Landtagswahl Leipzigs neue Farben: So hat Ihre Nachbarschaft abgestimmt
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03. September 2024, 15:54 Uhr
Leipzig stimmt anders ab als Sachsen: weniger Blau und Schwarz, dafür mehr Grün und Rot. Detaillierte Karten der Wahlergebnisse zeigen, wie die Nachbarschaften abgestimmt haben, was sich im Vergleich zu 2019 geändert hat und wo sich die AfD ausbreitet.
Leipzig stimmt bei Wahlen traditionell ganz anders ab als Sachsen, auch bei der Landtagswahl am vergangenen Sonntag war das so. Ginge es nach den Leipzigerinnen und Leipzigern, dann könnte Michael Kretschmer (CDU) gemeinsam mit Grünen und SPD weiterregieren. Die drei Parteien holen zusammen rund jede zweite Stimme. Die AfD liegt bei unter 20 Prozent, Linke und BSW kommen auf zweistellige Ergebnisse.
Aber auch Leipzig ist keine einheitliche Fläche. Je nach Stadtteil schneiden die Parteien ganz unterschiedlich ab. Detaillierte Ergebnisse aus den Leipziger Urnenwahlbezirken zeigen, welche Parteien in welchen Nachbarschaften besonders beliebt sind und was sich im Vergleich zu 2019 verändert hat.
Die Ergebnisse für Briefwählerinnen und Briefwähler lassen sich nicht eindeutig den Wahllokalen zuordnen. Die Daten beziehen sich also ausschließlich auf Wähler, die in den Wahlkabinen ihre Kreuze gesetzt haben.
In einigen Nachbarschaften holt die AfD 40 Prozent
2019 war Leipzig in 404 Urnenwahlbezirke aufgeteilt, in jedem davon wählten ein paar Hundert Menschen. Damals holte die CDU in rund jedem zweiten Wahlbezirk das beste Zweitstimmenergebnis. Die Grünen lagen in jedem vierten Wahlbezirk vorne, die meisten davon in den Stadtteilen Südvorstadt, Lindenau und Reudnitz. Die AfD gewann 83 Wahlbezirke und schnitt vor allem an den Stadträndern gut ab. Auch die Linke holte mancherorts die meisten Stimmen, zum Beispiel in Connewitz und in den Wohnbezirken rings um den Torgauer Platz.
Bei der Wahl am vergangenen Sonntag haben sich Leipzigs Farben nun verändert. Viele Wahlbezirke stimmten nach wie vor Schwarz - aber vor allem an den Stadträndern breitete sich die AfD aus. In 157 von 414 Urnenwahlbezirken erzielte die AfD das beste Ergebnis. In einigen Nachbarschaften von Grünau-Nord, Mockau und Thekla stimmten 40 Prozent der Wählerinnen und Wähler in den Wahllokalen für die AfD.
Sogar die SPD taucht auf der Gewinnerkarte auf
Grün ist auf der Gewinnerkarte fast gar nicht mehr zu sehen, dafür mehr Dunkelrot: In Connewitz holte die Linkspartei mancherorts rund 40 Prozent der Stimmen, und auch in Lindenau wählte rund jeder Vierte links. Sogar die SPD tauchte auf der Gewinnerkarte auf: In einem Wahlbezirk südwestlich vom Coppiplatz in Leipzig-Nord lag sie mit 19,9 Prozent der Stimmen auf dem ersten Platz.
Bei den gezeigten Ergebnissen ist jedoch zu beachten, dass sie nur einen Teil der Wählerschaft abbilden. Rund 38 Prozent der Wählerinnen und Wähler haben nach MDR-Berechnungen ihre Stimme per Brief abgegeben. Unter ihnen schnitt die AfD deutlich schlechter ab als in den Wahllokalen.
CDU, Linke und Grüne erzielten hingegen unter Briefwählern bessere Ergebnisse. Könnte man die Briefwähler hinzuzählen, wäre auf den Karten also vermutlich weniger Blau und dafür mehr Schwarz, Rot und Grün zu sehen.
Wahlkreise, Urnenwahlbezirke und Briefwahlbezirke
- Wahlbezirke sind die kleinste Ebene, für die bei Landtagswahlen in Sachsen Ergebnisse ermittelt werden.
- Für die Landtagswahl 2024 wurde Leipzig in 414 Urnenwahlbezirke, 167 Briefwahlbezirke und acht Wahlkreise aufgeilt.
- Zu jedem Wahlkreis gehören einige Dutzend Wahlbezirke.
- Nach Schließung der Wahllokale werden die Stimmen zunächst in den Wahlbezirken ausgezählt und schließlich auf Wahlkreisebene zusammengetragen.
Auch die Karte der Zweitplatzierten hat sich verändert. 2019 lagen AfD und CDU an den Stadträndern meist an zweiter Stelle, Grüne und Linke im Zentrum.
Bei dieser Wahl ist das Bild ähnlich: Die AfD belegt fast überall dort den zweiten Platz, wo die CDU auf dem ersten Platz liegt und umgekehrt. Das heißt: Wo die eine Partei gut abschneidet, erzielt meist auch die andere ein respektables Ergebnis.
Eine neue Farbe auf der Zweitplatzierten-Karte
Ähnlich ist es bei den Grünen und Linken, die sich in Zentrum-Süd und den umliegenden Stadtvierteln die zweiten Plätze untereinander aufteilen.
Außerdem erscheint diesmal eine neue Farbe auf der Karte: In drei Urnenwahlbezirken holt das BSW die zweitmeisten Stimmen. Ihre besten Ergebnisse mit bis zu 16,7 Prozent erzielte die Partei in Lößnig nördlich des Siegfriedplatzes.
Die Ergebnisse sind also wenig überraschend: Connewitz bleibt eine Linken-Hochburg, auch die Grünen sind im Zentrum vergleichsweise stark. An den Stadträndern wählen die Großstädter hauptsächlich AfD und CDU.
Mit Hilfe der folgenden beiden Tabellen können Sie herausfinden, in welchem Wahlbezirk Sie wohnen und wie Ihre Nachbarschaft in den Wahllokalen abgestimmt hat:
Michail Bakunin vor 5 Wochen
Leipzig bleibt links! War schon immer so und wird auch so bleiben.
Interessant dabei ist, das Leipzig mittlerweile einen Anteil von rund 20 % Menschen mit Migrationshintergrund hat. Und wir wählen weiterhin vernünftig. Da wo (fast) keine Ausländer wohnen, ist die AfD in Sachsen am stärksten. In manchen Kaff gibt es maximal einen Döner und 2 Migranten, trotzdem sehen die Bewohner dort überall Ausländer. Und das ist auch ein Grund, warum Leipzig weiter wachsen wird, neben Dresden. Die jungen progressiven Sachsen werden weiter nach Leipzig ziehen, weil in ihrer Heimat leider zu viele verbitterte alte Menschen wohnen. Wer weiß, vielleicht stellen in 20 Jahren Dresden und Leipzig die Mehrheit der Bewohner Sachsens, dann wird sich vielleicht auch endlich mal etwas in der sächsischen Politik zum positiven wenden.
Der Pegauer vor 5 Wochen
Höchst interessant die Kartengrafiken. Anhand der Wahlbezirke kann man leicht herausfinden, welche Großvermieter dort ihre Wohngebäude haben. Und so lässt sich manches Wahlergebnis besser erklären.
astrodon vor 5 Wochen
@Phoenix: " je katastrophaler die Ergebnisse" - aber für wen ?