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Angst in LiebschützbergDer Wolf steht wieder vor der Tür: Familie in Nordsachsen will Lösung

07. Oktober 2022, 20:40 Uhr

Eine Wölfin hatte Ende Juni in der nordsächsischen Gemeinde Liebschützberg Aufsehen erregt. Sie machte sich auf einem Grundstück an einem Ball und einem Hundepool zu schaffen und schleppte eine Solarlampe weg. Eine Zeit lang war Ruhe. Doch jetzt streift die Wölfin wieder am Haus herum. Die Bewohner sind sehr besorgt.

"Ende Juni hat der Wolf unseren Hundepool zerrissen. Das war das erste Mal, wo ich ihn das erste Mal live gesehen habe", erinnert sich Jana Schiefer. Schon damals hatte ihr das Tier Angst gemacht. In jüngster Zeit käme der Wolf öfter in die Siedlung - nicht nur nachts, sondern auch tagsüber, sagt die 36-Jährige. Das zeigten die Aufnahmen privat installierter Wildkameras. Diese würden das Tier aller zwei bis drei Wochen filmen. "Der Wolf ist neugierig", hat die Liebschützbergerin beobachtet. Das Tier probiere ihrer Meinung nach an die Siedlung heranzukommen.

Wölfin im Herbst wieder da

Nach dem Vorfall in der Nacht des 22. Juni hatte die Fachstelle Wolf einen Elektrozaun und Fotokameras am Haus der Familie aufgebaut. Eine Weile lang war es danach ruhig geblieben. Wegen einer Baumaßnahme der Gemeinde wurde im Herbst der Zaun abgebaut. Kurz darauf lief der Wolf wieder an der Siedlungsstraße entlang.

Angst, dass das Kind dem Wolf begegnet

Das sorgt für innerliche Unruhe bei Jana Schiefer, auch weil ihr Sohn hier früh zur Schule geht. "Es kommt die dunkle Jahreszeit, da ist die Angst groß." Schließlich käme der Wolf meist im Dunkeln. Von der Fachstelle Wolf habe die Familie Hinweise erhalten, wie sie sich bei einer Begegnung mit dem Tier am besten verhalten soll. Man solle schreien und laut klatschen, sagt Jana Schiefer.

Aber sich so zu verhalten, sei selbst für einen Erwachsenen schwierig, findet sie. Die 36-Jährige weiß nicht, was ihr Sohn dann in so einer Situation tun würde. Und wie werde der Wolf auf das Kind reagieren? Was passiert, wenn ihr Junge wegrennt? "Man muss auch den Menschen schützen", meint die besorgte Mutter.

Familie will Umsiedlung des Wolfes

Inzwischen hat die Familie sogar Nordsachsens Landrat um Hilfe gebeten. "Wir fordern mehr Handlung seitens der öffentlichen Stellen", sagt Schiefers Partner Benjamin Ehrlich. "Was hier passieren sollte, ist eine Umsiedlung, damit Ruhe einkehrt. Das habe aber ich nicht zu entscheiden, sondern die Fachstelle Wolf mit der Unteren Naturschutzbehörde", so der 38-Jährige. Wenn die Familie morgens oder abends mit dem Hund Gassi geht, verhält sie sich nicht mehr so unbekümmert wie vor der besagten Juninacht. Benjamin Ehrlich schaue sich häufig um, dass der Rücken frei ist.

Fachstelle: Wolf verhält sich nicht atypisch in Liebschützberg

Der Wolf ist streng geschützt, erklärt Patrick Irmer von der Fachstelle Wolf. Aktuell gebe es in Sachsen etwa 30 Wolfsterritorien und von einer Aufhebung des Schutzstatus könne noch keine Rede sein. Die Wölfin, die in Liebschützberg aufgetaucht ist, entstamme aus dem Rudel der Gohrischheide. Ihr Verhalten sei nicht atypisch, das Tier flüchte vor Licht und Menschen, so Irmer.

In den letzten 20 Jahren kam es in Deutschland zu keinem dokumentieren Angriff auf Menschen durch den Wolf.

Patrick Irmer | Fachstelle Wolf

Experten beobachten Lage

"Vom Wolf geht für den Menschen keine unmittelbare Gefahr aus", betont der Mitarbeiter der Fachstelle. "In den letzten 20 Jahren kam es in Deutschland zu keinem dokumentieren Angriff auf Menschen durch den Wolf. Näherungen von Wölfen sind unglaublich selten". Aber gerade jetzt in der Jahreszeit, wenn die Felder abgeerntet sind, können vermehrt Sichtungen stattfinden.

In Liebschützberg sei die Fachstelle nach wie vor mit dem Monitoring vor Ort und dokumentiere, um in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde weitere Maßnahmen treffen zu können.

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MDR (ama)/tnn

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | SACHSENSPIEGEL | 07. Oktober 2022 | 19:00 Uhr