Kriminalität Nach Drogen-Razzia: Anklage gegen drei Männer aus Colditz erhoben

10. August 2023, 11:52 Uhr

Crystal, eine Cannabisplantage, Waffen und viel Bargeld. Die Ausbeute bei einer Razzia im März in Colditz bei Leipzig war groß. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft Chemnitz Anklage gegen die Hauptverdächtigen erhoben. Den Männern wird bandenmäßiger Drogenhandel vorgeworfen. Nach MDR-Recherchen sollen sie einem rechtsextremen Netzwerk angehören und in der Region bis heute ihre Spuren hinterlassen haben.

Die Staatsanwaltschaft Chemnitz hat gegen die drei Männer, die im März wegen mutmaßlichen Drogenhandels in Colditz festgenommen wurden, Anklage erhoben. Wie die "Freie Presse" berichtet, lautet der Vorwurf bandenmäßiger Drogenhandel.

Drogen im Wert von mehr als einer halben Million Euro beschlagnahmt

Weil womöglich Fluchtgefahr besteht, sitzen die drei Männer seit der Razzia in Untersuchungshaft. Einen Termin für einen Gerichtsprozess gibt es noch nicht.

Polizeibeamte hatten bei einer Razzia 5,5 Kilogramm Crystal im Wert einer halben Million Euro, eine Cannabisplantage mit rund 2.600 Pflanzen, sieben Waffen und 32.000 Euro in Bar gefunden.

Zudem wurden drei Luxusautos beschlagnahmt. Bei den Angeklagten handelt es sich um einen 67 Jahre alten Vater und dessen 35 und 38 Jahre alten Söhne. Vor der Razzia lagen gegen die Familie N. Hunderte Anzeigen vor, unter anderem wegen Drogenhandels und Verstöße gegen Bewährungsauflagen.

Familie gehörte zur Neonazi-Szene in Colditz

Wie MDR-Recherchen zeigen, war die Familie Teil eines rechtsextremen Netzwerks. In Colditz hatte sich seit der Wende eine aktive Neonazi-Szene gebildet. Rechtsextreme trugen auf dem Marktplatz T-Shirts mit Totschläger und der Aufschrift "Angstzone Colditz". Rechtsextreme Kampfsportler posierten vor dem damaligen Betrieb der Familie N. 2008 zogen 100 vermummte Neonazis durch die Innenstadt und beschädigten ein Elektronikgeschäft und einen Dönerladen.

Auch nach der Festnahme äußerten Anwohner gegenüber MDR Investigativ ihre Skepsis darüber, dass das rechtsextreme Netzwerk nun ein Ende gefunden habe. "So lange wie nicht insgesamt alles durchleuchtet ist, auch die Strukturen, kehrt auch keine Ruhe ein", sagte eine Person aus Colditz, die anonym bleiben will. Bei einem Stadtfest im Mai kam es nach der Veranstaltung zu Hitlergrüßen und "Heil Hitler"-Rufen.

Seit der Drogen-Razzia beschäftigt sich auch der Innenausschuss des Sächsischen Landtages mit Colditz, der Familie N. und den rechtsextremen Strukturen in der Kleinstadt.   

MDR (mad)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Leipzig | 10. August 2023 | 07:30 Uhr

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