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Polizeieinsatz und AnzeigenMedienvertreter bei Demo in Wurzen attackiert und beleidigt

19. Oktober 2022, 16:55 Uhr

In Wurzen sind am Montag erneut Medienvertreter von aggressiven Demonstrierenden angegriffen worden. Die Polizei schritt ein. Angezeigt wurden auch die Sicherheitsleute der Journalisten. Sie hatten Pfefferspray eingesetzt. Ein Journalist verzichtete nach eigenen Angaben auf eine Anzeige wegen Körperverletzung.

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Am Montag sind in Wurzen aus einem nicht angemeldeten Demonstrationszug heraus Journalisten angegriffen, bedroht und beleidigt worden. Man habe vor Ort eine Anzeige wegen des Verdachts einer Körperverletzung aufgenommen, teilte die Polizei mit. Darüber hinaus seien Ermittlungen wegen des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz aufgenommen worden.

Ein freier Journalist* sagte MDR SACHSEN, bereits in der Vorwoche habe ein älterer Demonstrant eine Journalistin mit dem Tode bedroht. Auf Nachfrage, was ihn zu dieser Drohung veranlasst habe, sei der Mann an diesem Montag erneut ausfällig geworden. In der Folge habe er die insgesamt vier anwesenden Journalisten beleidigt. Später haben weitere Teilnehmer die Medienvertreter auch attackiert. Es seien "Reichsfahnen und Fahnen der Freien Sachsen" geschwenkt worden. Etliche Teilnehmer hätten rechtsextreme Sprüche gerufen.
* Name der Redaktion bekannt

Polizei spricht von aufgeheizter Stimmung

Wie der Sprecher der Polizeidirektion Leipzig, Olaf Hoppe, berichtete, sei die Situation sehr aufgeheizt gewesen. Es habe Handgreiflichkeiten gegeben. Demoteilnehmer traten und schlugen den Angaben nach in Richtung der Presseleute, deren Begleitschutz setzte Abwehrspray ein. Es gab keine Verletzten. Die Polizei überwältigte einen Demoteilnehmer und nahm Anzeige wegen versuchter Körperverletzung auf. Eine weitere Anzeige wurde wegen des Einsatzes von Pfefferspray aufgenommen. Auch der Polizeipressesprecher, der in Zivil die Demonstration beobachtete, unterstützte seine Kollegen bei dem Einsatz.

Journalist: Stimmung auf Demos immer aggressiver

Der Dresdner Journalist, der für eine Dokumentationsprojekt in Wurzen war, erklärte, dass die Stimmung auf den Demonstrationen montags in Sachsen immer aggressiver werde. Zuletzt habe er so etwas im vergangenen Winter erlebt. Er und weitere junge Kollegen berichten seit einiger Zeit regelmäßig über das Demonstrationsgeschehen in Sachsen und dokumentieren die Ereignisse. Mehrfach wurden sie dabei auch attackiert und verletzt. Am Montag in Wurzen kam der Journalist ohne ernste Blessuren davon. Auch seine Kamera sei nicht beschädigt worden. Deshalb habe er auf eine Anzeige verzichtet.

Journalisten-Verband verurteilt erneute Attacken auf Pressevertreter

Der Deutsche Journalisten-Verband in Sachsen verurteilte die erneuten Attacken auf Pressevertreter als inakzeptabel und als einen Angriff auf die Pressefreiheit. Die Polizei habe besonnen reagiert und die Medienvertreter geschützt.

Der junge Journalist und Kenner der Demo-Szene beobachtet, dass die Polizei durch die Vielzahl der Demos zunehmend Probleme habe, alle Veranstaltungen abzusichern. Wie bereits bei Corona-Demos im vergangenen Winter sei es offenbar schwer abschätzbar, in welchen Orten die Lage eskaliere und wo die Demo ruhig verlaufe.

Polizei teilt Journalisten in zwei Gruppen

Ein Polizeisprecher erklärt, es sei entscheidend, ob klassische Journalisten mit dabei seien oder ob es reine Demo-Berichterstatter seien, "für die von jeher ein höheres Gefahrenpotenzial herrscht". Die Polizei stelle sich darauf ein.

"Schwierig wird es vor allen Dingen, wenn Demo-Berichterstattung an kleineren Orten und Städten in den Landkreisen stattfindet, wo wir von jeher weniger Polizeikräfte im Einsatz haben", so der Sprecher. Der Schwerpunkt liege auf Leipzig, wo Proteste und Gegenproteste auf Abstand gehalten werden - es müsse allen das Recht auf freie Meinungsäußerung ermöglicht werden.

MDR (lam)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Leipzig | 18. Oktober 2022 | 17:30 Uhr