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LeipzigWürfel sind gefallen: Erfurterin gewinnt Kniffel-Meisterschaft

18. September 2022, 18:42 Uhr

Das Würfelspiel "Kniffel" feiert in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag und gilt bis heute als eines der beliebtesten Familienspiele. Schließlich braucht es nur fünf Würfel, einen Becher und einen Spieleblock. Das Stadtgeschichtliche Museum in Leipzig zeigt noch bis Mitte Oktober eine Ausstellung über die Geschichte der Würfel- und Brettspiele. Deshalb hat es am Sonntag die deutschen Meisterschaft im "Kniffel" ausgerichtet.

Knapp 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer verschiedener Altersgruppen haben am Sonntag in Leipzig an einem Kniffel-Wettbewerb teilgenommen. wie das Museum mitteilte, als Siegerin ging die 21-jährige Tina Göltzner aus Erfurt hervor. Es war erst der Zweite seiner Art in Deutschland und Höhepunkt der Ausstellung "Die Welt als Würfel. 5000 Jahre Glück im Spiel". Die wurde um einen weiteren Monat - also bis Mitte Oktober - im Stadtgeschichtlichen Museum verlängert.

Hoffnung auf weitere Meisterschaften

Tim Rood, Kurator der Ausstellung, sagte im Gespräch mit MDR SACHSEN: "Wir haben nicht im Einzelnen nachgeschaut, woher die Teilnehmer kommen. Ich vermute aber, dass die meisten aus Leipzig und der Umgebung angereist sind". Er hoffe, dass sich die Meisterschaft ähnlich etabliert, so wie beim Brettspiel "Mensch-ärgere-dich-nicht" schon gibt.

Tim Rood ist Kurator der Würfelausstellung im Stadtgeschichtlichen Museum, das die Kniffel-Meisterschaften ausgerichtet hat. Bildrechte: picture alliance/dpa | Sebastian Willnow

Der Wettbewerb sei eine gute Möglichkeit gewesen, Menschen sonntags ins Museum zu bringen. Rodd selbst habe die Begeisterung für Brett- und Würfelspiele erst durch die Ausstellung richtig entdeckt. "Ich denke, bei Kniffel zählen viel Glück und Zufall, aber es ist auf jeden Fall auch Strategie dabei", sagte der Kurator.

Schnell Spielefreundschaften geschlossen

Es wurde in drei Runden gespielt und jeweils vier Teilnehmende saßen an einem Tisch beieinander. Nach jeder Runde wurde die Spielzusammensetzung neu ausgelost. Kaum einer kannte also seine Kontrahentinnen und Kontrahenten. Umso erstaunlicher war es daher, dass bereits nach wenigen Minuten jeder Runde sich Lachen und freundschaftliche Gespräche unter den Knifflern entwickelten. Ausstellungskurator Rood stellte dazu freudig fest, dass Würfel- oder Brettspiele über Generationen hinweg verbinden.

Spielen mit Würfeln oder am Brett verbindet über Generationen hinweg.

Tim Rodd | Kurator der Würfelausstellung im Stadtgeschichtlichen Museum

Gut Kopfrechnen dank "Kniffel"

Für den Kniffel-Wettkampf gab es keine vorherige Qualifikation. Jede und jeder ab sechs Jahren konnte teilnehmen. Karl aus Halle ist sieben Jahre alt und einer der jüngsten Teilnehmer. Er kniffelt fast jeden Tag mit seiner Mutter. "Seit wir regelmäßig Kniffel spielen, haben sich seine Rechenkenntnisse wirklich verbessert", sagte sie.

Dass "Kniffel" Rechenkompetenzen und intuitives Lernen fördert, bestätigt auch der Spielleiter, Udo Schmitz. Er ist für seine wichtige Tätigkeit aus Dohna im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge angereist. Der gebürtige Kölner lebt seit 22 Jahren in Sachsen und arbeitet auch als Spielpädagoge. Er veranstaltet regelmäßig Familienspielewochenenden in Zusammenarbeit mit dem Sächsischen Sozialministerium. "Kniffel ist ein klassisches Urlaubsspiel, weil man es überall spielen kann. Außerdem fördert es durch den Zufallsaspekt die Fähigkeit, verlieren zu können. Und auch gewinnen können, muss gelernt sein", so die Erfahrung von Schmitz.

Menschen würfeln einen "Kniffel" an jeder Ecke

Michael aus Leipzig ist begnadeter Spieler: "Kniffel ist so ein Spiel, das sich so wegspielt. Es ist wirklich einfach und es kann im Prinzip jedes Kind spielen. Ich hätte meinen Sonntag wirklich um einiges schlimmer verbringen können", witzelte er und ist sich außerdem sicher: Kniffel - das ist ein Glücksspiel und Strategie helfe da nicht viel. "Du weißt ja nicht, was bei den anderen Spielern aus dem Würfelbecher kommt".

Michael spielt unter anderem gegen Simon und Pablo. Die beiden jungen Männer sind mit Freundinnen und Freunden extra aus Stuttgart zum Kniffel-Wettbewerb angereist - aus purem Spaß, wie sie sagen. In der dritten Runde fallen an diesem Tisch allein fünf Kniffel, das heißt alle fünf Würfelaugen zeigen die gleiche Zahl. Pablo schafft sogar zwei und bekommt dafür allein zweimal 50 Punkte. Eigentlich eine gute Startbedingung für das Finale. Wären da nicht an den anderen Tischen jede Runde auch viele "Kniffel" gefallen.

Zur Herkunft und Geschichte des Kniffel-WürfelspielsDas Kniffel-Spiel gelangte über Puerto Rico und die USA nach Deutschland. 1972 stellte Schmidt-Spiele das erste Kniffel-Set her und ist seitdem Marktführer. In den USA ist das Spiel als "Yahtzee" bekannt. In der DDR haben die VEB Berlinplast in den 1980er-Jahren eine eigene Variante unter dem Namen "Pasch" hergestellt und unter die Menschen gebracht.

MDR (sme)

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | SACHSENSPIEGEL | 18. September 2022 | 19:00 Uhr