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Themenjahr "Buchstadt" 2025Vor 200 Jahren: Buchhandels-Börsenverein wird in Leipzig gegründet

30. April 2025, 10:30 Uhr

Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels begeht am 30. April sein 200. Jubiläum in Leipzig. Gefeiert wird mit einem Themenjahr, das zeigen soll, dass Leipzig nicht nur eine große Vergangenheit als Buchstadt hat, sondern die Literaturszene hier nach wie vor lebendig ist. Das ganze Jahr über sind 40 verschiedene Projekte und Veranstaltungen in Leipzig geplant, wie Ausstellungen, Lesungen, Diskussionen, Rundgänge und Angebote für Kinder.

Leipzig feiert sich in diesem Jahr als Buchstadt. Unter dem Motto "Mehr als eine Geschichte" sind rund 40 Projekte und Veranstaltungen geplant. Anlass für das Themenjahr ist die Gründung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels vor 200 Jahren in Leipzig.

Im Mittelpunkt soll die Zukunft des Buches und der Branche stehen. Ziel sei, die Buchstadt-Tradition als identitätsstiftendes Thema sichtbar zu machen, heißt es von Seiten der Veranstalter. Vor allem gehe es darum, "jungen Perspektiven Raum zu geben und die Buchakteure und -akteurinnen einzuladen, sich zu vernetzen".

Wir wollen den Geburtstag nicht mit einem wechselseitigen Schulterklopfen feiern, sondern stellen uns den Gedanken der Zukunft.

Karin Schmidt-Fridrichs, Vorsitzende Börsenverein des Deutschen Buchhandels

Veranstaltungen: Diskussion, Kinderfest und mehr

Anlässlich des Stichtags der Gründung des Börsenvereins organisiert der Verband am 30. April eine Diskussionsrunde. Geklärt werden soll, welchen Beitrag die Literaturbranche heute in der Gesellschaft leistet oder wie politisch sie sich versteht. Auf das Podium will der Börsenverein Gäste aus Buchbranche, historischer Forschung und Politik einladen.

Man wolle den 200. Geburtstag des Börsenvereins somit nicht mit einem wechselseitigen Schulterklopfen feiern, sondern möchte sich den Gedanken für die Zukunft stellen, sagte die Vorsitzende des Vereins, Karin Schmidt-Friderichs, MDR KULTUR. Man habe auch eine politische Selbstverpflichtung der Branche, der man sich nicht oft genug bewusst werden könne.

Auch für Kinder bietet das Themenjahr zur Buchstadt Leipzig einiges, im Mai 2025 das "Festlesen", ein kleines Festival. Bildrechte: Gert Mothes

Der Leipziger Verlag Palomaa Publishing veranstaltet eine Lesereihe zu "Weiblichen Stimmen aus der Buchstadt Leipzig". Das Junge Literaturbüro lädt am 23. und 24. Mai zum Festival "Festlesen" für Kinder. Außerdem gibt es mit den BookWalkTalks geführte Rundgänge mit Lesungen an verborgenen Buchorten oder Workshops in Schulen.

Jahrhundertealte Tradition als Buch- und Medienstadt

Vom Ende des 18. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts war Leipzig die deutsche Buch-Hauptstadt und hängte Frankfurt als Konkurrentin ab. Die Buch-Geschichte beginnt mit dem einstigen kaiserlichen Messe-Privileg und der Reformation. Beides hatte Leipzig boomen lassen.

1912 wurde die Deutsche Bücherei in Leipzig eröffnet, gemeinsam mit Frankfurt firmiert sie heute als Deutsche Nationalbibliothek. Angegliedert ist das Deutsche Buch- und Schriftmuseum. Bildrechte: IMAGO/Harald Lange

Verlage wie Breitkopf, Brockhaus, Reclam, Seemann, Baedeker oder Insel prägten später den Ruf Leipzigs als Buchstadt international. Vor dem Ersten Weltkrieg wurden 90 Prozent des weltweiten Notendrucks hier realisiert. 1912 eröffnete die Deutsche Bücherei, 1914 strömten mehr als zwei Millionen Besucher zur Weltausstellung für Buchgewerbe und Graphik, BUGRA. Mit der Zerstörung des Graphischen Viertels im Zweiten Weltkrieg endete diese Ära.

Neustart nach der Wende

Nach der Wiedervereinigung gelang der Buchmesse durch das groß angelegte Literaturfest "Leipzig liest" ein Neustart als Publikums- und Autorenmesse. Auch etablierte sich die Stadt mit dem erst abgewickelten und dann wieder gegründeten Deutschen Literaturinstitut neu als ein Ort des Schreibens: Fünf der 20 Nominierten zum Deutschen Buchpreis 2024 leben und schreiben hier, darunter Clemens Meyer, Daniela Krien, Ronya Othmann und auch die Preisträgerin Martina Hefter

Im Leipziger Literarischen Herbst und zum Festival "Leipzig liest" während der Buchmesse werden viele Orte in der Stadt zur Lesebühne. Bildrechte: Gert Mothes

Die Buchstadt-Geschichte schreiben heute nicht mehr die großen Häuser mit den berühmten Namen weiter, sondern junge unabhängige Verlage wie Spector Books, Rotorbooks oder Lubok, die im Umfeld der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst entstanden. Auch Lehmstedt, Voland & Quist oder die Connewitzer Verlagsbuchhandlung setzen die Tradition der Buchstadt Leipzig traditionsbewusst und kreativ fort.

Junge unabhängige Verlage wie Spector Books sind im Umfeld der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst entstanden. Bildrechte: Stiftung Buchkunst / Gert Mothes

Veranstaltungen im Themenjahr "Buchstadt" 2025 (Auswahl)

Ausstellung: "von mir aus" – papan an papan. Ein Leben in Postkarten
Arbeiten des Münchner Carttonisten Manfred von papen, alias papan
Noch bis zum 01.06.2025
Deutsches Buch- und Schriftmuseum

Wortstipendium: Schreibprojekt für Jugendliche
Januar bis Dezember 2025

Ausstellung: "Zwischen Zeilen und Zeiten" – 200 Jahre Börsenverein
Zur Geschichte von Buchhandel und Verlagswesen
23.04. bis 15.12.2025
Deutsches Buch- und Schriftmuseum

Debatte: Das Buch, die Buchbranche und das freie Wort
Diskussionsrunde über die politischen und strategischen Herausforderungen der Branche
Schaubühne Lindenfels
30.04.2025

Tagung: Science MashUp Games und Bücher
Unterhaltsame Fachtagung im Rahmen der Langen Nacht der Computerspiele
Hörsaal GU 318, HTWK Leipzig
23.05.2025

Lesungen/Diskussionen: "Weibliche Stimmen aus der Buchstadt Leipzig"
11.08. bis 26.09.2025

Ausstellung: Die schönsten deutschen Bücher & Workshops
Museum der bildenden Künste
September bis Dezember 2025

BookWalkTalk: Lesungen an verborgenen Buchorten der Stadt

September bis Dezember 2025

Quellen: MDR KULTUR, epd, Stadt Leipzig
Redaktionelle Bearbeitung: ks, bh, gw

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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 30. April 2025 | 03:30 Uhr