Spiel & Spaß Toben, lernen und erleben: Das Kindermuseum Unikatum in Leipzig

22. Juli 2022, 18:00 Uhr

Alte Tonscherben, Münzen und präparierte Insekten angucken - bloß nichts anfassen! So hat MDR SACHSEN-Reporterin Katharina Pritzkow früher Museumsbesuche hassen gelernt. Entsprechend wenig Lust hat sie auch heute, ins Museum zu gehen. Aber sie gibt dem Ganzen noch eine Chance. Ein Besuch im Leipziger Kindermuseum soll es richten. Denn hier gelten diese starren Regeln von früher nicht zwangsläufig. Stattdessen sind Bewegung, Kreativtität und Mitmachen angesagt.

Anmerkung der Redaktion: Diese Reportage ist ursprünglich im Rahmen unserer Ausflugstipps für die Sommerferien in Sachsen entstanden. Das Kindermuseum Unikatum ist aber auch im Winter einen Ausflug wert.

Wenn ich nur das Wort "Museum" lese, möchte ich weiterklicken und wegscrollen. Ich gehe wirklich nicht gerne ins Museum. Der Grund liegt wie so oft in der Kindheit: stundenlange Besuche in Museen, die so ziemlich kein Konzept für Kinder oder Jugendliche hatten. Von einem Ausstellungsstück zum nächsten traben und die Erklärtafeln lesen - leise bitte. Nur gucken, nicht anfassen! Für mich gab es früher nichts langweiligeres als ins Museum zu gehen. Leider hat sich das festgesetzt. Schon damals habe ich mir geschworen, bei meinem Kind will ich das anders machen. Das heißt: Ab ins Museum - aber kindgerecht.

Kindermuseum Unikatum Das Kindermuseum Unikatum wurde 2009 von der Künstlerin Annegret Hänsel gegründet. Nach eigenen Angaben ist es bisher das einzige freie Kindermuseum in Mitteldeutschland.

Die Ausstellungen sind so konzipiert, dass sie sich in erster Linie an Kinder richten, aber auch an ihre erwachsenen Begleitpersonen.

Und so finde ich mich 25 Jahre später im Leipziger Stadtteil Plagwitz wieder. Mit dabei ist mein 3-jähriger Sohn. Eine Kollegin hatte mir das Kindermuseum Unikatum schon vor Wochen oder sogar Monaten empfohlen: "Das müsst ihr mal gemacht haben", hat sie gesagt und war selbst schon zig Mal mit ihrem Kita-Kind dort.

Wir stehen also in der Zschocherschen Straße - ein bisschen laut und eine Spur liederlich sieht es hier aus - zumindest wenn man die Gegend mit den großen und geordneten Wegen der Innenstadt vergleicht, wo sonst Museen zu finden sind. Auch der Eingangsbereich hat kaum etwas mit klassischen Museen gemeinsam: Schon beim Reinkommen gibt es große Augen bei uns beiden, denn wir gehen durch das hauseigene Café, sehen in die verglaste Auslage. Kuchen und viele andere Leckereien versprechen schon jetzt einen süßen Abschluss unseres Aufenthalts. Später! Erst einmal geht es ins Foyer zur Kasse und in die Ausstellungsräume.

Mit der UV-Lampe durch den Schwarzlichtraum

Meine kleine Begleitung ist schon vom Vorraum begeistert. In jeder Ecke steht etwas zum Anfassen, Bewegen und Spielen. Lesen kann er natürlich noch nicht und versteht deshalb nicht gleich, dass die UV-Taschenlampe und die Schutzbrille gebraucht werden, um einen Code im Schwarzlichtraum zu entschlüsseln.

Dafür ist das Becken mit feinstem Sand ein Highlight, von dem er kaum wegzubewegen ist: Je nachdem, wie er den Sand aufschichtet, entstehen mithilfe von farbigen Lichtern und Linien neue Landschaften mit Bergen und Tälern. Faszination. Und der mitgebrachte Lieblingsdinosaurier verschwindet nach und nach unter Erdschichten - wie das der kleine Dino-Fan aus zahlreichen Büchern schon kennt.

Geld: eine Ausstellung für (große) Kinder

In den hinteren Räumen geht es zur eigentlichen Ausstellung: Geld ist das Thema. Wie sollte Geld in der Bevölkerung verteilt sein? Wer hat wieviel zur Verfügung? Wann ist man reich? Mit Texten, Multimedia-Inhalten und Bildern wird das Thema für Kinder greifbar gemacht. Auch hier laden Klappen, Drehelemente und Gucklöcher zum Anfassen und selbst Entdecken ein. Allerdings wird auch schnell klar: Die Ausstellung ist etwas für größere Kinder, die mit dem Konzept Geld und Vermögen schon etwas anfangen können. Insgesamt, so lerne ich an diesem Tag, richtet sich das Museum - oder konkret die Ausstellung - eher an Kinder ab Lesealter.

Malen, lesen, klettern - eine kreative Erlebniswelt

Nicht schlimm für den kleinen Entdecker an meiner Seite. Er lässt die Geld-Ausstellung und die Hörstationen zu wichtigen historischen Ereignissen links liegen und sprintet die Treppe hinauf. Es bleibt nicht einmal Zeit, den Fahrradhelm abzusetzen. Hinter der Tür in der ersten Etage verbirgt sich ein kreatives Spieleparadies, das auch viele Kleinkinder glücklich machen dürfte: ein großer Raum mit verwinkelten Ecken gefüllt mit Beschäftigungsmöglichkeiten für Stunden.

Der erste Blick fällt auf die Tische mit Stiften, Papier und Wasserfarben. Weiter hinten steht ein Tisch mit Spielen. Auch Schach ist dabei. An einer Wand hält ein prall gefülltes Bücherregal Klassiker der Kinderliteratur bereit. Direkt daneben liegen Matten und Polster, um es sich beim Schmökern oder Vorlesen gemütlich zu machen. Hier könnten wir Stunden verbringen, schließlich gibt es ganz andere Bücher als zu Hause. Doch wir schaffen gerade mal einige Seiten, bevor das Kind aufspringt.

"Mama, ein Hai! An der Decke!", ruft er und zeigt auf das graue Ungetüm aus Pappmaschee. Es schwebt über einem Tresen im Raum. Sowas hat er noch nie gesehen. Und weiter hinten im Raum kann man Türme bauen mit Kissen in Quader-Form. Eine Rakete mit kleinen Hörelementen gibt's auch noch - ebenso einen Kletterturm mit integriertem Versteck. Klar, dass wir jede einzelne Station ausprobieren. Nach einer guten Stunde sind Mutter und Kind fertig - auch körperlich. Wir haben alles gegeben, um den Kreativraum zu testen.

Kindermuseum Leipzig
Vorne kreativ und konzentriert, hinten ist alles in Bewegung: Das Kreativzimmer im ersten Stock des Kindermuseums bietet Spielspaß für viele Stunden. Bildrechte: MDR/Benjamin Jakob

Ruhe und Entspannung im Innenhof

Es geht wieder nach unten ins Erdgeschoss, aber unser Besuch ist noch nicht vorbei. Das Café - sie erinnern sich. Weil das Wetter so schön ist, sitzen wir draußen und stärken uns ein wenig. Der Innenhof ist begrünt und - wie auch der Raum oben - etwas verwinkelt. Ganz hinten in der Ecke haben wir uns ein Plätzchen gesucht zwischen den Bäumen. Ein kleiner Hügel ist hier aufgeschüttet und bepflanzt worden. Ringsherum stehen Körbe - kleine Lernstationen über Pflanzen. Ganz ruhig ist es hier. Kaum zu glauben, dass wir mitten in der Stadt sind.

Während das Kind auf einem dicken Seil balanciert oder im Sandkasten die schönsten Kuchen bäckt, sitze ich auf der Bank im Schatten und bestaune seine Ausdauer. Zwei Stunden gilt unser Ticket. Unsere Zeit hier ist inzwischen fast vorbei und ich fühle mich inzwischen vor allem entspannt. Ein klassischer Museumsbesuch war das heute natürlich nicht und trotzdem nehmen wir ganz viel mit. Zum Beispiel die Erkenntnis, dass Museen auch Kindern viel Spaß machen können und dass ich mich auf die Empfehlung meiner Kollegin verlassen kann. Der Abschied fällt dem Kind nach diesem Nachmittag schwer. "Kommen wir bald wieder?", fragt er. Klar.

Fazit

An diesem Ort hätten wir noch viele weitere Stunden zubringen können: malen, lesen, hören, klettern, bauen, stempeln - und nebenbei noch etwas lernen. Besser geht es für Kinder doch eigentlich nicht. Besonders gut gefällt mir, dass es ein durchdachtes Preissystem für die Tickets gibt, Menschen im Rollstuhl an der Ausstellung teilnehmen können und beispielsweise Geschwisterkinder, deren Altersabstand etwas größer ist, trotzdem alle auf ihre Kosten kommen. Das Angebot ist so groß, dass viele Interessen verschiedener Altersgruppen angesprochen werden.

Besonders empfehlenswert ist ein Besuch bei heißen Temperaturen. Während sich der Rest Leipzigs an den Badeseen stapelt, hat man das Museum fast für sich alleine und es ist angenehm kühl in den Räumen. Wir werden aber bestimmt auch bei gräulich-abscheulichem Wetter wieder vorbeischauen, auch wenn es dann deutlich voller sein wird.

Adresse und Anreise

  • Adresse: Zschochersche Str. 26, 04229 Leipzig
  • Anreise mit Bahn: Tram 3 oder Bus 74 bis Felsenkeller oder Elsterpassage, von da kurzer Fußweg von rund zwei Minuten
  • Parkmöglichkeiten in Leipzig: kostenfrei direkt auf der Zschocherschen Straße und in der Umgebung

Öffnungszeiten während der Ferien

  • Montags: 14 bis 18 Uhr
  • Dienstag bis Sonntag: 10 bis 18 Uhr

Kosten

  • Pro Person zahlt man im Kindermuseum höchstens 6 Euro.
  • Wer zu zweit oder dritt kommt, zahlt je 5 Euro pro Person.
  • Eine Familienkarte (vier Personen) kostet 18 Euro - also 4,50 Euro Pro Person.

Geeignet für

  • Gruppen
  • Familien
  • Kinder ab Lesealter, aber auch jüngere Kinder können mit Hilfe von Erwachsenen oder großen Kindern Ausstellung und Kreativraum erleben

Barrierefreiheit

  • teilweise barrierefrei
  • Die Ausstellungsräume im Erdgeschoss sind mit mobilen Rampen ausgestattet. Es gibt im Erdgeschoss barrierefreie Toiletten.
  • Der Kreativraum oben ist nur über eine Treppe zu erreichen und nicht barrierefrei für Menschen im Rollstuhl.

Verpflegung

  • Imbiss und Getränke können im Café gekauft werden
  • Eigenes Essen soll nicht mitgebracht werden.

Daran sollte man denken

  • Geld für Kuchen mitnehmen!
  • Sonnenschutz nicht vergessen, denn es gibt auch einen Außenbereich!

Wenn man schon mal da ist ...

  • lohnt sich auch ein Besuch auf der Karl-Heine-Straße. Hier gibt es etwas zu essen, zu trinken und kleine Geschäfte ringsum.
  • findet man einen sehr schönen Spazierweg entlang des Karl-Heine-Kanals. Auf dem Weg gibt es auch einen kleinen Wasserspielplatz.

MDR (kp)

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