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Die Muldentalkliniken bleiben vorerst erhalten. Der Kreistag stimmte am Mittwochabend einem Darlehen über zehn Millionen Euro zu. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Medizinische VersorgungKreistag bewilligt Millionen-Darlehen: Kürzungen bei Muldentalkliniken vorerst vom Tisch

11. Mai 2023, 14:13 Uhr

Was wird aus den Muldentalkliniken? Patienten sorgen sich um die künftigen Versorgungsstrukturen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um ihre Arbeitsplätze. Im Vorfeld der Kreistagssitzung in der Parkarena in Neukieritzsch gab es eine Demonstration von Mitarbeitenden. Die Kreisräte hatten dort am Abend über einen Sanierungsplan und ein Darlehen entschieden. Das Ergebnis: Vorerst läuft der Betrieb weiter.

Der Kreistag des Landkreises Leipzig hat nach langer Debatte am Mittwochabend ein Liquiditätsdarlehen in Höhe von zehn Millionen Euro beschlossen. Damit soll der Weiterbetrieb der Muldentalkliniken in Wurzen und Grimma vorerst aufrechterhalten werden. Nach Informationen von MDR SACHSEN ist der Kredit an ein Sanierungskonzept geknüpft. Der Plan, in Wurzen fast nur noch eine ambulante Versorgung anzubieten, ist damit vorerst vom Tisch.

Laut Kreistagsbeschluss soll der neuen Geschäftsführerin Alexandra Schütte bis September Gelegenheit gegeben werden, Alternativen zum bisherigen Konzept zu prüfen. Die Berliner Rechtsanwältin hatte sich bei der Sitzung vorgestellt und erklärt, sie komme nicht als Abwicklerin, sondern hoffe, mit den Mitarbeitern Neues entwickeln zu können.

So sahen die bisherigen Pläne für die Muldentalkliniken ausDie Muldentalkliniken in Grimma und Wurzen sind seit längerer Zeit am finanziellen Limit. Der Aufsichtsrat der Kliniken hatte einen Sanierungsplan erarbeitet. Dieser war eine Voraussetzung für die Finanzspritze vom Landkreis. In dem Plan heißt es, ohne einen Sparkurs würden die Muldentalkliniken in eine ungesteuerte Insolvenz rutschen.

Lediglich der Standort Grimma sollte
- die vollstationäre Versorgung anbieten.
- die Bereiche Chirurgie, innere Medizin und Allgemeinmedizin abdecken.

Der Standort Wurzen sollte
- zu einem ambulanten Zentrum umgebaut werden.
- lediglich 20 Betten für die innere Medizin erhalten.
- sechs weitere Betten für die Palliativmedizin erhalten.
- die Kinder- und Geburtsklinik schließen.*

*Aufgrund des starken Widerstands hat der Aufsichtsrat bereits im Februar zugesagt, die Geburtsklinik zu erhalten.

Sechs Millionen Euro Umsatz fehlen

Die brisante Lage in Zahlen: Den beiden Kliniken an den Standorten Wurzen und Grimma fehlen rund sechs Millionen Euro Einnahmen - bei vermutlich weiter steigenden Kosten. Statt der ursprünglich geplanten 60 Millionen sind im Wirtschaftsplan nur 54 Millionen Umsatzerlöse enthalten. Ein Grund: die gesunkenen Patientenzahlen. Sie träfen die Muldentalkliniken stärker als Kliniken im Umfeld, heißt es aus dem Landratsamt.

Der Landrat des Landkreises Leipzig, Henry Graichen (CDU), äußerte sich am Mittwoch zum Sanierungskonzept der Muldentalkliniken. Bildrechte: Sächsische Agentur für Strukturentwicklung GmbH

Landrat Henry Graichen (CDU) hatte die Situation kürzlich so zusammengefasst: Bislang habe die ortsnahe medizinische Versorgung immer in den Vordergrund gestellt werden können. Das sei nicht mehr machbar.

In dieser Form werden wir das künftig nicht mehr leisten können.

Großdemo vor der Kreistagssitzung

Im Vorfeld der Kreistagssitzung hatten sich insgesamt rund 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kliniken sowie Anwohner, Gewerbetreibende und Unternehmer vor dem Ort der Sitzung in Neukieritzsch versammelt, um ihrem Unmut mit Trillerpfeifen Luft zu machen. Der Sitzungsort war kurzfristig vom Stadtkulturhaus in Borna nach Neukieritzsch verlegt worden - wegen des zu erwartenden Andranges bei der Einwohnerfragestunde.

Zu Beginn übergaben Protestierende aus Wurzen 5.600 Unterschriften gegen die geplanten Schließungs- und Kürzungspläne. Die Menschen waren mit sieben Bussen, mehreren Kleinbussen und Autos angereist. Bereits im Vorfeld hatte es eine Mahnwache vor dem Krankenhaus Wurzen gegeben. Krankenschwestern und Pfleger am Standort hatten sich über die bisherigen Sanierungspläne entsetzt gezeigt.

Vor allem aus Wurzen waren Demonstranten angereist, um gegen die Sparpläne zu protestieren. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

In der Einwohnerfragestunde fließen Tränen

Während der Fragestunde in Neukrieritzsch wurde es am Mittwochabend emotional - Tränen flossen. Die Sorgen: Die Wege für Menschen aus der Region Wurzen zur Notfallversorgung würden länger, andere befürchteten ein Ausbluten der örtlichen Strukturen für die Kommune Wurzen. Von 87 Kreisräten waren 72 im Saal dabei.

Demonstranten aus Wurzen sorgen sich um die drohende Schließung ihrer Klinik. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

MDR (reh/ben/Stadler)

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 10. Mai 2023 | 19:00 Uhr