Nach Brand in LeipzigMieter in Riesen-Wohnblock: Ohne Wasser und Strom durchs Wochenende
Der Brand im Keller von Leipzigs längstem Wohnblock, der "Langen Lene", ist Tage her. Doch die Folgen schränken hunderte Menschen und eine Firma in ihrem Alltag ein. Vor dem 350 Meter langen Block stehen ein mobiler Toiletten- und ein Wasserwagen. Sie zeugen von der Ausnahmesituation, in der die Mieter leben müssen.
- Tagelang kein Strom, kein Wasser: Vor allem Ältere helfen sich und bleiben gelassen.
- Firma muss umziehen und hat tagelange Verdienstausfälle.
- Polizei sucht Täter der mutmaßlichen Brandstiftung im Keller
Nach einem Kellerbrand am vergangenen Dienstag sind in der Lene-Voigt-Straße 80 Wohnungen ohne Strom und Wasser. Im Hauseingang Nummer 8 fließt in 211 Wohnungen kein Wasser mehr.
Am Mittwoch gab es gar nichts. Kein Wasser, kein Strom. Nur Gestank und aufgeregte Leute.
Antje Weede | Alter, Leben und Gesundheit e.V.
Campingkocher und Wasservorräte beschafft
Der offene Seniorentreff in der "Langen Lene", wie der Häuserblock auch genannt wird, ist in diesen Tagen Anlaufstelle für bisher ganz unbekannte Hilfsanfragen. Wohnungen ohne Strom hätte vorerst batteriebetriebene Campingleuchten bekommen, erzählt die Leiterin des Treffs, Antje Weede.
"Heute müssen wir nicht baden"
Noch bevor die Wasserwerke am Morgen nach dem Brand Wasserwagen vor die Häuser gestellt hatten, habe sie mit ihren Mitarbeiterinnen die Wasservorräte der umliegenden Supermärkte aufgekauft. Ein älterer Herr habe sich aber auch über den Wasserausfall gefreut, sagt Antje Weedel schmunzelnd. Er habe die Pflegerin mit den Worten begrüßt: "Prima, heute müssen wir nicht baden."
Fernsehen ist verzichtbar, Telefon nicht
Inzwischen leben viele Mieterinnen und Mieter den vierten Tag ohne Strom. Dabei fehlt ihnen nicht nur Licht und warmes Essen. Ohne Strom funktionieren auch die meisten Festnetztelefone nicht, Handys können nicht geladen werden. Deswegen hängen an den funktionierenden Steckdosen des Vereins "Alter, Leben und Gesundheit" nun zahlreiche Mobiltelefone. Der Verein betreut in seinem Seniorentreff rund 100 Bewohner. Um Kontakt zu halten, werde nun weniger telefoniert, dafür aber mehr an den Türen geklopft.
Ältere: "Haben schon schlimmeres erlebt"
Fast alle Bewohner sind trotz der Einschränkungen bislang in ihren Wohnungen geblieben. Einige wenige seien zu ihren Kindern gezogen, erzählt Antje Weede. Aber gerade Senioren, die von Pflegediensten betreut werden, könnten nicht einfach weg, die Pflegedienste ihnen nicht nachreisen. Irgendwie würden sich alle in dieser Situation einrichten. Es sei ja nur vorübergehend, sagen vor allem die Älteren.
Ein Nachbar hat mir heute Morgen einen heißen Kaffee vorbei gebracht.
Mieterin in der Langen Lene
Nur hier und da ist Unmut zu hören: Eine Frau beschwert sich, weil die Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft (LWB) sie nicht persönlich informiert habe. Es gebe nur Aushänge, keine Zettel im Briefkasten, sagt sie.
Auf den Aushängen bietet die LWB allen Hilfe an, die nicht allein die schweren Wassereimer in ihre Wohnungen tragen können. Oft sei dies aber gar nicht nötig. Die Bewohner helfen sich gegenseitig, nicht nur beim Wassertragen.
Fußpflege zieht um
Im langen Hausflur im Erdgeschoss riecht es wie im Massagestudio. Der Kosmetik- und Fußpflegesalon zieht gerade in eine Notunterkunft. Seit Mittwoch ruht das Geschäft von Ines Hedel, denn auch sie hat weder Strom noch Wasser. Allen Kunden musste sie vorerst absagen. Nun hofft sie, dass die Versicherung für den Einnahmeausfall aufkommt. Nächste Woche will sie in ihrem Interim ein paar Türen weiter ihre Dienste wieder anbieten. Dort gibt es Wasser und Strom.
Arbeiten unter Hochdruck
Die LWB als Vermieter arbeitet nach eigenen Aussagen mit Hochdruck an der Beseitung der Schäden. So ziehen seit Donnerstag Elektriker durch die Wohnungen, um die Stromversorgung Stück für Stück wieder herzustellen. Sofern es technisch möglich sei, wolle die LWB am Wochenende eine Notstromversorgung einrichten, teilte das Unternehmen MDR SACHSEN mit. Bis alle Schäden repariert sind, werde jedoch noch eine Woche vergehen.
Tätersuche läuft
Bevor die Handwerker in dieser Woche ihre Arbeit in der Lene-Voigt-Straße aufnehmen konnten, waren Kriminaltechniker und Brandursachenermittler im Wohnblock. Die Polizei schließt nach eigenen Angaben Brandstiftung nicht aus. Ein Täter ist jedoch noch nicht gefasst.
MDR (gri)
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Leipzig | 15. November 2024 | 14:30 Uhr