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KulturEin Hauch von Metal und Größenwahn: Bruce Dickinson in Leipzig

28. Januar 2023, 16:40 Uhr

Die britische Heavy-Metal-Band Iron Maiden ist mit über 130 Millionen verkauften Alben weltweit eine der bekanntesten und beliebtesten Bands. Ihr Frontmann Bruce Dickinson ist ein Weltstar, ein Multitalent und erst im vergangenen Jahr endete mit der "Legacy of the Beast"-Tournee eine der größten Stadientourneen der Band. Sänger Dickinson ist es gewohnt, riesige Hallen zu füllen, laut zu machen und mit Feuer zu spielen. Doch im Leipziger Haus Auensee sprach er vor nur wenigen hundert Fans über sein Leben und seine Karriere. MDR SACHSEN-Reporterin Sina Meißgeier war dabei.

"666 - The Number of the Beast" - das sind wohl die berühmtesten und die berüchtigsten Liedzeilen der britischen Heavy-Metal-Band Iron Maiden. Aufgewachsen in einer verschlafenen Kleinstadt bei Sheffield in Großbritannien bei seinen Großeltern und mit 13 Jahren in ein Jungsinternat gesteckt, schien es fast unvermeidlich, dass aus dem musikinteressierten Spross ein Hard Rocker wird.

Heute ist Bruce Dickinson 64 Jahre alt, dreifacher Vater und war 30 Jahre mit seiner Frau verheiratet, bis sie sich 2019 scheiden ließen. Darüber spricht er am Abend überhaupt nicht, wohl aber über den Krebs im Mundbereich, gegen den er 2015 kämpfte und der für ihn als Sänger das Karriereende hätte bedeuten können. "Erst wenn du krank bist, siehst du plötzlich, wo überall Krankenhäuser stehen", berichtet er von seinen Erlebnissen nach der Krebsdiagnose, die er kurz vor Weihnachten bekam.

Schwarze Jeans statt verrückte Hosen

Der Einladung zum intimen Abend mit Bruce Dickinson sind mehrere hundert Fans gefolgt - viele tragen Iron-Maiden-Pullover oder ärmellose Jeansjacken mit Aufnähern. Bruce Dickinson dagegen steht in schwarzer Jeans, Shirt und Kapuzenjacke mit roten Turnschuhen auf der Bühne. Ein völlig ungewohntes Bild, denn bei Konzerten trägt er die verrücktesten Hosen.

Dickinson erzählt chronologisch aus seinem Leben und vergisst auch nicht, lebhaft von Drogen wie blauen Aufputschpillen und Marihuana zu berichten. Oder von wilden Nachtfahrten beispielsweise von Schottland nach London, um vom Konzert zu einem Anwaltstermin zu kommen. All das lässt sich so oder so ähnlich in seiner 2018 auf Deutsch erschienenen Autobiographie "What does this button do?" nachlesen.

2016 hat die Band auch ein Videospiel veröffentlicht. Bildrechte: Roadhouse Games

Ein gefeierter Metal-Gott

Er bietet ein ziemlich durchchoreographiertes Programm, das an erwartbaren Stellen Lacher hervorbringt, und spricht über 90 Minuten hindurch: auf Englisch und ganz frei. Nur einmal pausiert er kurz, um an seinem Bier zu nippen. Der Abend mit Bruce Dickinson zeigt: Hard Rock und Heavy Metal sind beliebte Musikrichtungen. Die Sängerinnen und Sänger werden für die Fans häufig zu großen Helden - nicht nur auf dem "Wacken Open Air", dem größten Metal-Festival der Welt, sondern bei jedem Auftritt.

Metal ist ein Lebensgefühl. Ich höre diese Musik, seit ich Jugendliche bin. Aber das war eben erst in den frühen 2000er-Jahren. Und ich bin eine Frau. Ich kann also nicht nachempfinden, wie es für ältere männliche Metaller sein muss, einem ihrer Idole so nah zu sein. Ein Journalist aus Kassel ist für ein Online-Metal-Magazin bei der Veranstaltung und ich spüre, wie für ihn am Abend ein Lebenstraum in Erfüllung geht.

Selbstironie und einige seltsame Witze

Ich dagegen fühle mich weit weg von Dickinson, denn da schwingt ein Hauch von Größenwahn mit. In seinen Erzählungen steckt zwar Selbstironie, aber die kann er einbringen, weil er unfassbar reich und berühmt ist. Zum Beispiel sagt er über die Feuershows der Band: "Wir sind wie Rammstein, aber die Billigvariante" - nun ja, es ist wohl eher umgekehrt und ich glaube, das weiß der Iron-Maiden-Frontmann auch genau.

Dickinson reißt auch einige Witze über den Missbrauch in der Kirche oder die Corona-Pandemie. So überlegt er nämlich, wie ein blauer Strich über seinem Mund auf einem alten Bild vielleicht der Ursprung des Virus gewesen sein könnte. Dann erzählt er etwas von einer chinesischen Wäscherin, die das Tuch mit der blauen Substanz nach China bringt, von wo aus sich 40 Jahre später Covid-19 ausbreitet. Diese Theorie sei so glaubhaft wie andere, resümiert er.

Außerdem nicht zu vergessen: ab und an ein Peniswitz. Doch das verzeihe ich ihm, denn er ist nun einmal ein Weltstar in einem harten Business. Und jetzt ohne Ironie: Wenn es einen Ort gibt, an dem man sich als Frau sicher und respektiert fühlt, dann ist es unter Metallern. Diese Erfahrung durfte ich schon auf vielen Konzerten machen.

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MDR

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