. "Er ist um etwa 20 Zentimeter gefallen." Das erklärt sich die Behörde dadurch, dass wegen der Trockenheit kein Wasser von außen zuläuft.

Die Firma Kafril wollte sich gegenüber MDR SACHSEN zum Sachverhalt nicht äußern. Ende August soll es ein Treffen geben zwischen Behörden, Bürgerinitiative und Umweltverbänden. Der Ausgang - offen.

Quelle: MDR/bb/cg

Dieses Thema im Programm bei MDR SACHSEN MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 07.08.2019 | 18:00 Uhr in den Nachrichten

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