Frau unter der Dusche
Wer sein Duschwasser abkühlt, um Energie zu sparen, riskiert möglicherweise eine Legionellen-Infektion. Bildrechte: Colourbox.de

Energiesparen Legionellen: Gesundheitsamt Leipzig warnt vor Temperatursenkung bei Warmwasser

04. Dezember 2022, 16:45 Uhr

Legionellen sind im Trinkwasser der großen sächsischen Städte Chemnitz, Dresden und Leipzig trotz Energiesparens weiter selten. Das hatte eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur im November ergeben. Dennoch erhalten die Gesundheitsämter viele Nachfragen über eine mögliche Gefahr. Das Gesundheitsamt Leipzig warnt deshalb vor Schnellschüssen, sondern empfiehlt strategische Überlegungen am Haus.

Wer die Warmwassertemperatur im Haus unter 55 bis 60 Grad Celsius senkt, kann Legionellen-Infektionen begünstigen. Darauf hat der Leiter des Gesundheitsamtes Leipzig, Nils Lahl, im Gespräch mit MDR SACHSEN hingewiesen. "Wenn ich die Wassertemperatur von meinem Warmwasserspeicher herunterschraube, befördere ich mikrobiologisches Wachstum. Ab einer gewissen Grenze sind die dann sehr lustig und vermehren sich". Damit hätte man sich einen Bärendienst erwiesen, so Lahl weiter.

Schrittweise Überlegungen zum Energiesparen statt Schnellschuss

Eine unkontrollierte Temperaturabsenkung zum Energiesparen hält Lahl für einen Schnellschuss und empfiehlt stattdessen, sich folgende Fragen zu stellen: Sind die Leitungen gut isoliert? Muss überall, wo Warmwasser anliegt, es auch wirklich verfügbar sein? Werden alle Stellen, die derzeit versorgt werden, überhaupt genutzt?

Spätestens aller 72 Stunden müsse das Wasser bewegt werden, um Legionellenbildung zu vermeiden. "Alle Wasserentnahmestellen, die ich habe, müssen auch benutzt werden", so der Gesundheitsamtsleiter.

Illustration von stabförmigen Bakterien auf Haut oder Schleimhaut
Legionellen sind stabförmige Bakterien, die im schlimmsten Fall eine Pneumonie auslösen können. Bildrechte: IMAGO / Science Photo Library

RKI: Fünf Prozent der Legionellen-Infektionen verlaufen tödlich

Dem Gesundheitsamt Leipzig sind in diesem Jahr bereits 14 Fälle von Legionellen-Infektionen gemeldet worden, zwei Menschen sind daran gestorben. Lahl befürchtet, dass sich diese Zahlen durch das Energiesparen noch deutlich erhöhen könnten. Bundesweit hat das Robert-Koch-Institut in den Jahren 2010 bis 2020 insgesamt 555 Todesfälle durch die sogenannte Legionärskrankheit registriert. Durchschnittlich fünf Prozent der gemeldeten Infektionen enden demnach tödlich.

Was sind Legionellen? Legionellen sind Bakterien, die beim Menschen unterschiedliche Krankheitsbilder verursachen, von grippeartigen Beschwerden bis zu schweren Lungenentzündungen. Sie sind weltweit verbreitete Umweltkeime, die in geringer Anzahl natürlicher Bestandteil von Oberflächengewässern und Grundwasser sind.

Legionellen vermehren sich am besten bei Temperaturen zwischen 25 °C und 45 °C. Oberhalb von 60 °C werden sie meistens abgetötet und unterhalb von 20 °C vermehren sie sich kaum noch. Besonders in künstlichen Wassersystemen wie Wasserleitungen in Gebäuden finden die Erreger bei entsprechenden Temperaturen gute Wachstumsbedingungen. In Ablagerungen und Belägen des Rohrsystems können sich die Legionellen besonders gut vermehren. infektionsschutz.de

MDR (U. Köhler/sme)

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