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Ärgernis für FamilienSpielplätze in der Leipziger Innenstadt: "Das war mir peinlich"

09. März 2023, 08:45 Uhr

Die Leipzigerin Monika Lembke wollte zu Weihnachten mit ihrer Enkeltochter Leila auf einen Spielplatz. Am besten in oder nahe der Innenstadt. Schon die Suche erwies sich als schwierig, sagt sie. Mit dem Ergebnis konnte sie sich auch nicht anfreunden. Die Vorsitzende des Leipziger Kinder- und Familienbeirats sieht die Situation ebenfalls kritisch.

Der Ärger ist bei der Leipzigerin Monika Lembke noch nicht verraucht: Weihnachten war ihre Enkeltocher Leila da. Für den 20 Monate jungen Besuch sollten auch Spielplatzausflüge zum Programm gehören.

Zunächst konnte die 76-Jährige, die mit ihrem Ehemann in der inneren Westvorstadt lebt, in der Innenstadt keine Anlaufstelle entdecken. Deshalb ging es dann auf den Spielplatz am Rennbahnweg im Clara-Zetkin-Park. Die Bedingungen dort befriedigten sie jedoch keineswegs: "Es waren viele Kinder da, aber für kleine Kinder? Da ist praktisch nichts."

Kurzes Vergnügen an Rutsche und Schaukel

Eine Rutsche wurde getestet: "Die ist ein Meter lang, da ist Leila rauf - und war zack wieder unten. Das macht ja keinen Spaß." Es gab eine Schaukel für Kleine, aber leider nur gemeinsam mit Erwachsenen. Und weil es nur eine war, "standen die Leute Schlange mit ihren Kindern". Großmutter Lembke vermisste "Schaukeln, in die die Kleinen hineingesetzt werden können, kleinkindgerechte Wippen oder Geräte zum Rutschen, die nicht als Miniature-Ausführung daher kommen."

Trampolin in Beton?

Weiter ging es zu einem im Boden eingelassenen Trampolin: "Da musste mein Sohn die Tochter festhalten, das Trampolin ist umrahmt mit Beton. Wenn da ein Kind fällt, kann es sich schon einmal die Zähne ausschlagen."

Einige Röhren zum Durchklettern in der Nähe machten auf Monika Lembke auch keinen vertrauenserweckenden Eindruck: "Die sehen etwas scharfkantig aus. Ich würde mein Kind da nicht klettern lassen. Es ist auch niemand durchgeklettert." Es schien auch schon alles etwas älter zu sein, so die Diplom-Wirtschaftsingenieurin. Insgesamt sei für Leila an der Rennbahn "nichts richtig interessant gewesen".

Die sind umzäunt, mit Kameras versehen und werden abends abgeschlossen.

Monika Lembke über Spielplätze in New York

Brooklyn und Lissabon bieten mehr als Leipzig

Wohl habe sich die Enkeltochter auf den Spielplätzen in Leipzig nicht gefühlt, meint Monika Lembke: "Das war mir peinlich." Kein Vergleich zu Brooklyn, einem Stadtbezirk in New York: "Dort lebt mein Sohn Philipp mit seiner Familie. Da haben die Kinder ganz viele Möglichkeiten. Die Spielplätze sind riesengroß und mit allen möglichen Geräten versehen."

Man könne dort nach Herzenslust rutschen, klettern, wippen, balancieren und schaukeln: "Dort gibt es Gestelle mit nicht nur einer, sondern sieben, acht oder neun Schaukeln. Da braucht niemand zu warten." Und auch für die ganz Kleinen wäre gesorgt: "Sie haben Schaukeln, in denen man die Kinder so reinsetzen kann, dass die oben sicher sitzen und unten die Beine heraushängen." Es gebe auch Plätze als geschützter Raum, so Monika Lembke: "Die sind umzäunt, mit Kameras versehen und werden abends abgeschlossen."

Auf der Rückreise von Leipzig in die USA legte die Familie noch einen Zwischenstopp in Lissabon ein. Portugals Hauptstadt ist mit etwa 500.000 Einwohnern etwas kleiner als Leipzig: "Auch dort gab es deutlich bessere Spielmöglichkeiten als in Leipzig. Viel mehr mitten in der Stadt. Warum ist so etwas hier nicht möglich?", fragt sich Lembke.

Tagesmutter: "Geräte an der Moritzbastei wirken wie Kunstobjekte"

Tagesmutter Christina Creutz sieht die Spielplatzsituation im Leipzigs Zentrum "bescheiden, um es noch höflich auszudrücken. Zentrumsnah gibt es nahezu nichts. Die Spielgeräte an der Moritzbastei wirken eher wie Kunstobjekte". Andere Orte seien nur mit dem Auto erreichbar.

Die 43-Jährige, die im Stadtteil Leutzsch täglich bis zu fünf Kinder im Alter von einem bis drei Jahren betreut, ist auch der Mangel an Kleinkindschaukeln aufgefallen. Den Spielplatz an der Rennbahn kennt sie: "Dort gefällt mir die Unterteilung in kleinere und größere Kinder. Im Sommer sehr attraktiv ist der Matschspielplatz." Ein Parcours ziehe zwar alle Kinder an, sei für Kleinere aber ebenso ungeeignet wie das Röhrensystem, weil sie dort ohne Hilfe nicht hoch kämen.

Zuweilen vermisst sie "eine klare Abgrenzung zur Straße", so wie bei einem Spielplatz im Stadtteil Gohlis: "Da sind es von der Rutsche bis zur Straße nur 1,5 Meter." Außerdem ärgert sie sich über fehlende Renovierungsarbeiten: Sie berichtet von einer Steinschnecke, an der "nach einer Lücke mittlerweile immer mehr Steine fehlen". Oder einer fehlenden Gummifallmatte an einer Schaukel, die "nachbestellt werden musste, das ist nun ein halbes Jahr her".

Tagesmutter Creutz verweist auf einen Spielplatz am Auensee und kritisiert dessen Instandhaltung: "Da gibt es unter anderem ein Piratenschiff aus Holz. Alles sehr nett und hübsch anzusehen. Aber da hat in den vergangenen zehn Jahren Pflege gefehlt. Zumal der Platz stark frequentiert wird. Nun sieht der nicht mehr gut aus, immer wieder müssen Teile abgesperrt werden. Vielleicht kann man da vorbeugender agieren, um nicht am Ende Schäden beseitigen zu müssen?"

Kinderbeirat: "Luft nach oben in der City"

Die Vorsitzende des Kinder- und Familienbeirates Leipzig, Eva Brackelmann, sieht in der City "noch Luft nach oben. Spontan fallen mir eineinhalb Spielplätze/Spielgeräte ein. Das war es leider schon." Für Familien mit kleinen Kindern bis zu zehn Jahre sei "nicht so viel dabei". Sie gibt zu bedenken, dass nicht viele Familien in der Innenstadt wohnen und fragt: "Wie lässt sich die Aufenthaltsqualität dort insgesamt erhöhen? Menschen/Familien, die Leipzig besuchen, möchten sich auch einfach ausruhen und ihren Kindern beim Spielen zuschauen", so die Geschäftsführerin der Evangelischen Aktionsgemeinschaft für Familienfragen (eaf Sachsen). Das Konzept "Spielen am Wege" sei auch schon 15 Jahre alt.

Generell gelte: "Rücksicht ist überall geboten, so auch auf Spielplätzen. Die Kommune muss natürlich für die Instandhaltung sorgen, aber die Nutzerinnen und Nutzer sind auch gefragt, sei es bei der Müllentsorgung oder dem Anleinen von Hunden."

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Nur zwei Spielplätze in Leipzigs City

Sind Spielplätze in Leipzigs Innenstadt tatsächlich rar gesät? Das Amt für Stadtgrün und Gewässer antwortet auf Nachfrage von MDR SACHSEN, in der Innenstadt gebe es einen "sehr hohen städtebaulichen Verdichtungsgrad".

Und weiter: "Trotz dieser besonderen Herausforderungen ist es durch die Umsetzung des in den Jahren 2007 und 2008 erstellten Spielraumkonzepts Innenstadt 'Spielen am Wege' gelungen, mehrere Spielmöglichkeiten in der Innenstadt anzubieten. Dazu zählen der Spielplatz 'Labyrinth' an der Reichsstraße und die Spieleinsel Augustusplatz an der Moritzbastei. Auf den Rasen- und Wiesenflächen des Promenadenrings besteht jederzeit die Möglichkeit des selbstbestimmten freien Spielens und Naturerlebens."

Hintergrund: Spielplätze in LeipzigDerzeit hat Leipzig rund 320 Spielplätze.

Erneuert werden aktuell unter anderem die Anlagen Schillerhain, Rehbacher Anger und Dammstraße. Auch der Spielplatz Herderplatz in Connewitz wird noch saniert. Er soll in diesem Frühjahr fertig werden. In der Hafenstraße am Lindenauer Hafen wird ein neuer Naturspielbereich gebaut. Folgende Spielplätze sollen voraussichtlich 2024 erneuert werden: Johannapark, Emmausstraße, Liselotte-Hermann-Straße und Schulze-Delitzsch-Straße.

Dem Amt für Stadtgrün und Gewässer stehen seit einem Ratsbeschluss 2012 jedes Jahr 250.000 Euro für die Entwicklung öffentlicher Spielplätze zur Verfügung. Hinzu kommt Geld für Ausbau und Neubauten. Die Gelder für 2023 muss der Stadtrat noch beschließen.

Kosten für Reparaturen trägt der Eigenbetrieb Stadtreinigung. Er kontrolliert im Auftrag des Amtes für Stadtgrün wöchentlich die Spielplätze.Stadt Leipzig / Amt für Stadtgrün und Gewässer

Lob fürs "AbenteuerDorf" in Anger-Crottendorf

Mutter Jana Ludwig hat einen neunjährigen Sohn und lebt in der Südvorstadt. Auch sie ist mit dem Angebot nicht zufrieden: "Leipzig hat zu wenig Spielplätze. Es fehlen zum Beispiel Wasserspielplätze, gerade in der Stadt. Ich habe immer das Gefühl, es fehlen inhaltliche Konzepte." Während Monika Lembke das Angebot für Kleinkinder kritisiert, kommen für Jana Ludwig die Größeren zu kurz: "Die Größeren sind ja gedanklich oft als 'Ninja Warrior' (sie durchqueren einen Geschicklichkeitsparcours, Anm. d. Red.) unterwegs. Also wären Muskeltraining und Hangeln etwas."

"Richtig gut" in Leipzig findet sie den Spielplatz "AbenteuerDorf" in Anger-Crottendorf. Der ist auf einem Kids-Campus mit der Kita "Dschungelbande" und dem Hort "WeltEntdecker" und auch für Familien außerhalb der regulären Kita-Öffnungszeiten offen.

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Der Tag | 02. März 2023 | 10:17 Uhr

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