Ausstellung "Rollenbilder"Leipziger Bildermuseum arbeitet fehlende weibliche Perspektive auf
Frauen hatten in den vergangenen Jahrhunderten große Schwierigkeiten als Künstlerin zu leben und Aufmerksamkeit zu erlangen. Das Museum der bildenden Künste Leipzig (MdbK) zeigt nun Werke von Frauen aus der eigenen Sammlung und setzt sich kritisch mit seiner Sammlungsgeschichte auseinander, in der Künstlerinnen stark unterrepräsentiert sind.
- In der Ausstellung "Rollenbilder" werden in Leipzig selten gezeigte Werke von Künstlerinnen vom 16. bis zum frühen 20. Jahrhundert gezeigt.
- Das MdbK betrachtet in der Schau auch seine eigene Sammlungsgeschichte kritisch.
- Weibliche Rollenbilder in der Kunst sind zu sehen – Frauen als Muse, Heilige, Femme fatale oder Mutter.
"Rollenbilder" lautet der Titel einer neuen Ausstellung im Leipziger Museum der bildenden Künste (MdbK), die sich ab dem 7. November mit den Frauen in der eigenen Sammlung befasst. Die Schau widmet sich den wenigen aktiven Künstlerinnen, die vor allem in den früheren Jahrhunderten kaum Aufmerksamkeit und Unterstützung erhielten. Gezeigt werden Werke, die ab dem 16. und bis ins frühe 20. Jahrhundert entstanden sind.
Dabei untersucht die Schau, welche Rolle die Frauen zwischen gesellschaftlicher Rollenzuschreibung und eigenständiger Kunstpraxis wahrnehmen konnten – und teils selbstbewusst ausgeübt haben.
Selbstkritik des MdbK
Kritisch hinterfragt wird in der Schau auch die eigene Sammlungsgeschichte. So hingen 2022 in der ständigen Ausstellung des MdbK lediglich fünf Bilder von Malerinnen. Inzwischen hat das Museum diesen Teil der Aufarbeitung im eigenen Depot vorangetrieben. Das ist in der aktuellen Schau zu sehen.
Ausgestellt werden Werke, die bislang kaum oder gar nicht in der Öffentlichkeit zu sehen waren – von Malerei über Handzeichnung, Druckgrafik bis zur Skulptur. Sie stammen von Künstlerinnen wie Käthe Kollwitz, Elisabetta Sirani, Susette Hauptmann, Berthe Morisot, Renée Sintenis und Maria Sibylla Merian.
Die Texte für die Ausstellung haben Leipziger Studentinnen und Studenten der Kunstgeschichte geschrieben. Dabei stand die Frage im Raum, ob man sie plakativer gestalten solle, sagte Kuratorin Sabine Hoffmann bei MDR KULTUR. Man entschied sich aber letztlich einhellig dagegen.
Nur als Akt im Museum?
In der Ausstellung wird auch gefragt, ob Frauen nackt abgebildet sein müssen, damit es ein Bild ins Museum schafft. Dazu werden beliebte weibliche Rollenbilder in der Kunst – die Muse, die Heilige, die Femme fatale, die Mutter – mit Werken illustriert.
Sie sind teils von Frauen gemalt und gezeichnet. Mit dabei ist beispielsweise ein geerdetes Mutterbild von Elisabeth Voigt, einst erste Professorin an der Leipziger Kunsthochschule, gemalt 1925.
Im Gegensatz dazu steht ein Bild der leicht bekleideten Elsa Asenijeff, gemalt um das Jahr 1904 von ihrem zeitweisen Lebensgefährten Max Klinger. Es steht symptomatisch für die Leipziger Verhältnisse in der Malerei um 1900 und zeigt Klingers ambivalentes Verhältnis zum anderen Geschlecht auf.
Doch nicht nur Männer, auch andere Frauen malten mit männlich-sexualisiertem Blick, wie eine bislang unbekannte Zeichnung von Lily Herrmann-Conrady von 1918 zeigt.
Lilla Cabot Perry, die Mäzenatin von Claude Monet
Eines der gezeigten Selbstporträts stammt von der us-amerikanischen Impressionistin Lilla Cabot Perry (1848-1933). Das Gemälde ist laut MdbK ein Impulsgeber für die Ausstellung gewesen. Die Künstlerin habe Claude Monet gefördert und sich in dessen Haus im Giverny bei der Arbeit an der Staffelei gemalt.
Perry war zudem eine der Malerinnen, die mit ihrem Schaffen entscheidend zum Lebensunterhalt ihrer fünfköpfigen Familie beitragen konnte. Damit steht sie im Gegensatz zu vielen anderen kreativen Frauen, denen ihr künstlerisches Leben durch gesellschaftliche Konventionen oder die Verweigerung einer professionellen künstlerischen Ausbildung verwehrt wurde.
Infos zur Ausstellung
Rollenbilder. Frauen in der Sammlung des MdbK
7. November 2024 bis 11. Mai 2025
Museum der bildenden Künste Leipzig
Katharinenstraße 10, 04109 Leipzig
Öffnungszeiten:
Montag geschlossen
Dienstag, Donnerstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr
Mittwoch 12 bis 20 Uhr
Quelle: MDR KULTUR, Museum der bildenden Künste
Redaktionelle Bearbeitung: op, bh
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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | Kulturnachrichten | 07. November 2024 | 08:30 Uhr